Wenn heute Abend der 34. Evangelische Kirchentag in Hamburg vor der malerischen Hafenkulisse eröffnet wird, dann werden auch von überall her Kirchenglocken zu hören sein. Klänge, die die Kirchentags-Besucher bis zum Sonntag begleiten werden. Aber einige Glocken, die während des großen Protestanten-Treffens erklingen, heben sich deutlich ab von allen Hamburger Kirchenglocken. Und diese Glocken kommen aus dem Ruhrgebiet zum Kirchentag, sie gehören zum Revierglockenchor Bottrop.
Die Generalprobe in der Martinskirche – dort hat der Revierglockenchor seine Heimat – ist absolviert, die vier großen Koffer für die 43 Handglocken und ein Einzelkoffer eine große Glocke sind gepackt, die Transport-Autos organisiert.
Gruß aus dem Ruhrgebiet
Matthias Uphoff, Kreiskantor des Evangelischen Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten, der den Chor aus 12 bis 13 Mitgliedern leitet, ist die Vorfreude auf Hamburg deutlich anzumerken. Drei große Auftritte hat er mit ihnen vorbereitet. Es geht los mit einem einstündigen Konzert am Freitag Vormittag in der Kirche St. Johannis. „Das erfordert große Konzentration“, erklärt er. Jeder Spieler – jeder Einzelne spielt drei bis vier Glocken – muss genau zum richtigen Zeitpunkt wissen, wann er welche Handglocke einzusetzen hat. „Bei der Generalprobe gab es etwas Unruhe“, erzählt Pfarrerin Anke-Maria Büker-Mamy von der Kirchengemeinde Altstadt schmunzelnd. Sie fährt als Aushilfe-Spielerin mit. „Da fehlte an einer Stelle ein Ton.“ Aber sie weiß auch: „Das Publikum nimmt den Chor in seiner Gesamtheit als menschliches Glockenspiel wahr.“ Wenn da ausnahmsweise ein Ton fehlt, fällt es nicht so sehr ins Gewicht. Gespielt werden spezielle Arrangements für Handglocken, darunter auch bekannte Stücke, etwa ein Satz aus Haydns „Sinfonie mit dem Paukenschlag“. „Aber auch das Steigerlied“, verrät Matthias Uphoff. Das Ruhrgebiet grüßt.
Der Revierglockenchor wird auch bei zwei mit „hochkarätigen“ Teilnehmern besetzten Diskussionsrunden im Congress Center zu hören sein. Einmal geht es am Freitag um das Thema „Arbeitswelten“. Mit auf dem Podium sitzen u. a. Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, und DGB-Chef Michael Sommer. Am Samstag diskutieren u. a. Katrin Göring-Eckardt, Bundestagsvize-Präsidentin, und Verteidigungsminister Thomas de Maizière auf dem Podium, auch sie werden zwischendurch den Bottroper Musikern zuhören.
Und spätestens dann werden die prominenten Protestanten wie auch tausende von Zuhörern im Publikum den Unterschied heraushören zwischen den Hamburger Kirchenglocken und den Klängen des Revierglockenchores Bottrop.