Berlin. . Sprengstoff-Alarm im Schloss Bellevue: Sicherheitsbeamte haben am Freitag einen verdächtigen Brief an Bundespräsident Joachim Gauck entdeckt. Experten entschlossen sich, den Brief im Park von Schloss Bellevue kontrolliert zur Explosion zu bringen. Gauck hielt sich zu der Zeit dem Vernehmen nach nicht in seinem Berliner Amtssitz auf.

Alarm in Schloss Bellevue: Nach den Gift-Briefen in den USA wurde am Freitag im Präsidialamt in Berlin ein Schreiben abgefangen und ein mutmaßlicher Anschlag vereitelt. Denn die Sicherheitsexperten gingen von einer Briefbombe aus. Die Post war an Bundespräsident Joachim Gauck persönlich adressiert. Das Kuvert enthielt ein verdächtiges Pulver.

Vermutet wurde zunächst ein so genannter Initialsprengstoff. Das ist eine Substanz, die sich selbst entzünden kann. Der genaue Inhalt war am Abend noch unklar. Ein Sprecher von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) betonte gegenüber der WAZ-Mediengruppe: „Wir gehen nach wie vor von einem Verdacht auf Sprengstoff aus. Es gibt dafür aber noch keine Bestätigung.“

Kontrollierte Sperrung

Das Bundeskriminalamt (BKA) nahm die Ermittlungen auf. Ein Sprecher des Präsidialamts versicherte, für Gauck habe keine konkrete Gefahr bestanden. In einer Hausmitteilung wurden alle Mitarbeiter in Schloss Bellevue zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen, insbesondere im Umgang mit der Post.

Am Vormittag war das Schreiben aufgefallen. In der Poststelle im Präsidialamt werden alle Briefe durchleuchtet, gegebenenfalls auch gescannt und geröntgt. Die Sicherheitsbeamten entdeckten dabei Hinweise auf einen Sprengsatz. Kleinste Spuren wurden auf chemische Substanzen untersucht. Als die Sensoren anschlugen, riefen Polizei und BKA ein Sprengstoffkommando.

Die Experten entschlossen sich, den Brief im Park von Schloss Bellevue kontrolliert zur Explosion zu bringen. Gauck hielt sich zu der Zeit dem Vernehmen nach nicht in seinem Berliner Amtssitz auf. Der Bundespräsident wurde aber über den Zwischenfall informiert.

Buttersäure an Wowereit

Medienberichte, wonach es sich bei dem Pulver in dem Brief um HMTD handelte, wurden in Sicherheitskreisen nicht bestätigt. Ob die Post tatsächlich gefährlich oder vielleicht „nur“ eine Attrappe war, ist völlig offen. Es war der erste Vorfall dieser Art im Präsidialamt. Ein Bekennerschreiben gibt es bislang nicht. Im Herbst 2010 war im Kanzleramt allerdings schon mal eine Paketbombe sichergestellt worden.

Ein ähnlicher Vorfall war am vergangenen Mittwoch bekannt geworden. Da war in der Poststelle des Roten Rathauses in Berlin ein Päckchen mit Buttersäure entdeckt worden, das an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit adressiert war. Es war eine Attrappe. Nachdem in den USA mehrere „Gift-Briefe“ gefunden worden waren, besteht weltweit die Gefahr von Trittbrettfahrern.