Ruhrgebiet. . Zu schwer, zu kompliziert, nicht lösbar: Diese Mathe-Klausur war nichts. Darüber sind sich tausende Abiturienten einig. Nun beschweren sie sich – unterstützt vom Philologenverband – beim Schulministerium. Sie wollen eine Wiederholung der Prüfung.

Neuer Ärger beim Zentralabitur: Tausende Schülerinnen und Schüler verlangen die Wiederholung der Prüfung für den Mathematik-Grundkurs. Sie sei zu schwer und zu kompliziert formuliert gewesen, heißt es in einem Beschwerdebrief an das NRW-Schulministerium, „Teile der Klausur waren absolut unlösbar“.

Von „Haken und Ösen, die das überschreiten, was normalerweise in Grundkursen gemacht wird“, spricht auch Peter Silbernagel, der Vorsitzende des NRW-Philologen-Verbandes. Es könne auch nicht sein, dass es jedes Jahr Probleme mit den Mathematik-Klausuren gebe.

Eine eigens gegründete Facebook-Gruppe zählte am Donnerstag bereits 3000 Mitglieder. Für Dienstag ist eine Demonstration vor dem Ministerium in Düsseldorf geplant. Die Sprecherin des Schulministeriums reagierte gestern gelassen. „Die Klausuren sind korrekt, und nur darum geht es“, sagte sie dieser Zeitung.

Sorgen um den Notendurchschnitt

Schon während der Klausur kämpften manchen von ihnen mit den Tränen. Im Laufe des Tages brach sich ihre Wut dann Bahn in einer eigens gegründeten Facebook-Gruppe. „Als unsere Lehrerin die Klausuren austeilte, musste sie gestehen, dass die Matritzen-Aufgaben auch für sie unlösbar waren!“, schreibt etwa Maja W.*.

Sie sind geschockt, stinksauer und machen sich wegen der Mathematik-Klausuren große Sorgen um ihren Abiturnotenschnitt. Die Aufgaben seien zu kompliziert und nur schwer zu verstehen gewesen. „Nach der Klausur haben Mitschüler geweint oder mit Fäusten gegen Wände geschlagen“, berichtet die Gladbecker Abiturientin Maria Berke*.

Druck auf den Doppel-Jahrgang

Ohnehin ist der Druck des diesjährigen, eben doppelten Abitur-Jahrganges hoch. Denn sie sind so viele und die NCs so hoch, dass die Zeit bis zum ersehnten Studienplatz mit Praktika, Auslandsaufenthalten und Jobs überbrückt werden muss.

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Doch losgelöst davon kritisiert auch der NRW-Philologen-Verband die Aufgabenstellung für das Mathe-Abitur. „Ich weiß, dass meine Kollegen große Probleme gehabt haben, aus den angebotenen Abi-Aufgaben solche auszuwählen, die noch lösbar für die Schüler sind“, sagt dessen Vorsitzender Peter Silbernagel. Es könne nicht sein, dass es jedes Jahr Probleme mit den Mathe-Klausuren gebe, dass sie fehlerhaft oder schwer verständlich seien. „Das setzt sich bei den Schülern fest, die immer größeren Respekt vor Mathematik entwickeln. Wir fürchten, so etwas hat Auswirkungen auf das Wahlverhalten bei den Kursen“, so Silbernagel.

Sturm der Entrüstung auf Facebook

Der Sturm auf Facebook jedenfalls brauste. „Unser Fachlehrer sagte uns folgende Worte: „Von der Klausur könnt ihr höchstens ein Drittel lösen, die ist viel zu schwer!“ (Robin aus Menden). „Die Stimmung ist im Keller. Auch Einser-Kandidaten hatten Probleme“ (Tina aus Essen) oder „Wird die Prüfung extra so schwer gestellt, um unseren Schnitt zu verschlechtern und genug Studienplätze zu gewährleisten?“ (Mirco aus Bochum).

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Die Abiturienten verfassten eine Petition an das Schulministerium und wollen am Dienstag demonstrieren. Und während der Philologen-Verband kritisiert, dass die Grundkurs-Klausuren oft nur abgespeckte Leistungskurs-Klausuren seien, verteidigt Barbara Löcherbach, die Sprecherin des Schulministeriums, die Aufgabenstellung: „Ein Lehrerteam hat sie erarbeitet und einem Praxischeck unterzogen“. Im Vorfeld habe es keinerlei Proteste der Lehrer gegeben.

* Namen geändert