Tel Aviv. Ein mit einem Maschinengewehr Bewaffneter hat in einem Club für schwule Jugendliche in Tel Aviv ein Blutbad angerichtet. Zwei Menschen wurden nach Polizeiangaben bei dem Angriff am Samstagabend getötet, elf zum Teil schwer verletzt. Der Täter flüchtete.
Ein bewaffneter Überfall auf einen von Homosexuellen besuchten Club erschüttert die Öffentlichkeit in Israel. Ein vermummter Angreifer erschoss am Samstagabend in Tel Aviv ein 17-jähriges Mädchen und einen 26-Jährigen und verletzte elf weitere Gäste. Dann steckte er seine Pistole ein und ergriff nach Polizeiangaben zu Fuß die Flucht. Mehrere Hundertschaften der Polizei suchten am Sonntag nach dem Täter.
«Wir werden ihn der Gerechtigkeit zuführen und das ganze Ausmaß der Gesetze anwenden», sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu während der wöchentlichen Kabinettsitzung. Der schwule Abgeordnete Nitzan Horowitz sprach von einem Hassverbrechen und dem bislang schwersten Anschlag auf die Schwulenszene in Israel. «Wir stehen alle unter Schock», sagte er.
Der 16-jährige Or Gil wurde bei dem Angriff auf das «Café Noir» mit zwei Beinschüssen verletzt. «Zusammen mit einem anderen suchte ich Schutz unter dem Tisch, und er feuerte immer weiter», berichtete Gil auf der Nachrichten-Website «YNet». «Es war schrecklich, als ich aufstand. Ich sah überall Blut.»
Treff für Jugendliche
Der Club diente vor allem Jugendlichen als Treff mit anderen sowie mit Beratern, wie der Mitbetreiber Mike Hamel erklärte. Hier hätten sich Jugendliche austauschen können, von denen viele noch nicht in ihrer Familie über ihre sexuelle Orientierung gesprochen hätten. Hamel machte religiöse Eiferer für die Stimmungsmache gegen Homosexuelle verantwortlich.
Tel Aviv ist für seine liberale Haltung gegenüber Homosexuellen bekannt. Bürgermeister Ron Huldai versicherte, die Stadt werde pluralistisch bleiben. Im konservativeren Jerusalem kommt es hingegen immer wieder zu Kontroversen zwischen Schwulenaktivisten und Ultraorthodoxen. (ap)