Rom/Brüssel. . Die Finanzmärkte verfolgten das Geschehen in Italien nach den Wahlen mit großer Nervosität. Die beiden EU-Kritiker Silvio Berlusconi und Beppe Grillo erhielten so viele Stimmen, dass sie eine europafreundliche Regierung unter Luigi Bersani blockieren und Italien ins politische und finanzielle Chaos stürzen könnten.
Europa blickt mit Sorge nach Rom: Nach der Parlamentswahl ohne klaren Sieger droht Italien eine lange Hängepartie, bis eine Regierung steht oder es sogar Neuwahlen gibt. Die europäischen Partner Roms fürchten eine Rückkehr der Schuldenkrise mit voller Wucht nach Italien – und somit auch in die gesamte Eurozone.
Die Finanzmärkte verfolgen das Geschehen in Italien mit großer Nervosität. Europaweit sackten gestern die Börsen deutlich ab, in Mailand um fast fünf Prozent. Die Zinsen für zehnjährige italienische Staatsanleihen sprangen auf den höchsten Wert seit November.
Hintergrund: Die beiden EU-Kritiker, der skandalumwobene Ex-Premier Silvio Berlusconi sowie der populistische Ex-Komiker Beppe Grillo, erhielten so viele Stimmen, dass sie eine europafreundliche Regierung unter dem Sozialdemokraten Luigi Bersani blockieren und die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone ins politische und finanzielle Chaos stürzen könnten.
Das politische Europa beäugt ängstlich die Entwicklung in Italien. Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der Politiker in Rom. Sie hätten die Verantwortung, die richtigen Entscheidungen zu treffen und das Beste aus dem knappen Ergebnis für Italien und Europa zu machen, sagte Merkel in Berlin.
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"Was in Italien passiert, betrifft uns alle"
„Die Wahlen in Italien haben mit einem sehr schwierigen Ergebnis geendet, für das Land und für die Europäische Union“, erklärte der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz (SPD). „Wir brauchen eine stabile Regierung in einem der wichtigsten EU-Staaten. Was in Italien passiert, betrifft uns alle.“
Der Chef der Liberalen im EU-Parlament, Guy Verhofstadt, mahnte, Italiens Parteien müssten dringend für politische Stabilität sorgen: „Das ist absolut wichtig für die Zukunft Italiens und Europas, wenn wir vermeiden wollen, dass die Eurokrise mit voller Wucht zurückkehrt.“ Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn warnte, die Patt-Situation in Italien sei eine „Katastrophe für den Euro und die Europäische Union“.
In Italien selbst zeichnete sich gestern noch kein Ausweg aus der Patt-Situation ab. Grillo kündigte an, eine mögliche große Koalition von Bersani und Berlusconi zu verhindern. Berlusconi zeigte sich offen für solch ein Bündnis. Aber auch baldige Neuwahlen werden derzeit nicht ausgeschlossen.