Rom. . Beppe Grillo, der ehemalige Komiker, schaffte in Italien mit seiner populistischen „Fünf-Sterne-Bewegung“ aus dem Stand 25,5 Prozent. Er kam als einer daher, der Millionen von Italienern begeisterte, die sich von der alten Politik längst abgewendet hatten.

Drei Sieger könnten sich nach der Wahl in Italien in die Brust werfen – aber keiner tut es. Ein müder Silvio Berlusconi verlangt am Tag danach „Zeit zum Nachdenken“, Sozialdemokrat Pier Luigi Bersani, der sich um seinen Sieg betrogen sieht, schiebt seine Pressekonferenz immer weiter hinaus – und der größte Star von allen, Beppe Grillo, tut etwas, was er noch nie getan hat: Er sagt kein einziges Wort. Er hebt lediglich den Daumen zum „Okay“.

Beppe Grillo also, ein ehemaliger Komiker, schaffte mit seiner populistischen „Fünf-Sterne-Bewegung“ aus dem Stand 25,5 Prozent. Er kam als einer daher, der die Unzufriedenheit der Italiener in Massenveranstaltungen kanalisierte, der der herrschenden Kaste – in seinen „Vaffanculo“ – zu Deutsch: „Leck-mich-am-A...“-Tagen – den Mittelfinger entgegenreckt. Und der damit Millionen begeisterte, die sich von der „alten“ Politik abgewendet hatten.

„Ohne einen Cent Staatsgeld!"

„Schluss mit der Selbstbedienung!“, schrie Grillo von den Bühnen in die Menge. „Ohne einen Cent Staatsgeld“ hat er seine Bewegung aufgebaut. Er will auch weiter darauf verzichten „zu stehlen“: Millionen an Wahlkampfkosten-Erstattung haben seine Abgeordneten schon im sizilianischen Regionalparlament modellhaft zurückgegeben; und wo die Abgeordneten anderer Parteien pro Monat bis zu 13 000 Euro einstreichen, wollen sich die „Grillini“ mit 3000 Euro begnügen. Ob das Sparen bei den Politikern reicht, um Grillos größtes Wahlversprechen – 1000 Euro Bürgergeld monatlich für alle Arbeitssuchenden, drei Jahre lang – zu finanzieren? Grillo behauptet es. Finanzwissenschaftler widersprechen. Aber Grillo kommt an bei den Leuten.

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Sein Erfolg ist eine Blamage für Italiens angeblich größte politische Kraft: Die Sozialdemokraten bleiben bei 25,4 Prozent hängen. Der Protest, das „Vaffanculo“, ist seit dieser Wahlnacht stärkste Partei in Italien. Grillo hat mehr Stimmen von den Sozialdemokraten abgezogen als von Ex-Premier Silvio Berlusconi und seiner konservativen Pdl. Aber die, die so denken wie Grillo, sitzen in allen Lagern. Und in allen Altersgruppen unterhalb von 65 Jahren. Viele der Grillo-Wähler haben bisher gar nicht gewählt, entweder weil sie zu jung waren, oder weil ihnen Italiens Politikbetrieb zuwider war.

In der Wahlnacht hat Grillo in seinen Internet-Blog geschrieben: „Wir sind die absolut größte Partei! Ohne uns können Sozialdemokraten und Berlusconi nichts machen! Wenn sie uns folgen, gut. Wenn nicht, wird die Schlacht hart.“

Grillo hat auf der gleichen populistischen Schiene wie Silvio Berlusconi einen starken Anti-Europa-Wahlkampf betrieben. Beide lehnen „Übergriffe“ aus Brüssel und Berlin ab; beide schwadronieren vom Ausstieg aus dem Euro. Zusammen kommen sie auf etwa 55 Prozent der Wählerstimmen. „Wenn das keine Lehre für Europa ist!“, schrieb die Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“.

Berlusconis Aufholjagd

Neben Grillo und dem politisch gelähmten Sozialdemokraten Bersani will Silvio Berlusconi als der eigentliche Triumphator dieser Schlacht gelten. Im Lauf weniger Wochen hat er tatsächlich um sechs Prozentpunkte aufgeholt – in der Hauptsache, weil er den Menschen teure Steuerrückerstattungen versprach: „Und wenn’s vier Milliarden Euro aus meiner eigenen Tasche sind.“

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Silvio Berlusconi, der nun wieder kräftig mitmischt, ist aber deshalb nur so stark wie die anderen, weil alle miteinander schwach sind. Denn faktisch hat Berlusconis Partei Pdl das schlechteste Ergebnis in ihrer 19-jährigen Geschichte eingefahren. Von 37,4 Prozent bei der letzten Parlamentswahl 2008 ist sie in dieser Montagnacht auf 21,6 Prozent abgestürzt.

Mit solch einem Ergebnis wird man in Italien als Sieger bewundert.