Karlsruhe. Die Bundesanwaltschaft hat ihre Ermittlungen gegen die Neonazi-Terrorzelle NSU offenbar auf einen Jenaer Neonazi ausgedehnt. Er soll während des Raubüberfalls in Eisenach, nach welchem zwei NSU-Terroristen aus Furcht vor der drohenden Verhaftung Selbstmord begingen, in der Nähe gewesen sein.

Im Fall der Neonazi-Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) hat sich die Zahl der Beschuldigten auf 14 erhöht. Nach dapd-Informationen hat die Bundesanwaltschaft bereits am 28. Januar 2013 ein Ermittlungsverfahren gegen den Jenaer Neonazi André K. wegen des Anfangsverdachts der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung eingeleitet.

Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe bestätigte am Dienstag lediglich, dass im Februar 2013 die Wohnräume und das Fahrzeug "eines weiteren Beschuldigten" durchsucht worden seien, der auch vernommen, aber nicht festgenommen wurde. Die Auswertung der sichergestellten Beweismittel sei noch nicht abgeschlossen.

Der Jenaer Neonazi soll bei einem Raubüberfall der NSU in der Nähe gewesen sein

Es gab den Verdacht, dass sich André K. am 4. November 2011 in derselben Mobilfunkzelle aufhielt, in der das Wohnmobil abgestellt war, das die NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos beim Raubüberfall auf eine Sparkassenfiliale in Eisenach nutzten. Beide begingen an diesem Tag Selbstmord in dem Wohnmobil, als sie von der Polizei verfolgt wurden.

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Nach den bisherigen Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft scheint André K. aber zufällig in der Nähe gewesen zu sein. Die Ermittlungen deuteten "auf einen unverfänglichen Grund für den Aufenthalt des Beschuldigten in dieser Funkzelle hin", heißt es. Dies habe den Tatverdacht relativiert. Der 37-jährige K. soll bis zum Untertauchen des NSU-Trios im Jahr 1998 Kontakte zu dem NSU-Trio Beate Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt gehabt haben. Für die Jahre danach, in denen der NSU zehn Morde verübte, gilt das aber anscheinend nicht. (dapd)