Athen. . Zypern hat einen neuen Präsidenten. Der konservative Politiker Nikos Anastasiades muss das Euro-Land durch die schwere Finanzkrise führen. Ihm und dem zyprischen Volk stehen schwierige Zeiten bevor. Anastasiades muss die Verhandlungen über das Rettungspaket so schnell wie möglich abschließen, denn dem Staat geht das Geld aus.
Nach fünf Jahren hat Zypern wieder einen Konservativen Präsidenten. Nikos Anastasiades hat nach ersten Ergebnissen die Wahlen klar gewonnen.
„Die Krise verlangt nach einem Führer“ – mit diesem Motto führte er seinen Wahlkampf. Er hat lange auf eine Kandidatur für das Präsidentenamt hinarbeiten müssen. Dass ihn seine Landsleute ausgerechnet jetzt, in der schwersten Finanzkrise des Inselstaates, zum neuen Staats- und Regierungschef wählten, ist eine echte Herausforderung.
Der Anwalt (66) ist ein politisches Urgestein. Von der Jugendorganisation der konservativen Demokratischen Sammlungsbewegung (Disy) stieg er in der Partei auf, bis er 1997 zum Vorsitzenden gewählt wurde.
Zurückhaltender Analytiker
Anastasiadis ist ein zurückhaltender Analytiker. Er scheut sich nicht, auch unbeliebte Position zu vertreten, wenn er sie für richtig hält. So kämpfte er 2004 als Disy-Chef für die Annahme des Annan-Friedensplans, den Vorschlag des früheren UN-Generalsekretärs Annan für eine Wiedervereinigung der seit 1974 geteilten Insel. Doch es war ein aussichtsloser Kampf: In einer Volksabstimmung lehnten die griechischen Zyprer den Plan mit Dreiviertelmehrheit am 24. April 2004 ab – eine Woche bevor Zypern Mitglied der EU wurde.
Zu Anastasiadis‘ unbeirrbaren Überzeugungen gehört, dass die Zukunft der Inselrepublik in Europa liegt. Er setzt darauf, die Krise mit Hilfe der EU zu meistern. Eine andere Wahl hat Zypern auch nicht. Anastasiadis will einen schlankeren öffentlichen Sektor und Anreize für private Investitionen geben, um die Insel aus der Rezession zu führen.
Merkel versprach Hilfe
Im Januar kam Kanzlerin Merkel eigens zu einem Treffen der Europäischen Volkspartei auf die Insel, um Anastasiadis den Rücken zu stärken. Sie versprach ihm Hilfe, aber keinen Freibrief. Anastasiadis muss nun zuerst versuchen, die Geldwäschevorwürfe zu entkräften. Und er muss die Verhandlungen über das Rettungspaket so schnell wie möglich abschließen, denn dem Staat geht das Geld aus. Spätestens am 3. Juni, wenn zyprische Staatsanleihen im Volumen von 1,4 Milliarden Euro fällig werden, droht die Staatspleite.