Heiligenhaus. . WAZ-Gespräch mit Pfarrer Alfons Demand über den Papst-Rücktritt und seine Wünsche für das zukünftige Pontifikalamt.

Die Rücktrittsankündigung des Papstes hat weltweit Überraschung ausgelöst. Viele Menschen zeigen Verständnis und Hochachtung für diesen Schritt. WAZ-Redakteurin Petra Treiber sprach mit Pfarrer Alfons Demand über seine Empfindungen und Vorstellungen im Hinblick auf das höchste Kirchenamt.

Wie haben Sie Kenntnis vom Rücktritt Benedikt XVI. erhalten?

Demand: Ich hielt es, ehrlich gesagt, zunächst für einen Karnevalsscherz. Ein Kollege rief mich an und sagte: „Du kannst dich bewerben!“ Ich fragte, ob er zu viel getrunken habe. Dann habe ich die Nachrichten im Fernsehen angeschaut und war natürlich schon überrascht. Aber es lag in der Luft.

Wie meinen Sie das?

Wenn Benedikt öffentlich auftrat, hat er sich schon immer schieben lassen. Da merkte man, es geht ihm körperlich nicht so gut. Insofern kann ich den Schritt voll und ganz akzeptieren und tolerieren, dass jemand sagt: „Ich schaffe das Amt nicht mehr“.

Was wird Ihnen in Erinnerung bleiben von der Amtszeit Benedikts?

Einiges Gutes, aber er hatte auch schwer zu kämpfen in seiner Amtszeit. Ganz viele Probleme, wie etwa die Missbrauchsfälle und der Ruf nach Reformen in Bezug etwa auf das Priesteramt, kamen auf. Ich gehe davon aus, dass dies alles mit ein Grund für seine Amtsaufgabe ist.

Wird es nun Reformen in der katholischen Kirche geben, wie viele hoffen?

Ich denke, mit jedem neuen Amtsträger ist die Hoffnung auf Erneuerung und Reform verbunden. Ich persönlich finde, dass sich auf dem Gebiet der Ökumene deutlich mehr tun sollte. Es geht um die Akzeptanz und die Zusammenarbeit der Religionen. Da bestehen noch Defizite auf der „oberen Ebene“. Hier vor Ort haben wir dagegen schon seit längerem eine sehr gut funktionierende Ökumene.

Was für einen Nachfolger könnten Sie sich vorstellen?

Ich könnte mir einen Südamerikaner oder einen Afrikaner auf dem Stuhl Petri gut vorstellen. Darüber wird ja bereits diskutiert und ich denke, dass es der Kirche guttun würde, mal ein anderes als ein europäisches Gesicht als Oberhaupt zu haben.

Aber sind die Kardinäle dazu nicht viel zu konservativ?

Ich habe Bischöfe erlebt, die als konservativ eingestuft wurden. Im Laufe ihrer Amtszeit haben sie sich gewandelt. Ein Beispiel ist für mich der Berliner Erzbischof Rainer Woelki, den Johannes Paul II. damals noch eingesetzt hatte.

Das Amt des Stellvertreters Christi auf Erden ist bislang immer ein lebenslanges gewesen. Wird sich das ändern?

Benedikt hat in seinem Pontifikat ein positives Zeichen gesetzt. Die menschliche Seite des Amtes wurde von vielen Menschen immer hintenan gestellt. Doch der Papst ist ein Mensch aus Fleisch und Blut, und auch ihn können die Kräfte verlassen.

Ist das nicht irritierend?

Es rüttelt nicht an meinem Glauben, und es stellt auch nicht das Amt als solches für mich in Frage.

Wann dürfen eigentlich Priester in Rente gehen?

Die Altersgrenze liegt bei 70 Jahren, dann kann man den Bischof bitten, in den Ruhestand versetzt zu werden. Es geht aber auch schon früher, wenn man sich gesundheitlich der Aufgabe nicht mehr gewachsen fühlt. Dann wird man mit anderen Aufgaben in einer Gemeinde betraut, rückt sozusagen ins zweite Glied.