Es ist das größte Zusammentreffen islamischer Staatsoberhäupter und, so sagen Kritiker, auch das überflüssigste: 26 Regierungschefs werden am Mittwoch zum 12. Gipfel der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) in Kairo erwartet. 31 weitere Mitgliedsstaaten von Mauretanien bis Malaysia haben angekündigt, hochrangige Delegationen in die ägyptische Hauptstadt zu entsenden.

Kairo (dapd). Es ist das größte Zusammentreffen islamischer Staatsoberhäupter und, so sagen Kritiker, auch das überflüssigste: 26 Regierungschefs werden am Mittwoch zum 12. Gipfel der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) in Kairo erwartet. 31 weitere Mitgliedsstaaten von Mauretanien bis Malaysia haben angekündigt, hochrangige Delegationen in die ägyptische Hauptstadt zu entsenden. Die Gipfelteilnehmer wollen nach gemeinsamen Lösungen für die drängendsten Probleme in der muslimischen Welt suchen.

Daran gibt es keinen Mangel, unter anderem stehen die Konflikte in Syrien und Mali, die Revolutionen des Arabischen Frühlings sowie der Nahostkonflikt auf der Tagesordnung. Ekmeleddin Ihsanoglu, der türkische Generalsekretär der OIC, sprach vor dem Gipfel von einer "beispiellos kritischen Periode" für die islamische Welt. Das nur alle drei Jahre stattfindende Treffen gebe den Teilnehmern die Möglichkeit, "ihre Positionen zu koordinieren", sagte er.

Hoffnung auf neue Dynamik

Prominentester Gast des diesjährigen OIC-Gipfels ist der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Nach mehr als 30 Jahren besucht erstmals wieder ein Staatsoberhaupt des bevölkerungsreichsten schiitischen Staates Ägypten. Teheran und Kairo hatten ihre diplomatischen Beziehungen in Folge der iranischen Revolution im Jahr 1979 auf Eis gelegt. Seit dem Amtsantritt des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi hat zwischen den geopolitischen Schwergewichten jedoch vorsichtiges Tauwetter eingesetzt.

Im August des vergangenen Jahres einigten sich die beiden Seiten darauf, ihre Botschaften in den jeweiligen Hauptstädten wieder eröffnen zu wollen. Eine weitere Annäherung scheiterte bislang aber an der gegensätzlichen Haltung zum Regime von Baschar al-Assad in Syrien, das von Iran unterstützt wird.

Neue Dynamik erhoffen sich Kenner auch von den Vertretern des Arabischen Frühlings. Während die Alleinherrscher dieser Staaten den OIC-Gipfel in der Vergangenheit für ihre persönliche Agenda nutzten, sollen die neuen Regierungschefs stärker die Interessen ihrer Bevölkerung in den Vordergrund stellen und Bewegung in die trägen Treffen der OIC zu bringen. Groß sind die Erwartungen besonders an den ägyptischen Präsidenten Mursi. Der Islamist wird in dieser Woche zum obersten OIC-Vertreter gewählt.

Kaum gemeinsame Nenner

Bislang haben die enormen Wirtschaftsprobleme und die anhaltenden politischen Unruhen in den Ländern des Arabischen Frühlings jedoch vor allem dazu geführt, dass diese Staaten ihren Blick verstärkt nach innen richten. Weder im syrischen Bürgerkrieg noch im Mali-Konflikt konnten die "Revolutionsländer" eigene Akzente setzen.

Obwohl ein großer Teil der Kämpfer und Waffen im Norden Malis aus Libyen stammt, schaltete sich der Wüstenstaat nicht in den Konflikt ein. Zu sehr hat die Regierung in Tripolis mit den Nachwehen des blutigen Aufstandes gegen Diktator Muammar al-Gaddafi zu kämpfen. Die übrigen nordafrikanischen Staaten überließen es Frankreich, die Initiative zu ergreifen.

Auch der Syrienkonflikt zeigt, wie viel Mühe die Staaten des OIC haben, eine gemeinsame Linie zu finden. Auf mehr als eine Verurteilung der Gewalt gegen die syrische Bevölkerung und einen vorübergehenden Ausschluss des Landes aus der Organisation konnte man sich bislang nicht einigen.

Irans Ahmadinedschad jedenfalls setzt darauf, dass die Regierungen in den Staaten des Arabischen Frühlings für eine "ausbalanciertere regionale Politik" eintreten werden. Sollten sich Teheran und Kairo künftig auf Augenhöhe begegnen, würde dies positive regionale und internationale Veränderungen mit sich bringen, sagte der iranische Präsident mit Blick auf Syrien und den Nahostkonflikt. Eine von Mursi angeregte erste Syrien-Gesprächsrunde zwischen Iran, Ägypten, Türkei und Saudi-Arabien voriges Jahr war aber im Sande verlaufen.

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