An Rhein und Ruhr. . Münster und Oberhausen bleiben in der Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) landesweit Spitzenreiter, büßen in der Radler-Bewertung aber Punkte ein. Verbesserungen in Essen und Moers. ADFC klagt überEtatkürzungen beim Radwegbau, Verkehrsminister Groschek (SPD) sieht Umfrage als Beleg für „erfolgreiche Politik der letzten 25 Jahre“.
Münster und Oberhausen bleiben die fahrradfreundlichsten Großstädte in NRW. Das geht aus dem neuen „Fahrradklima-Test“ des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) hervor. Während Münster mit der Note 2,61 in der Gesamtbewertung auch die bundesweite Rangliste anführt, behauptet sich Oberhausen (3,48) landesweit auf Platz 2. Beide Städte mussten jedoch im Vergleich zum Fahrradklima-Test 2005 deutlich schlechtere Noten hinnehmen. Oberhausen — seinerzeit bundesweit auf Rang 3 – landete nun hinter hinter Freiburg, Karlsruhe und Kiel nur noch auf Rang fünf. Bei den Kleinstädten unter 100 000 Einwohner bilden die NRW-Kommunen Bocholt, Rees und Rhede das bundesweite Spitzentrio.
Insgesamt hatten rund 80 000 Radler örtliche Bedingungen wie Infrastruktur, Verkehrssicherheit, Abstellmöglichkeiten oder Ampelschaltungen bewertet. Schlechte Noten erhielten Düsseldorf, Bochum und das bundesweite Schlusslicht Wuppertal. Trotz einiger Lichtblicke bezeichnete der ADFC-Landesvorsitzende Thomas Semmelmann das Fahrradklima in NRW als insgesamt „ernüchternd“.
NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) wertet das Umfrage-Ergebnis indes als Beleg dafür, dass „die NRW-Fahrradpolitik der letzten 25 Jahre sehr erfolgreich war und sich nun auch in diesem positiven Urteil der Bürger widerspiegelt“. Er hob hervor, dass gerade Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte in NRW (AGFS) gute Ergebnisse erzielt hätten, etwa Rees und Rhede. Die Mitgliedschaft allein in der seit 20 Jahren bestehenden NRW-Arbeitsgemeinschaft sichert indes noch keine guten Umfragewerte: Köln kommt mit der Note 4,27 bundesweit lediglich auf Rang 31 – zwei Plätze vor Düsseldorf.
Das Radler-Maß aller Dinge
Verkehrsnetz, Abstellmöglichkeiten, Wegweiser, Ampelschaltungen, Autofahrer-Rücksicht – in fast allen Kategorien des „Fahrradklima-Tests“ des ADFC erhalten Münster und Bocholt ordentliche Noten. Ausreißer nach unten gibt es nur in der Kategorie „Raddiebstähle“. Unter den Großstädten nennt ADFC-Landeschef Thomas Semmelmann Münster ein „strahlendes Beispiel“, sieht aber gegenüber der letzten Befragung 2005 erste Verschlechterungen. Münster dürfe sich nicht „auf dem Lorbeer ausruhen“.
Beim ADFC-Fahrradklimatest haben allein in NRW rund 14 000 Radler die örtlichen Bedingungen bewertet. Insgesamt sei die Durchschnittsnote 4,0 insbesondere für die Großstädte an Rhein und Ruhr „ernüchternd“, sagte Semmelmann. Zu den positiven Beispielen gehört Oberhausen, wo das lokale Radwegenetz, die Erreichbarkeit der Innenstadt und die ordentliche Beschilderung von Strecken auffallend gut bewertet wird. Offenbar zahlt es sich aus, dass zwischen Centro, OLGA-Gelände und Innenstadt viel für Radfahrer getan wurde. Trotz der schlechteren Bewertung als 2005 könne sich die Stadt im Vergleich zum restlichen Revier oder etwa Düsseldorf und Köln weiter sehen lassen. Essen sieht der ADFC als „Aufsteigerstadt“, in der der Fortschritt unverkennbar sei. Bei den „kleinen“ Großstädten werden Moers positive Entwicklungen bescheinigt.
Kritik an fehlender Infrastruktur
Mit Sorge sehen die Radfahrer fehlende Investitionen in die Infrastruktur. Die Verkehrsführung im Kreuzungsbereich sei entscheidend für die Sicherheit auf dem Rad, sagte Semmelmann. Der ADFC kritisierte Etatkürzungen der Landesregierungen. Rot-Grün wolle im aktuellen Haushaltsentwurf das Budget für den Radwegebau entlang von Landstraßen von 12 auf 8 Millionen Euro kürzen, sagte ADFC-Sprecher Thomas Rommelspacher. Zudem strichen die Kommunen massiv ihre Mittel im Radwegebau.
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Zumindest das regionale Radwege-Netz an Rhein und Ruhr wird jedoch stetig besser. Am 26. April wird der Römer-Lippe-Radweg eröffnet, der Xanten und Bad Lippspringe auf 295 Kilometern verbindet und an den Erfolg des Ruhrtalradwegs anknüpfen soll. In Bochum baut der Regionalverband Ruhr (RVR) derzeit den „Springorum-Radweg“ zwischen City und Ruhr aus. Und im Kreis Recklinghausen wird die Halde Hoheward an den Emscherpark-radweg angebunden. Insgesamt will der RVR das regionale Radwegenetz in den nächsten fünf bis zehn Jahren von derzeit 700 auf 850 Kilometer auszubauen.
Größtes, noch visionäres Projekt: Im Jahr 2020 sollen Fahrradfahrer auf einem 85 Kilometer langen Radschnellweg quer durchs Revier rollen können, von Duisburg über Essen nach Hamm. Anfang 2014 soll eine Machbarkeitsstudie vorliegen.