Christian Wulff ist sicherlich DER politische Absteiger des Jahres. Aber auch anderen Hoffnungsträger haben im zurückliegenden Jahr - nun ja - die Hoffnungen nicht erfüllt oder aber sich selbst aus der politischen Umlaufbahn geschossen. Unsere Hitliste:

Christian Wulff ist als Bundespräsident zurückgetreten. In einer Erklärung sagte Wulff, Deutschland brauche einen Bundespräsidenten, der das Vertrauen "einer breiten Mehrheit" der Bürger habe. Bundesratspräsident Horst Seehofer übernimmt vorläufig die Amtsgeschäfte. Merkel will nun gemeinsam mit der SPD nach einem Nachfolger suchen.

Bettina und Christian Wulff bei der Rücktrittserklärung
Bettina und Christian Wulff bei der Rücktrittserklärung

In unserem Ranking der politischen Absteiger auf Platz 1: Christian Wulff. Bereits die Wahl des CDU-Politikers ins höchste Amt verlief holprig. Sein Sturz über mögliche "Mitnahmeffekte" war krachend.

Karl Theodor zu Guttenberg 

Er galt als der Newcomer auf der politischen Bühne der Bundesrepublik: Karl Theodor zu Guttenberg. Der CSU-Politiker machte rasch Karriere im Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel. Guttenberg sieht gut aus, tritt smart auf , galt zwischenzeitlich gar als Kanzler-fähig - und verglühte rasch, als herauskam, dass er seine Doktorarbeit in weiten teilen abgeschrieben hat. Es folgte: reuiger Rücktritt und Retiro in den USA. Inzwischen wird wieder über ein Comeback spekuliert.

Glamour pur: Das Ehepaar zu Guttenberg
Glamour pur: Das Ehepaar zu Guttenberg © AFP
Kurt Beck 

Der König von Rheinland-Pfalz schmeißt hin. Hintergrund: Das Milliardendesaster des staatlich geförderten Ausbaus des Nürburgrings zum Event-Center, das haut nicht hin, beruht auf wackligen Gutachten und noch wackligerer Finanzierung. Nach seinem Scheitern als SPD-Chef die zweite große Niederlage für Beck.

Norbert Röttgen 

Auch er galt mal - wie der Freiherr zu Guttenberg - als möglicher Kronprinz der Kanzlerin, als brillanter politischer Denker, rhetorisch messerscharf, - am Ende verhedderte er sich jedoch in den eigenen Ambitionen und scheiterte an mangelnder Sensibilität und Bodenhaftung. Umweltminister Norbert Röttgen wollte sich als CDU-Spitzenkandidat bei der NRW-Landtagswahl das Hintertürchen Berlin offen halten. Die Frage, ob er im Falle einer Niederlage Oppositionschef im Landtag werden wolle, ließ er tagelang unbeantwortet. Die Wähler waren nicht amused: Die CDU und Röttgen kassierten eine herbe Schlappe - Rot-Grün in NRW triumphierte. In der Folge beendete die Kanzlerin auch Röttgens bundespolitische Karriere.

Philipp Rösler 

Der FDP-Chef, der mithalf, seinen Vorgänger Guido Westerwelle aus dem Amt zu hebeln, gilt inzwischen bereits ebenfalls als Auslaufmodell. Er agierte glücklos - unter seiner Führung sackten die Liberalen in den Umfragen auf das Niveau einer Splitterpartei. Aus eigenen Reihen gibt es Überlegungen für die Zeit nach ihm. Politische Auguren prophezeien: Schneidet die FDP bei den niedersächsischen Landtagswahlen im Januar nicht einigermaßen achtbar ab - das heißt fünf Prozent plus X - wird Rösler das politisch nicht überleben.

Klaus Wowereit 

Arm aber sexy - das war der genialische Werbespruch, mit dem der Regierende Bürgermeister Berlins es schaffte, die Pleite-Hauptstadt zur hippen City zu deklarieren - und sich natürlich als Macher dieses Boomtown. Arm ist Berlin weiterhin, sexy dagegen ist - aus politischer Sicht - schon länger nix mehr in der Bundeshauptstadt. Vor allem beim neuen Großflughafen - das wichtigste Infrastrukturprojekt der Hauptstadt - läuft nichts rund: Fehlplanungen,Bauverzögerungen, Pfusch, Finanzdesaster. Auch für Wowereit ist das ein Armutszeugnis.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD)
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD)
Peer Steinbrück 

Peer Steinbrück hätte eigentlich zu den Aufsteigern des Jahres zählen können - als frisch gekürter SPD-Kanzlerkandidat. Doch sein Start ist einigermaßen daneben gegangen: Vor allem seine Tätigkeit als gut verdienender Vortragsreisender und seine etwas elitäre Lebenseinstellung - genannt sei seine Verachtung für Wein, der weniger als fünf Euro die Flasche kostet - dürften ihm beim sozialdemokratischen Publikum nicht

gerade Bonuspunkte einbringen. Steinbrücks Kanzlerkandidatur steht damit erst mal unter einem denkbar schlechten Stern.

Wladimir Putin 

Russlands Präsident und lupenreiner Demokrat hat durch sein Bäumchen-Wechsle-Dich-Spielchen mit Amtsvorgänger Sergej Medwedew seine alte Machtposition im Kreml zurückerobert - und regiert seither mit eisernem Besen. Am offensichtlichsten wurde das etwas rustikale Rechtsverständnis des Staatsoberhauptes und seines Apparates im Umgang mit den Punk-Protestfrauen von Pussy Riot. Die hatten es gewagt, Putin und seine Machtoligarchen öffentlich zu veräppeln - dafür gab es Lagerhaft. Inzwischen kursieren Gerüchte, Putin, der normalerweise gerne den kraftstrotzenden Macho mimt, sei ernsthaft erkrankt. Jedenfalls hat er in den vergangenen Wochen mehrere Termine absagen müssen.

Mitt Romney 

Mitt Romneys politische Karriere hatte 2012 ihre - kurzen - Höhepunkt. Der republikanische Kandidat lag im Rennen um die US-Präsidentschaft lange zurück und leistete sich etliche Pannen. Zudem war der gläubige Mormonen den Wählern lange Zeit suspekt. Als weiterer Ballast kam seine berufliche Vergangenheit als Finanzinvestor (vulgo Heuschrecke) hinzu, die ihn eigentlich für die amerikanischen Arbeitnehmer unwählbar machen. Zudem gefiel er sich in Wählerbeschimpfung. Nichtsdestotrotz: Weil Kontrahent und Amtsinhaber Barrack Obama in der ersten Fernsehdebatte einen lustlosen Eindruck hinterließ schnellten Romneys Werte nochmals hoch. Doch Obamas Entspurt, der noch von Hurrikan "Sandy" unterstützt wurde hatte der Republikaner nichts mehr entgegenzusetzen. Romney unterlag und kann sich jetzt wieder hauptberuflich dem Mehren seiner Millionen widmen.