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Tätowierte hatten mal einen zweifelhaften Ruf. Sie galten als verwegen. Wer einen sah, der dachte an schwere Jungs, an Außenseiter, Schläger, Knackis, an Typen mit „Ihr-könnt-mich mal-Mentalität“. Dabei waren deren Tätowierungen meist eher klein, weit entfernt vom flächendeckenden Körper-Bild.
Vorbei – das war einmal. Das Tattoo ist Alltag, Mainstream, längst kein Schocker mehr. Frauen und Männer lassen sich darauf ein, sogar die Gattin eines gestrauchelten Ex-Präsidenten. Regt sich noch einer über so was auf? Nicht viele. Fast könnte man meinen, heute sind die, die kein Tattoo haben, die Verwegenen.
„Eignungsmängel“ von Polizei-Bewerbern gibt es wohl reichlich. Der Staat kann nicht jeden potenziellen Diener brauchen. Aber der Vorwurf der „überzogenen Individualität“, die eine Tätowierung angeblich ausdrückt, greift nicht. Diese ganze Gesellschaft besteht aus Individualisten, das ist sogar einer ihrer Vorteile. Eine Tätowierung sagt für sich genommen gar nichts aus über Verlässlichkeit und Charakterstärke. Wer die Eignung eines Polizisten feststellen will, der sollte sich nicht mit oberflächlichen Betrachtungen aufhalten.