Masar-i-Scharif. Am Morgen ist der deutsche Verteidigungsminister, Thomas de Maiziere, zu einem Besuch in der nordafghanischen Großstadt Masar-i-Scharif eingetroffen. Als erstes Regierungsmitglied hatte er die Reise in einem ungeschützten, zivilen Airbus angetreten.
Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere ist am Montag zu einem Besuch in Afghanistan eingetroffen. Der Minister landete am Morgen erstmals mit einem ungeschützten, zivilen Regierungs-Airbus direkt auf dem Flughafen der nordafghanischen Großstadt Masar-i-Scharif. Die stabilere Sicherheitslage in der Region habe dies möglich gemacht, hieß es. Bisher waren deutsche Regierungsmitglieder auf dem Weg nach Afghanistan stets im usbekischen Termes in Militärmaschinen umgestiegen, die über Schutzmechanismen gegen Raketen-Beschuss verfügen.
Mit dem Direktflug wollte das Verteidigungsministerium auch verhindern, dass Usbekistan den VIP-Flug auf das Kontingent der wöchentlichen Truppentransporte anrechnet. Dies sei in der Vergangenheit entgegen den vertraglichen Regelungen zwischen den beiden Staaten geschehen. Deutschland bezahlt für die Nutzung des Stützpunktes in Usbekistan, trotzdem kommt es immer wieder zu Unstimmigkeiten. Termes ist das Nachschub-Drehkreuz für den Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch. Derzeit tun dort und in Afghanistan knapp 4800 deutsche Soldaten Dienst.
40 internationale Flüge pro Jahr
Der Flughafen von Masar-i-Scharif liegt am Rande des großen internationalen Militär-Camps, in dem auch die Bundeswehr ihr Hauptquartier hat, er wird aber auch von zivilen Maschinen genutzt. Zuletzt wurde dort ein neues ziviles Terminal mit einer Kapazität von 400 000 Passagieren im Jahr gebaut, nachdem der nicht-militärische Flugbetrieb auf dem wichtigsten Flughafen Nord-Afghanistans in den vergangenen vier Jahren um 240 Prozent zugenommen hatte.
Pro Monat verzeichnet der zivile Flughafen derzeit rund 40 internationale Flüge etwa nach Dubai, Teheran, Pakistan und Katar sowie 250 Inlandsflüge. Das Bundesinnenministerium hilft bei der Ausbildung des Sicherheitspersonals.
Afghanistan-Einsatz begann 2002
Die Bundeswehr in Afghanistan ist Teil der Internationalen Schutztruppe ISAF. Ende 2001 erteilte der Bundestag erstmals ein Mandat für den Militäreinsatz, der Anfang 2002 begann. Ziel ist eine Unterstützung der afghanischen Regierung, Schutz der Bevölkerung und Schaffung eines sicheren Umfelds für den zivilen Wiederaufbau. Bis Ende 2014 sollen alle Kampftruppen das Land verlassen haben. Danach sind weitere Militärhilfen bei Ausrüstung und Schulung geplant.
Derzeit liegt der Schwerpunkt des Bundeswehreinsatzes schon auf Beratung und Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte, die mit bis zu 352.000 Mann geplant sind. Sie sollen bis Mitte kommenden Jahres die Sicherheitsverantwortung im ganzen Land übernehmen. Im Rahmen des Übergabeprozesses haben sie bereits die Verantwortung für rund 70 Prozent der afghanischen Bevölkerung in den eigenen Händen.
Hier werden Soldaten produziert
Gegenwärtig sind 4.760 Bundeswehrsoldaten im Afghanistan-Einsatz. Das aktuelle Mandat sieht eine deutsche ISAF-Beteiligung von maximal 4.900 Soldaten vor. Das sind bereits 450 Soldaten weniger als zu Spitzenzeiten. Das neue Mandat, das derzeit vorbereitet wird, soll eine weitere Reduzierung bringen. Das Afghanistan-Engagement ist der mit Abstand größte Auslandseinsatz der Bundeswehr. (Reuters/dapd)