Washington. . Am Dienstag wählen die USA ihren Präsidenten. Wird es der Methodist oder der Mormone? Der Mädchenvater oder der Jungenvater? Das Herrchen von Bo oder das von Seamus? „Mister Cool“ oder „Mister Rätselhaft“? Barack Obama und Mitt Romney im Vergleich jenseits der Politik.
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Methodist gegen Mormone, eingefleischter Basketball-Fan gegen passionierten Wassersportler, „Mister Cool“ gegen „Mister Rätselhaft“ – mit Mit Barack Obama und Mitt Romney treten an diesem Dienstag zwei sehr unterschiedliche Charaktere im Rennen um die US-Präsidentschaft gegeneinander an, die zwei nicht minder unterschiedliche Politikstile pflegen.
Auch ihre Ehefrauen Michelle Obama und Ann Romney spielen verschiedene Rollen im politischen Leben der Kandidaten. Doch lassen sich in den Lebensläufen der beiden Kontrahenten um das Weiße Haus auch Parallelen erkennen – etwa das Studium an der amerikanischen Elite-Universität Harvard, das beide Männer absolvierten. Aber auch der unbedingte Wille zur Macht gehört zu den Gemeinsamkeiten.
In fünf Punkten hat die WAZ Mediengruppe den Amtsinhaber Barack Obama und seinen Herausforderer Mitt Romney unter die Lupe genommen – mit überraschenden Ergebnissen.
Lebenslauf - der erste Schwarze im Weißen Haus und der Gouverneur von Massachusetts
Barack Hussein Obama wurde am 4. August 1961 auf Hawaii als Sohn eines Kenianers und einer weißen Studentin aus Kansas geboren. Bis zum 10. Lebensjahr lebte er mit seiner Mutter in Indonesien, danach meist bei den Großeltern auf Hawaii. Er studierte in Harvard Jura, war Sozialarbeiter und Bürgerrechtsanwalt. 1997 stieg er in die Politik ein, machte 2004 mit einer fulminanten Parteitags-Rede auf sich aufmerksam und wurde 2005 Senator von Illinois. 2008 bezwang er Hillary Clinton im internen Rennen um die Präsidentschaftskandidatur. Seit 2009 ist er Präsident, der erste Schwarze im Weißen Haus.
Das ist Mitt Romney
Willard Mitt Romney wurde am 12. März 1947 in Detroit geboren. Er wuchs in einem reichen Elternhaus im Nobelort Bloomfield Hills auf. Vater George war Manager in der Auto-Industrie, später Gouverneur und Präsidentschaftskandidat. Als junger Mann ging Romney als Mormonen-Missionar für zwei Jahre nach Frankreich, später wurde er Bischof und regionaler Glaubensführer seiner Kirche. Der Harvard-Absolvent gründete 1984 die Investmentfirma Bain Capital. 2002 brachte er die Olympischen Spiele von Salt Lake City zum Erfolg. Später war er Gouverneur von Massachusetts. Seit 2007 will er Präsident werden.
Familie - Anwältin Michelle und Grundschulliebe Ann
Barack Obama ist seit 1992 mit der Anwältin Michelle Robinson (48) verheiratet. Die 1,80 Meter große Frau, durch tägliches Fitnesstraining gestählt, wurde auf der South Side Chicagos geboren, dem armen Schwarzenviertel. Ihr Vater war Schlosser bei den Wasserwerken, die Mutter Sekretärin. Mit großer Strebsamkeit schaffte Michelle an den Eliteuniversitäten Princeton und Harvard den Doktortitel in Jura. Das Paar hat zwei Töchter: Natasha (11) und Malia Ann (14). Die Beliebtheitswerte der „Mom-in-chief“ (Mutter der Nation) überflügeln die ihres Mannes bei Weitem. Hund „Bo“ ist der Stolz der Obamas.
Mitt Romney hat 1969 seine Grundschul-Liebe Ann Davies geheiratet. Ihr Vater war Industrieller und Bürgermeister von Bloomfield Fields. Für Mitt brach die heute 63-Jährige ihre akademische Karriere ab und widmete sich dem Familienleben. Ihren Universitäts-Abschluss holte sie erst Jahre später nach. Die Tochter eines walisischen Einwanderers gilt als der „große Stabilisierer“ und Entscheider der Familie. Die fünf Jungs der Romneys – Tagg, Matt, Josh, Ben und Craig – sind allesamt aus dem Haus. Die Romneys haben 18 Enkel. Als Familienhund war in den 1980er-Jahren ein Irish Setter namens „Seamus“ verzeichnet.
Lebensstil und Hobbys - Basketball-Fan gegen Wassersportler
Barack Obama hat 2005 für 1,7 Millionen Dollar ein 100 Jahre altes Haus in Chicago gekauft – das „Nest“ der Obamas. Als Präsident verdient er 400 000 Dollar im Jahr. Aus Bucherlösen ergeben sich hohe Zusatzverdienste. Das Magazin „Forbes“ schätzt das Familienvermögen auf sechs Millionen Dollar. Obama ist Sport-Fan, Basketball ist seine Leidenschaft. Manchmal trifft er sich mit Alt-Stars der NBA zum gepflegten Freizeitspiel. Obama verehrt Soul-Sänger wie Al Green, den er mitunter öffentlich singend zitiert. Wenn die Familie schläft, schaltet er den Fernseher ein und entspannt sich bei TV-Serien wie „Homeland“.
Mitt Romney besitzt luxuriöse Anwesen in New Hampshire (samt Bootssteg), Kalifornien (am Strand) und Boston (Stadtvilla). Sein Vermögen wird auf 250 Millionen Dollar geschätzt. Sein Einkommen, 2011 rund 14 Millionen Dollar, rekrutiert sich weitgehend aus Geldanlagen. Die Romneys mögen Wassersport. Ann Romney besitzt Turnierpferde, eines startete bei den Olympischen Spielen in London. Sein Reichtum hat Romney schon mehrfach in Schwierigkeiten gebracht. Einmal bot er einem Widersacher eine 10 000 Dollar-Wette an. Ein anderes Mal gab er kund, dass seine Frau Ann „ein paar Cadillacs“ fährt.
Glaube - Methodist gegen Mormone
Barack Obama ist bekennender Methodist, also Christ („Ich glaube, dass Jesus Christus für meine Sünden gestorben ist“). Aber einer, der seinen Glauben nicht demonstrativ vor sich her trägt, sondern eher im Stillen und im engen Familienkreis praktiziert. Fotos von öffentlichen Kirchenbesuchen mit ihm gibt es kaum. Im Wahlkampf 2008 berief er sich häufig auf christliche Glaubensideale. Nach dem Amtsantritt hielt er sich auffällig bedeckt. Auch in diesem Wahlkampf vermied Obama religiöse Festlegungen. Obwohl mehrfach widerlegt, halten laut Umfragen viele Amerikaner Obama immer noch für einen Muslim.
Mitt Romney kann man ohne seine Zugehörigkeit zur im 19. Jahrhundert gegründeten Kirche „Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ nicht verstehen. Der Lebensstil der Mormonen trägt puritanische Züge (kein Alkohol etc.) und fußt auf engsten Familienbanden. Problem für Romney: Die Glaubensgemeinschaft macht um sich ein großes Geheimnis. Nur Mitglieder dürfen die Tempel betreten. Mit Gattin Ann spendet Romney regelmäßig Millionen-Summen an seine Kirche. Weil die Mormonen wichtigen Wählerschichten der Republikaner suspekt sind, hat er seinen Glauben fast ganz aus dem Wahlkampf herausgehalten.
Charakter - Mr. Cool gegen Mr. Rätselhaft
Für Obama ist das Prädikat „Mr. Cool“ immer noch zutreffend. Er gestattet sich keine öffentlich erkennbare Leidenschaft und Emotion. Es widerstrebt ihm, mit den Republikanern Kompromisse einzugehen, die seinem Ideal von einer Gesellschaft widerstreben, in der „jeder eine faire Chance bekommen muss“. Obama ist ein überehrgeiziger Perfektionist, der mit sich selbst ständig im Wettbewerb steht. Eine gewisse Unnahbarkeit hat er in seiner Amtszeit nicht abgelegt. Das ansteckende Lächeln täuscht nicht darüber hinweg. Amerikas Präsident trägt sein Herz nicht auf der Zunge. Ein Volkstribun wird er nicht mehr.
Mitt Romney bleibt vielen ein Rätsel. Aus seinem Lebenslauf leiten sich zwar Eigenschaften wie „geschäftstüchtig“, „systematisch“, „zielstrebig“ und „verlässlich“ ab. Was den 65-Jährigen aber wirklich antreibt, wo seine unverrückbaren Überzeugungen liegen, darüber wird immer noch spekuliert. Romney hat bewiesen, dass Politik für ihn im Prinzip auch nur ein Produkt ist, das je nach Bedarf den Befindlichkeiten der Wähler und den Erfordernissen des Staates angepasst werden muss. So erklären sich viele Positionswechsel. Kritiker vermissen bei ihm eine „innere“ Haltung. Befürworter loben seinen „flexiblen Pragmatismus“.