Düsseldorf. . Für den früheren Chef der Landesgesellschaft BLB wird es eng. Ferdinand Tiggemann steht unter dem Verdacht der Untreue. Sein mutmaßlicher Partner wurde jetzt zu einer Haftstrafe verurteilt.

In der Affäre um Unregelmäßigkeiten beim Ankauf von Grundstücken für das Land wird es für den früheren Geschäftsführer des Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes NRW, Ferdinand Tiggemann, jetzt eng. Im Steuerhinterziehungs-Prozess gegen seinen einstigen Geschäftspartner Johann G. vor dem Düsseldorfer Landgericht wurde nun bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Wuppertal fest davon ausgeht, dass sich Tiggemann als BLB-Chef der „Untreue“ zum Nachteil des Landes schuldig gemacht haben soll. Zudem soll er der „Tippgeber“ von Johann G. gewesen sein, damit dieser an der Steuer vorbei Immobiliengeschäfte zu Lasten des Landes tätigen konnte.

Der Skandal um den BLB war vor etwa einem Jahr aufgeflogen. Das Verfahren gegen Johann G. war abgekoppelt worden, da der 78-Jährige bereits wegen Nötigung in Haft saß.

Absicht zum Kauf weiter verraten

Rückblick: Unter seinem Chef Tiggemann hatte der BLB in mehreren Fällen Grundstücke zum Bau öffentlicher Gebäude, wie des Landesarchivs in Duisburg, des Polizeipräsidiums in Köln oder des Justizzentrums in Düsseldorf nicht direkt von den Verkäufern erworben, sondern über zwischengeschaltete Projektentwickler. In einigen Fällen konnten diese Entwickler dem BLB die Grundstücke direkt vor der Nase wegschnappen.

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Laut Staatsanwaltschaft gelang dies nur, weil BLB-Chef Tiggemann die Absicht seines Hauses zum Kauf der Grundstücke verraten habe und gleichzeitig Weisungen erteilte, gesetzliche Regeln für Vergaben zu ignorieren. Für die Staatsanwaltschaft Wuppertal ein Fall von „deutlicher Untreue“.

Grundstücke wurden für Steuerzahler um Millionen teurer

Als Vermittler zwischen Tiggemann und den Entwicklern soll laut Staatsanwaltschaft eben jener Johann G. tätig gewesen sein, der nun vor Gericht stand. Auf diese Weise wurden die Grundstücke für den Steuerzahler um etliche Millionen teurer, den Gewinn zu Lasten des Landes teilten sich die Entwickler in der Regel mit G. und dessen Helfern. In vier Fällen warf die Staatsanwaltschaft nun dem 78-Jährigen vor, sich um rund drei Millionen Euro bereichert und Steuern in Höhe von rund einer Millionen Euro hinterzogen zu haben. Das meiste Geld habe G. in bar von der Bank geholt. Unter anderem konnte ihm der Kauf eines Porsche Cayenne aus dem hinterzogenen Geld nachgewiesen werden.

Einen weiteren Teil des Geldes strichen Strohleute ein, die Johann G. benutzte, um den Geldfluss zu verschleiern. So trat etwa ein gewisser Graf Wolff Metternich mehrfach als Dienstleister in Erscheinung – ohne wirklich Aufgaben zu übernehmen. Im Fall des Duisburger Landesarchivs etwa wurde Metternich über eine Strohfirma engagiert. Er sollte drei Millionen Euro erhalten, sobald der BLB für das Land einen Mietvertrag mit den Entwicklern unterzeichnete. Allerdings floss hier kein Geld. Die Entwickler hatten nach eigenen Aussagen den Vertrag mit Metternich vor der ersten Zahlung gekündigt, weil sie Zweifel an dessen Seriosität bekamen.

Besonderheiten auf den Konten

Einen Beweis dafür, dass Johann G. einen Teil seiner Barabhebungen als Dankeschön für die Untreue an Tiggemann weiterreichte, präsentierte die Staatsanwaltschaft Wuppertal am Donnerstag vor Gericht zwar nicht, allerdings legten die Ankläger eine Reihe von Indizien vor, die dafür sprechen sollen, dass Tiggemann als BLB-Chef von den dubiosen Geschäften seines Partners Johann G. profitierte.

Baustelle Landesarchiv

Seit dem symbolischen Spatenstich im April 2010 wächst am Innenhafen in Duisburg mit dem neuen Landesarchiv NRW Duisburgs höchstes Gebäude. Das Foto zeigt den Baufortschritt nach zwei Jahren, genauer am 10. Mai 2012.
Seit dem symbolischen Spatenstich im April 2010 wächst am Innenhafen in Duisburg mit dem neuen Landesarchiv NRW Duisburgs höchstes Gebäude. Das Foto zeigt den Baufortschritt nach zwei Jahren, genauer am 10. Mai 2012. © Stephan Eickershoff
Jetzt, wo der Archivturm seine endgültige Höhe von 76 Metern erreicht hat, ist der Neubau Duisburgs höchstes Gebäude.
Jetzt, wo der Archivturm seine endgültige Höhe von 76 Metern erreicht hat, ist der Neubau Duisburgs höchstes Gebäude. © Stephan Eickershoff
Nun werden auch die ersten roten Dachpfannen aufgebracht. Im Anschluss wird der gesamte Turm rot verklinkert.
Nun werden auch die ersten roten Dachpfannen aufgebracht. Im Anschluss wird der gesamte Turm rot verklinkert. © Stephan Eickershoff
Der Eingang zum Archiv im Turm.
Der Eingang zum Archiv im Turm. © Stephan Eickershoff
2013 soll der spektakuläre Bau an den Mieter übergeben werden. Eröffnung soll dann 2014 sein.
2013 soll der spektakuläre Bau an den Mieter übergeben werden. Eröffnung soll dann 2014 sein. © Stephan Eickershoff
Unter anderem auch das Original der nordrhein-westfälischen Landesverfassung.
Unter anderem auch das Original der nordrhein-westfälischen Landesverfassung. © Stephan Eickershoff
21 Stockwerke ist der fensterlose Turm hoch.
21 Stockwerke ist der fensterlose Turm hoch. © Stephan Eickershoff
Bis der Turm seine endgültige Höhe erreicht hatte, wuchs er von Tag zu Tag um drei bis vier Meter.
Bis der Turm seine endgültige Höhe erreicht hatte, wuchs er von Tag zu Tag um drei bis vier Meter. © Stephan Eickershoff
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© Stephan Eickershoff
Dann soll das neue Landesarchiv genau so aussehen.
Dann soll das neue Landesarchiv genau so aussehen. © NRZ
So sah die Baustelle noch am 8. Mai 2012 aus. Hier war von den roten Dachpfannen noch nichts zu sehen.
So sah die Baustelle noch am 8. Mai 2012 aus. Hier war von den roten Dachpfannen noch nichts zu sehen. © Maximilian Löchter
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Luftbilder von Mitte März 2012.
Luftbilder von Mitte März 2012. © Hans Blossey
140 Meter ist die „Schlange“ lang, der wellenförmige und ebenerdige Anbau, der an den alten Speicher angefügt ist. Luftbilder von Mitte März 2012.
140 Meter ist die „Schlange“ lang, der wellenförmige und ebenerdige Anbau, der an den alten Speicher angefügt ist. Luftbilder von Mitte März 2012. © Hans Blossey
Die nun folgenden Luftbilder zeigen die Großbaustelle im Februar  2012.
Die nun folgenden Luftbilder zeigen die Großbaustelle im Februar 2012. © Hans Blossey
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Das neue Landesarchiv vom Turm der Salvatorkirche gesehen.
Das neue Landesarchiv vom Turm der Salvatorkirche gesehen. © Lars Fröhlich
Das Bauwerk am 28. Oktober 2011.
Das Bauwerk am 28. Oktober 2011. © Stephan Eickershoff
Rechts neben dem Landesarchiv wird zurzeit (Foto vom 25. November 2011) auch der Neubau der Zentrale für polizeitechnische Dienste hochgezogen (LZPD).  Daneben befindet sich die Hitachi-Zentrale.
Rechts neben dem Landesarchiv wird zurzeit (Foto vom 25. November 2011) auch der Neubau der Zentrale für polizeitechnische Dienste hochgezogen (LZPD). Daneben befindet sich die Hitachi-Zentrale. © Stephan Eickershoff
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© Stephan Eickershoff
Wenn das Landesarchiv fertig ist, soll es soll das größte Archiv in Deutschland sein.
Wenn das Landesarchiv fertig ist, soll es soll das größte Archiv in Deutschland sein. © Stephan Eickershoff
Der Lehnkering-Speicher und die Baustelle des neuen NRW - Landesarchiv Anfang November 2011.
Der Lehnkering-Speicher und die Baustelle des neuen NRW - Landesarchiv Anfang November 2011. © Stephan Eickershoff
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Der Neubau von der Schwanentorbrücke aus gesehen. Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Der Neubau von der Schwanentorbrücke aus gesehen. Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011.
Baustellen-Bilder vom 11. Oktober 2011. © Gerd Wallhorn
Ein Foto vom 20. Juli 2011. Der Archivturm ist erst wenige Meter hoch. In der Folgezeit wuchs er um drei bis vier Meter pro Tag.
Ein Foto vom 20. Juli 2011. Der Archivturm ist erst wenige Meter hoch. In der Folgezeit wuchs er um drei bis vier Meter pro Tag. © Stephan Eickershoff
Um keine Verkehrsteilnehmer zu gefährden wurde die Straße nach dem Unwetter gesperrt. Einen noch schlimmeren Sturm - nämlich den der Entrüstung - hat das Projekt da längst hinter sich.
Um keine Verkehrsteilnehmer zu gefährden wurde die Straße nach dem Unwetter gesperrt. Einen noch schlimmeren Sturm - nämlich den der Entrüstung - hat das Projekt da längst hinter sich. © Stephan Eickershoff
Nach schon dubiosen Verkaufspraktiken des Gebäudes und Geländes sind die Baukosten explodiert. Ursprünglich hatte das Land mit 80 Millionen Euro Kosten für das Landesarchiv kalkuliert, im Februar 2011 sind es schon 160 Millionen Euro sein.
Nach schon dubiosen Verkaufspraktiken des Gebäudes und Geländes sind die Baukosten explodiert. Ursprünglich hatte das Land mit 80 Millionen Euro Kosten für das Landesarchiv kalkuliert, im Februar 2011 sind es schon 160 Millionen Euro sein. © Matthias Graben
Im diesem Zusammenhang durchsuchen Staatsanwaltschaft,Polizei und Steuerfahnder mehrere Male Büros von Firmen, die mit dem Bau betraut sind und wurden unter anderem auch im Duisburger Rathaus vorstellig.
Im diesem Zusammenhang durchsuchen Staatsanwaltschaft,Polizei und Steuerfahnder mehrere Male Büros von Firmen, die mit dem Bau betraut sind und wurden unter anderem auch im Duisburger Rathaus vorstellig. © Mark Keppler
Sieben Monate nach dem Spatenstich. Die Baustelle Ende Novemer 2010. Der mittlere Teil des Daches ist schon abgetragen.
Sieben Monate nach dem Spatenstich. Die Baustelle Ende Novemer 2010. Der mittlere Teil des Daches ist schon abgetragen. © Stephan Eickershoff
Knapp ein halbes Jahr später war dann Baubeginn.
Knapp ein halbes Jahr später war dann Baubeginn. © Friedhelm Geinowski
Am 6.Oktober 2010 arbeiten Handwerker auf dem Dach des RWSG-Speichers am Schwanentor.
Am 6.Oktober 2010 arbeiten Handwerker auf dem Dach des RWSG-Speichers am Schwanentor. © Friedhelm Geinowski
So sah das Gelände während der Feierlichkeiten zum offiziellen ersten Spatenstich am 12. April 2010 aus.
So sah das Gelände während der Feierlichkeiten zum offiziellen ersten Spatenstich am 12. April 2010 aus. © Stephan Eickershoff
So sah das Gelände während der Feierlichkeiten zum offiziellen ersten Spatenstich am 12. April 2010 aus.
So sah das Gelände während der Feierlichkeiten zum offiziellen ersten Spatenstich am 12. April 2010 aus. © Stephan Eickershoff
So sah das Gelände während der Feierlichkeiten zum offiziellen ersten Spatenstich am 12. April 2010 aus.
So sah das Gelände während der Feierlichkeiten zum offiziellen ersten Spatenstich am 12. April 2010 aus. © Stephan Eickershoff
Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers und Architekt Prof. Laurids Ortner, der dem ehemaligen Landesvater ein Modell des neuen Archivs überreicht.
Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers und Architekt Prof. Laurids Ortner, der dem ehemaligen Landesvater ein Modell des neuen Archivs überreicht. © Stephan Eickershoff
Am 12. April war dann Spatenstich an der  Schifferstrasse im Duisburger Innenhafen.
Am 12. April war dann Spatenstich an der Schifferstrasse im Duisburger Innenhafen. © Stephan Eickershoff
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© Stephan Eickershoff
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Die Staatsanwaltschaft erklärte, im Rahmen der Ermittlung seien auf den Konten von Tiggemann und seiner Familie Besonderheiten aufgefallen. So habe die Familie in der Regel monatlich rund 3000 Euro von ihrem Konto für ihren Lebensunterhalt ausgegeben. In den Monaten aber, die auf einen Deal von Johann G. zu Lasten des BLB folgten, verzichtete die Familie weitgehend auf Zahlungen von ihrem Konto.

Rechnungen in bar beglichen

Auch Tankrechnungen seien in dieser Zeit in bar und nicht wie üblich über Kreditkarten bezahlt worden. Zudem habe sich Tiggemann ein Auto in bar gekauft und wiederholt höhere Summen bar auf sein Konto eingezahlt. Es sei noch offen, ob Tiggemann das Geld von Johann G. erhalten habe. Der Vorsitzende Richter des Landgerichts Düsseldorf, Markus Fuchs, sagte, über dem Verfahren schwebe der Verdacht der Korruption. Konkrete Zahlungen an Tiggemann hätten aber nicht offiziell festgestellt werden können. Johann G. schwieg während des gesamten Verfahrens.

Unter anderem deswegen wurde Johann G. nun auch nur wegen Steuerhinterziehung zu vier Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Die Ermittlungen gegen Tiggemann, Johann G. und 24 Helfer wegen des Verdachtes auf Korruption und Untreue dauern an. Wann Anklage erhoben werden kann, ist laut Staatsanwaltschaft noch offen.