Washington. . Bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Washington haben sich US-Präsident und Herausforderer Mitt Romney ein humorvolles Rededuell geliefert. Dabei nahmen sich die Präsidentschaftskandidaten vor allem selbst auf die Schippe. Gescherzt wurde über TV-Duelle, Vermögen und misslungene Hochzeitstage.

Nach ihrem erbitterten Schlagabtausch im TV-Duell haben Barack Obama und Mitt Romney zu den Waffen des Humors gegriffen. Anlässlich einer Wohltätigkeitsveranstaltung der katholischen Erdiözese New York lieferten sich die US-Präsidentschaftskandidaten am Donnerstagabend (Ortszeit) eine Debatte der launigen Art.

"Ich habe gelernt, dass dir an deinem Hochzeitstag Schlimmeres passieren kann, als den Kauf eines Geschenkes zu vergessen", sagte Obama in Anspielung auf seine schwache Leistung in der ersten Runde der insgesamt drei Fernsehdebatten.

Der Präsident stellte fest, dass sich Millionen Zuschauer des zweiten Duells, in dem Obama jetzt am Dienstag bei den Wählern wieder punkten konnte, wohl nicht auf die erste Debatte von Anfang Oktober konzentriert hätten - auch er selbst nicht.

Kandidaten nehmen sich selbst auf die Schippe

Zuvor hatte bereits Romney bei dem Abendessen zugunsten bedürftiger Kinder seine Rede gehalten. Er sagte mit humorigem Unterton, beide Kandidaten hätten wichtige Persönlichkeiten in ihrem Umfeld, auf die sie sich verlassen könnten: "Ich habe meine wunderschöne Frau Ann, er hat Bill Clinton."

Obama gegen Romney

Mindestens zwei Mal in der rund 90-minütigen Debatte beschuldigte Obama den Republikaner Romney, die Unwahrheit gesagt zu haben.
Mindestens zwei Mal in der rund 90-minütigen Debatte beschuldigte Obama den Republikaner Romney, die Unwahrheit gesagt zu haben. © AFP
Romney warf dem amtierenden Präsidenten im Gegenzug vor, die Ausgaben seiner Regierung ließen das Haushaltsdefizit ansteigen und hätten drastische Steuererhöhungen zur Folge.
Romney warf dem amtierenden Präsidenten im Gegenzug vor, die Ausgaben seiner Regierung ließen das Haushaltsdefizit ansteigen und hätten drastische Steuererhöhungen zur Folge. © AFP
Zudem machte er Obama für die hohen Benzinpreise verantwortlich.
Zudem machte er Obama für die hohen Benzinpreise verantwortlich. "Die Mittelklasse ist in den vergangenen vier Jahren zerdrückt worden", sagte Romney, der sich am Dienstag selbstbewusst und angriffslustig präsentierte. © REUTERS
Während der gesamten Debatte fielen sich die beiden Präsidentschaftskandidaten mehrmals gegenseitig ins Wort.
Während der gesamten Debatte fielen sich die beiden Präsidentschaftskandidaten mehrmals gegenseitig ins Wort. © AP
Beim Thema Energiepolitik wies Obama an einer Stelle eine Äußerung Romneys scharf zurück und sagte:
Beim Thema Energiepolitik wies Obama an einer Stelle eine Äußerung Romneys scharf zurück und sagte: "Stimmt nicht, Gouverneur Romney." © AFP
Als der Präsident seine eigene Haltung zum Thema erläutern wollte, reagierte Romney mit den Worten:
Als der Präsident seine eigene Haltung zum Thema erläutern wollte, reagierte Romney mit den Worten: "Sie bekommen gleich Ihre Chance... ich rede noch." © REUTERS
In der von CNN-Moderatorin Candy Crowley moderierten Debatte hatten unentschlossene Wähler die Möglichkeit, den beiden Präsidentschaftskandidaten selbst Fragen zu stellen.
In der von CNN-Moderatorin Candy Crowley moderierten Debatte hatten unentschlossene Wähler die Möglichkeit, den beiden Präsidentschaftskandidaten selbst Fragen zu stellen. © AP
Dabei ging es unter anderem um außenpolitische Themen. Auf die Frage eines Wählers nach dem tödlichen Anschlag auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi, bei dem im September vier US-Bürger getötet wurden, antwortete ...
Dabei ging es unter anderem um außenpolitische Themen. Auf die Frage eines Wählers nach dem tödlichen Anschlag auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi, bei dem im September vier US-Bürger getötet wurden, antwortete ... © AFP
... Obama, er sei letztendlich für die Sicherheit der US-Diplomaten verantwortlich.
... Obama, er sei letztendlich für die Sicherheit der US-Diplomaten verantwortlich. "Ich bin der Präsident und ich bin immer verantwortlich", sagte er. Zuvor hatte US-Außenministerin Hillary Clinton die Verantwortung für mögliche Sicherheitsmängel in Bengasi übernommen. © REUTERS
Die amerikanische First-Lady Michelle Obama war auch im TV-Studio mit dabei und trug, ebenso wie Mitt Romneys Frau, pink.
Die amerikanische First-Lady Michelle Obama war auch im TV-Studio mit dabei und trug, ebenso wie Mitt Romneys Frau, pink. © AFP
Zu den erinnerungswürdigsten Momenten des Abends zählte eine Auseinandersetzung der beiden Präsidentschaftskandidaten über Wirtschaftspolitik. Als Obama Investitionen seines republikanischen Herausforderers in China ...
Zu den erinnerungswürdigsten Momenten des Abends zählte eine Auseinandersetzung der beiden Präsidentschaftskandidaten über Wirtschaftspolitik. Als Obama Investitionen seines republikanischen Herausforderers in China ... © REUTERS
... thematisierte, unterbrach ihn Romney mit der Frage:
... thematisierte, unterbrach ihn Romney mit der Frage: "Mister President, haben sie sich ihre Rente angeschaut?". © REUTERS
Daraufhin reagierte Obama in Anspielung auf das Vermögen des Multimillionärs Romney:
Daraufhin reagierte Obama in Anspielung auf das Vermögen des Multimillionärs Romney: "Wissen Sie, ich schaue mir meine Rente nicht an. Sie ist nicht so groß wie Ihre." © AFP
Für beide Kandidaten stand am Dienstag viel auf dem Spiel: Nur drei Wochen vor der Wahl ist das Rennen laut Umfragen wieder völlig offen.
Für beide Kandidaten stand am Dienstag viel auf dem Spiel: Nur drei Wochen vor der Wahl ist das Rennen laut Umfragen wieder völlig offen. © AFP
An den TV-Duellen im Präsidentschaftswahlkampf der USA nehmen traditionell nur die Kandidaten der demokratischen und republikanischen Partei teil.
An den TV-Duellen im Präsidentschaftswahlkampf der USA nehmen traditionell nur die Kandidaten der demokratischen und republikanischen Partei teil. © AFP
Die TV-Debatte am Dienstag war die zweite von insgesamt drei zwischen Obama und Romney vor der Präsidentschaftswahl am 6. November.
Die TV-Debatte am Dienstag war die zweite von insgesamt drei zwischen Obama und Romney vor der Präsidentschaftswahl am 6. November. © AFP
Das Urteil von Experten fiel nach dem Duell zu Gunsten von Obama aus.
Das Urteil von Experten fiel nach dem Duell zu Gunsten von Obama aus. "Die Demokraten werden beruhigt sein, dass der Präsident wieder in die Offensive drängt", sagte Politikprofessorin Linda Fowler vom Dartmouth College. © AP
John Pitney, Professor am Claremont McKenna College, bescheinigte dem Präsidenten ebenfalls den besseren Auftritt:
John Pitney, Professor am Claremont McKenna College, bescheinigte dem Präsidenten ebenfalls den besseren Auftritt: "Es war knapp, aber der Vorteil liegt bei Obama." © REUTERS
Bei den Republikanern werde dagegen die Enttäuschung überwiegen, dass Romney den Erfolg des ersten TV-Duells nicht habe wiederholen können.
Bei den Republikanern werde dagegen die Enttäuschung überwiegen, dass Romney den Erfolg des ersten TV-Duells nicht habe wiederholen können. © AFP
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Romneys Reichtum war ebenfalls Gegenstand der scherzhaften Angriffe. Obama sagte, er sei zuvor in den Geschäften von Midtown einkaufen gegangen. "Ich denke, Gouverneur Romney ist einige Geschäfte in Midtown kaufen gegangen", ergänzte der Amtsinhaber dann. Romney, elegant gekleidet wie alle bei der Galaveranstaltung, nahm sich derweil selbst auf die Schippe. "Es ist schön, endlich zu entspannen und das zu tragen, was Ann und ich zu Hause tragen", feixte er.

Romneys Frau hatte indes zuvor eine durchaus ernsthafte Aussage über ihren Mann getroffen: Im Falle einer Niederlage bei der Wahl am 6. November würde Romney seine politische Karriere beenden, sagte sie dem Fernsehsender ABC. "Er wird nicht wieder antreten, noch würde ich es tun", sagte sie. (dapd)