Bonn. . Der 26-jährige Murat K. hat den Messerangriff auf Polizisten bei Ausschreitungen in Bonn eingeräumt. Er begründete die Tat damit, dass die Polizei nicht verhindert habe, dass Mohammed-Karikaturen gezeigt wurden.

Erstmals muss sich ein Salafist wegen der gewalttätigen Ausschreitungen im NRW-Landtagswahlkampf vor Gericht verantworten. Der 26-jährige Murat K. aus Hessen steht ab heute als Angeklagter vor dem Landgericht Bonn, weil er bei einer Kundgebung im Mai in Bonn mit einem Messer auf zwei Polizisten eingestochen und diese schwer verletzt haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft dem deutsch-türkischen Muslimen gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vor.

Die Lage war vor einer saudi-arabischen Schule außer Kontrolle geraten, als Anhänger der rechtsextremen Splitterpartei „Pro NRW“ umstrittene Mohammed-Karikaturen hochgehalten hatten. Daraufhin lieferten sich Salafisten mit Polizisten eine Straßenschlacht. Sie bewarfen die Beamten mit Steinen, Flaschen und anderen Wurfgeschossen. Mehr als 100 Personen wurden festgenommen. 29 Polizisten wurden verletzt.

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Im Verhör hat der Angeklagte die Messerattacke eingeräumt, eine Tötungsabsicht aber bestritten. Allerdings betonte er, alles richtig gemacht zu haben. Die Polizei habe nicht verhindert, dass die Mohammed-Karikaturen gezeigt wurden, sagte er zur Begründung. Sein Glaube lasse ihm keine andere Möglichkeit, als Vertreter demokratischer Werte zu bestrafen.

Der Angeklagte wuchs in Sontra bei Kassel auf. Später soll er sich salafistischen Kreisen zugewandt haben.

Ermittlungen auch in Solingen

Wenige Tage vor den Ausschreitungen in Bonn war die Lage bei einer anderen „Pro NRW“-Kundgebung in Solingen eskaliert. Damals waren drei Polizisten verletzt worden. Die Wuppertaler Staatsanwaltschaft befasst sich derzeit mit 90 Ermittlungsverfahren. Ob Anklage erhoben werde, sei von Fall zu Fall zu entscheiden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Als Konsequenz aus den Auseinandersetzungen war die Polizei bei einer folgenden Wahlkampfveranstaltung von „Pro NRW“ vor der neuen Zentralmoschee in Köln mit einem Großaufgebot angerückt. Eine weitere Eskalation konnte verhindert werden. (mit Material von dapd/afp)