Hamburg. Der mutmaßliche Unterstützer der rechtsextremistischen Zelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), Ralf Wohlleben, könnte V-Mann für eine deutsche Sicherheitsbehörde gewesen sein. Ein Bundesanwalt soll den Namen vor Jahren im Zusammenhang mit V-Leuten gehört haben, die in der NPD aktiv waren.
Im Zuge der NSU-Ermittlungen bahnt sich ein weiterer V-Mann-Skandal an. Der langjährige NPD-Kader und mutmaßliche Unterstützer der rechtsextremistischen
Zelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), Ralf Wohlleben, könnte einem Medienbericht zufolge V-Mann für
eine deutsche Sicherheitsbehörde gewesen sein. Einem entsprechenden Hinweis gehe
das Bundesinnenministerium nach, berichtete das Internetportal "Spiegel Online"
am Mittwoch unter Berufung auf Kreise deutscher Sicherheitsbehörden. Wohllebens
V-Mann-Tätigkeit könnte demnach etwa zehn Jahre zurückliegen.
Der Hinweis auf Wohlleben geht laut
"Spiegel Online" offenbar auf einen Bundesanwalt zurück. Vor seinem Wechsel nach
Karlsruhe arbeitete der Jurist demnach als Unterabteilungsleiter im
Bundesinnenministerium, wo er unter anderem für das im Jahr 2003 gescheiterte
erste NPD-Verbotsverfahren zuständig gewesen sei. In den NSU-Ermittlungen
berichtete er den Angaben zufolge, er meine sich zu erinnern, den Namen Wohlleben damals im Zusammenhang mit V-Leuten gesehen
oder gehört zu haben, die seinerzeit innerhalb der NPD aktiv gewesen sein
sollten.
Innenministerium leitet Untersuchung ein
Als vor knapp zwei Wochen bekannt wurde, dass Thomas S. - ein
weiterer Beschuldigter im NSU-Ermittlungsverfahren - mehr als zehn Jahre lang
V-Mann des Berliner Landeskriminalamts war, entschloss sich der Bundesanwalt
laut "Spiegel Online", seine Erinnerungen aufzuschreiben. Nach dem Eingang einer
"Dienstlichen Erklärung" über den Verdacht Mitte September bei der
Bundesanwaltschaft leitete das Bundesinnenministerium demnach eine umfangreiche
Untersuchung ein.
Der 37-jährige Wohlleben sitzt seit
Ende November wegen des Verdachts auf Unterstützung des NSU in
Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm Beihilfe zu mehrfachem Mord
vor. Unter anderem soll der Rechtsextremist eine zentrale Rolle bei der
Beschaffung der Pistole gespielt haben, mit der die Zelle zwischen September
2000 und April 2006 neun Einwanderer ermordete.
Wohlleben verweigert die Aussage
Bislang konnten von Ermittlern laut "Spiegel Online" keine Belege für
die Angaben des Bundesanwalts gefunden werden. Wohllebens Verteidigerin Nicole
Schneiders erklärte demnach auf Anfrage, dass ihr "derzeit keinerlei
Erkenntnisse über eine mögliche frühere V-Mann-Tätigkeit" ihres Mandanten
vorlägen. Wohlleben macht bislang von seinem
Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. (afp)