Peshawar. Gegen den anti-islamischen Film aus den USA und französische Mohammed-Karikaturen hat es am Freitag weltweit erneut teils gewalttätige Proteste gegeben. In Pakistan wurden bei Ausschreitungen mindestens 17 Menschen getötet, mehr als 200 wurden verletzt. Zudem erreichten die Proteste Deutschland, wo sich insgesamt mehr als 1000 Teilnehmer in mehreren Städten versammelten.

Bei Protesten gegen einen anti-islamischen US-Film und französische Mohammed-Karikaturen sind in Pakistan mindestens 17 Menschen getötet worden. Nach Angaben aus Krankenhäusern wurden außerdem mindestens 200 weitere Menschen verletzt, unter anderem durch Schüsse, Steinwürfe oder Tränengas verletzt worden.

Zehntausende Menschen gingen gegen den Film "Unschuld der Muslime" und die Karikaturen in der französischen Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" auf die Straßen. Bei den Krawallen in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar wurden demnach vier Menschen getötet - drei Demonstranten und der Fahrer eines Privatfernsehsenders. Eine aufgebrachte Menge zündete zudem vier Kinos an. In der südlichen Metropole Karachi gab es neun Tote, darunter einen Polizisten.

Auch in anderen muslimischen Ländern gab es nach den Freitagsgebeten Proteste. Politische und religiöse Führer der islamischen Welt hatten zuvor zu friedlichen Protesten aufgerufen.

Handynetze aus Angst vor Anschlägen abgeschaltet

Die Zufahrtsstraßen zum US-Konsulat in Peshawar sowie zu den Büros westlicher Hilfsorganisationen und anderen potenziell gefährdeten Gebäuden blockierten die Behörden mit Schiffscontainern. Um die Gewalt einzudämmen und mögliche Anschläge durch das Terrornetzwerk Al-Kaida oder die Taliban zu verhindern, wurden zudem in mehreren pakistanischen Großstädten die Handynetze abgeschaltet.

In Karachi wurden nach Polizeiangaben ein Polizist erschossen und zwei weitere verletzt. Demonstranten hätten versucht, zum US-Konsulat zu gelangen. Die Polizei habe sie mit Tränengas und Warnschüssen aufgehalten. Dabei seien drei Beamte durch Schüsse verletzt worden, einer von ihnen sei später gestorben. Laut Polizei beteiligten sich mehr als 20.000 Menschen an den Protesten in Karachi.

Regierung hatte zu friedlichen Protesten aufgerufen

In Rawalpindi nahe der Hauptstadt Islamabad bewarfen etwa 150 Demonstranten Autos und Polizisten mit Steinen und steckten einen Verkaufsstand in Brand, wie die Polizei mitteilte. In der Hauptstadt blieben die Proteste weitgehend friedlich. Die pakistanische Regierung hatte den Freitag zum Feiertag zu Ehren des Propheten Mohammed erklärt und zu friedlichen Protesten aufgerufen.

Die pakistanische Regierung bestellte US-Vertreter Richard Hoagland ein, um von der US-Regierung die "unverzügliche" Entfernung des Mohammed-Videos von der Internetseite YouTube zu fordern. Die USA kauften für 70.000 Dollar (54.000 Euro) Werbeplätze in sieben pakistanischen TV-Sendern, um sich von dem Film zu distanzieren. Seitdem der Film im September bekannt wurde, wurden bei Protesten und Angriffen in islamischen Ländern bislang mehr als 30 Menschen getötet.

Bild von US-Präsident Barack Obama verbrannt

In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka gingen am Freitag rund 10 000 Demonstranten auf die Straße. Eine Menschenmenge verbrannte ein Bild von US-Präsident Barack Obama. Kleinere Demonstrationen gegen die USA und Frankreich gab es in Kabul. In Tunis sollte ein Großaufgebot der Polizei Demonstrationen verhindern. Im ostlibyschen Bengasi gab es zwei Protestzüge: fundamentalistische Salafisten protestierten gegen das Video und die Karikaturen, Demonstranten eines zweiten Marschs gingen gegen Gewalt und für mehr Sicherheit auf die Straßen. In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa protestierten Hunderte gegen die USA und Israel.

UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay kritisierte die französischen Mohammed-Karikaturen scharf. Der US-Film und die Karikaturen seien "boshaft" und "mit Vorsatz" lanciert, sagte Pillays Sprecher Rupert Colville in Genf. Die Veröffentlichung der Karikaturen, als die Wut in den muslimischen Ländern bereits hochgekocht sei, sei "doppelt verantwortungslos".

Proteste auch in Deutschland

Auch in einigen deutschen Städten gab es am Freitag Demonstrationen gegen das Video, das die Muslime als beleidigend empfinden. Rund 600 Muslime hatten am Abend in Münster gegen die Verunglimpfung des Propheten Mohammed in einem Schmähvideo protestiert. Die Aktion verlief friedlich. Die Fatima Versammlung hatte den Protestzug unter dem Motto "Gegen den religionsbeleidigenden Film im Internet" angemeldet. Der Verein steht im Visier des Verfassungsschutzes, weil vermutet wird, dass er Anlaufstelle für Personen ist, die der Hisbollah nahestehen.

Die baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney appellierte an die Muslime, friedlich zu protestieren. Gewalttätige Demonstrationen erwartet sie allerdings ohnehin nicht. Die Muslime in Deutschland seien recht moderat im Vergleich etwa zu ihren Glaubensbrüdern in Frankreich, sagte die SPD-Politikerin dem SWR. Ein Verbot des Mohammed-Schmähfilms lehnte sie ab. Meinungs- und Pressefreiheit seien ein hohes Gut in Deutschland, betonte sie. Man müsse damit leben, dass auch Meinungen, die nicht so angenehm seien, ihren Ausdruck fänden.

Deutsche Botschaft angegriffen

Die Deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist am Freitag von gewalttätigen Demonstranten angegriffen worden.
Die Deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist am Freitag von gewalttätigen Demonstranten angegriffen worden. © AFP
Die Deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist am Freitag von gewalttätigen Demonstranten angegriffen worden.
Die Deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist am Freitag von gewalttätigen Demonstranten angegriffen worden. © AFP
Die Deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist am Freitag von gewalttätigen Demonstranten angegriffen worden.
Die Deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist am Freitag von gewalttätigen Demonstranten angegriffen worden. © AFP
Die Deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist am Freitag von gewalttätigen Demonstranten angegriffen worden.
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Die Deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist am Freitag von gewalttätigen Demonstranten angegriffen worden.
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Die Deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist am Freitag von gewalttätigen Demonstranten angegriffen worden. © AFP
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Frankreich verbietet alle öffentlichen Demonstrationen

Aus Angst vor Übergriffen verschärften die westlichen Botschaften in der islamischen Welt ihre Sicherheitsvorkehrungen vor den Freitagsgebeten, etliche Vertretungen schlossen gleich ganz.

Frankreich verbat am Freitag alle öffentlichen Demonstrationen gegen die neuen Mohammed-Karikaturen in der Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo". Es werde keine Ausnahmen geben, sagte Innenminister Manuel Valls. Auch der größte französische Muslim-Verband CFCM rief dazu auf, nicht auf die Straße zu gehen. "Jeder Protest könnte missbraucht werden und wäre kontraproduktiv", sagte Verbandspräsident Mohammed Moussaoui dem Rundfunksender RFI. In Paris war die Polizei an zentralen Orten zu sehen, hielt sich jedoch im Hintergrund.

Islamische Welt seit Tagen in Aufruhr

Ein in den USA gedrehter Schmähfilm über den Propheten sowie neue, in Frankreich veröffentlichte Mohammed-Karikaturen sorgen seit Tagen für Aufruhr in der islamischen Welt. Die deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum war am vergangenen Freitag von einem wütenden Mob angegriffen und in Brand gesetzt worden. Frankreich schloss aus Furcht vor Übergriffen am Freitag vorübergehend Botschaften, Konsulate, Schulen und Kulturzentren in 20 Ländern. (rtr/afp/dapd)