Berlin.. Der Konflikt um Schmähfilm und Mohammed-Karikaturen erreicht NRW - es sind Protestkundgebungen in Dortmund und Münster. Im Ausland wappnen sich westliche Botschaften vor erneuten Attacken nach den Freitagsgebeten. Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) stoppte eine Plakataktion, die vor islamistischer Radikalisierung warnen soll.
In Deutschland sind am Freitag und am Samstag in mehreren deutschen Städten Demonstrationen von Muslimen gegen Schmähungen des Propheten Mohammed geplant. Wie die Dortmunder Polizei bestätigte, wurde für Samstag in der Zeit von 12 bis 14 Uhr ein Protestzug mit mehreren hundert Menschen in der Innenstadt angemeldet. Initiator sei eine Privatperson. Laut Angaben der "Welt" werden auch in Freiburg etwa 800 Teilnehmer erwartet, weitere Demonstrationen seien in auch in Münster sowie Karlsruhe geplant.
Bei der Mehrzahl der zu erwartenden Demonstranten soll es sich dem Welt-Bericht zufolge um Anhänger der libanesischen Hisbollah-Organisation handeln. Sie folgten einem Aufruf des Hisbollah-Anführers Hassan Nasrallah, die Ehre des Propheten zu verteidigen. Im Internet, sowohl in passwortgeschützten Forum als auch auf öffentlich zugänglichen Webseiten, würden das islamfeindliche Mohammed-Video und die französischen Mohammed-Karikaturen hitzig diskutiert, sagte ein Vertreter der Sicherheitsbehörden der "Welt".
Innenminister stoppt "Steckbrief-Aktion"
Aus Furcht vor Anschlägen hat Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) derweil die umstrittene „Steckbrief“-Kampagne gestoppt. Damit reagierte er auf die Unruhen in der islamischen Welt und folgte auch dem Rat des Bundeskriminalamts. Heute sollte in Bonn, Hamburg und Berlin eine Plakat-Aktion gestartet werden, um vor einer islamistischen Radikalisierung zu warnen.
Vor den Freitagsgebeten sind die deutschen Botschaften derweil zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen. „Wir haben überall in der Region die Sicherheitsvorkehrungen verschärft und teilweise auch das Sicherheitspersonal verstärkt“, sagte Außenminister Guido Westerwelle (FDP). Auch die Schließung von Botschaften sei denkbar. Das entscheide man kurzfristig und je nach Lage.
"Bettina Wulff dreht Mohammed-Film"
Unterdessen kündigte das Satire-Magazin „Titanic“ für den 28. September eine Islam-Ausgabe an. Geplanter Titel: „Bettina Wulff dreht Mohammed-Film“.
Westerwelle warnte davor, den Protesten in islamischen Ländern neuen Zündstoff zu bieten. Er sagte, „Meinungsfreiheit ist nicht die Freiheit, Andersgläubige zu beleidigen, zu beschimpfen oder zu verunglimpfen“.
„Die Provokationen scheinen sich zu einer Art Sportdisziplin zu entwickeln“, kritisierte der Vorsitzende des Koordinierungsrats der Muslime in Deutschland, Ali Kizilkaya. Die geplante Veröffentlichung in der Titanic sei „sehr bedauerlich“. In Deutschland hätten die Muslime in der Vergangenheit auch dann besonnen reagiert, wenn sie tief verletzt worden seien. „Ich erwarte und hoffe, dass sie dies auch diesmal tun“.
„Fanatisierte Einzeltäter“
Kizilkaya hatte Innenminister Friedrich aufgefordert, ein Zeichen zu setzen und die Plakat-Aktion zu stoppen. Friedrich machte aber klar, ansonsten werde die Öffentlichkeitskampagne „Vermisst“ „planmäßig fortgesetzt“.
Gegen die Aktion hatten die Verbände schon im August protestiert und damals deswegen die Sicherheitspartnerschaft mit den Behörden aufgekündigt. Trotz der Empörung hielt Friedrich an der Kampagne fest – erst nach der Gefährdungsbewertung des BKA reagierte der Minister. Nach Informationen der WAZ Mediengruppe warnt das BKA vor „fanatisierten Einzeltätern“, die jede von Muslimen kritisierte Aktion zum Anlass für Anschläge nehmen könnten.
Mit der Kampagne wollte Friedrich den Wunsch besorgter Eltern aufgreifen, eine Beratungsstelle für Angehörige von radikalisierungsgefährdeten Jugendlichen einzurichten. Die Plakate im Stil einer Vermissten-Anzeige wurden von Muslimen allerdings als Ausgrenzung empfunden und abgelehnt.
Botschaften bereiten sich auf Attacken vor
Auch in anderen westlichen Staaten blickt man den heutigen Freitagsgebeten in der muslimischen Welt mit Sorge entgegen. Die Botschaften haben sich auf eine erneute Protestwelle vorbereitet. Seit der Veröffentlichung des umstrittenen Mohammed-Films im Internet vor einer Woche hat nun die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" mit der Veröffentlichung von Karikaturen zum Islam weiteres Öl ins Feuer gegossen.