Kabul. . Mehrere hundert afghanische Soldaten sind nach einer Überprüfung von möglichen Verbindungen zu Extremisten vom Dienst suspendiert und zum Teil inhaftiert worden. Wie das Verteidigungsministerium am Mittwoch mitteilte, waren Dokumente der Betroffenen entweder unvollständig oder gefälscht.

Nach den tödlichen Angriffen auf Nato-Truppen hat die afghanische Armee Hunderte Soldaten wegen Verbindungen zu Extremisten festgenommen oder entlassen. Sie stünden im Verdacht, Kontakte zu den Aufständischen zu haben, erklärte das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Kabul. "In einigen Fällen hatten wir Beweise, in anderen einen Verdacht", sagte ein Sprecher. Das Ministerium wollte sich nicht festlegen, ob die Soldaten aus den Taliban-Hochburgen im Süden und Osten stammten.

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen drängte Präsident Hamid Karsai zum Handeln, um die Angriffe afghanischer Soldaten auf ihre ausländischen Kollegen zu stoppen. Rasmussen habe Karsai die Konsequenzen der Nato aufgezeigt und ihn gebeten, diese zu unterstützen. Die ausländischen Soldaten versuchen mit schärferen Sicherheitskontrollen und besserer Spionageabwehr, sogenannte "Insider-Angriffe" zu verhindern. Soldaten wurden angewiesen, stets geladene Waffen bei sich zu tragen. Die Attacken schüren das Misstrauen zwischen den Truppen und haben die USA veranlasst, die Ausbildung von Dorfpolizisten auszusetzen.

Hier werden Soldaten produziert

Hinterlassenschaften der Sowjets aus den 1980er Jahren...
Hinterlassenschaften der Sowjets aus den 1980er Jahren... © NRZ
...dienen heute als Trainingsobjekte in dem Ausbildungszentrum der afghanischen Armee
...dienen heute als Trainingsobjekte in dem Ausbildungszentrum der afghanischen Armee © NRZ
Nur zehn Prozent der Rekruten können lesen, rechnen oder schreiben...
Nur zehn Prozent der Rekruten können lesen, rechnen oder schreiben... © NRZ
...hier erhalten sie einen Alphabetisierungs-Grundkurs
...hier erhalten sie einen Alphabetisierungs-Grundkurs © NRZ
Ein Veteran aus vielen Kriegen: General Patyani leitet das Trainingszentrum
Ein Veteran aus vielen Kriegen: General Patyani leitet das Trainingszentrum © NRZ
Auf dem Schießplatz
Auf dem Schießplatz © NRZ
Sie sollen künftig für die Sicherheit in Afghanistan sorgen
Sie sollen künftig für die Sicherheit in Afghanistan sorgen © NRZ
Imamadi Ramazani (re) im Gespräch mit NRZ-Reporter Jan Jessen (li)....
Imamadi Ramazani (re) im Gespräch mit NRZ-Reporter Jan Jessen (li).... © NRZ
...der 21-Jährige stammt aus einem kleinen Dorf im Norden des Landes und ist Soldat geworden um seine Familie zu ernähren
...der 21-Jährige stammt aus einem kleinen Dorf im Norden des Landes und ist Soldat geworden um seine Familie zu ernähren © NRZ
7200 Soldaten werden im KMTC in Kabul gleichzeitig ausgebildet
7200 Soldaten werden im KMTC in Kabul gleichzeitig ausgebildet © NRZ
Die Grundausbildung dauert neun Wochen
Die Grundausbildung dauert neun Wochen © NRZ
1500 beenden wöchentlich ihre Ausbildung
1500 beenden wöchentlich ihre Ausbildung © NRZ
Auf dem Marsch in eine ungewisse Zukunft - ab 2014 sollen sie die Verantwortung für die Sicherheit im gesamten Land übernehmen
Auf dem Marsch in eine ungewisse Zukunft - ab 2014 sollen sie die Verantwortung für die Sicherheit im gesamten Land übernehmen © NRZ
1/13

In diesem Jahr sind bislang mindestens 45 Nato-Soldaten durch Afghanen getötet worden, die zu den einheimischen Sicherheitskräften gehörten. Davon starben allein im August 15. Im gesamten vergangenen Jahr gab es insgesamt 35 derartige Todesfälle. Die Angriffe sorgen für besondere Unruhe, weil die Übergabe der Sicherheitsverantwortung derzeit an Tempo gewinnt. Bis 2014 soll sie von den Nato-Kampftruppen an die Afghanen übergeben werden. Danach sollen die meisten ausländischen Soldaten aus dem Land abziehen. Den Abzug will die Nato aber durch die tödlichen Vorfälle nicht beschleunigen. (rtr)