Kabul. . Mehrere hundert afghanische Soldaten sind nach einer Überprüfung von möglichen Verbindungen zu Extremisten vom Dienst suspendiert und zum Teil inhaftiert worden. Wie das Verteidigungsministerium am Mittwoch mitteilte, waren Dokumente der Betroffenen entweder unvollständig oder gefälscht.
Nach den tödlichen Angriffen auf Nato-Truppen hat die afghanische Armee Hunderte Soldaten wegen Verbindungen zu Extremisten festgenommen oder entlassen. Sie stünden im Verdacht, Kontakte zu den Aufständischen zu haben, erklärte das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Kabul. "In einigen Fällen hatten wir Beweise, in anderen einen Verdacht", sagte ein Sprecher. Das Ministerium wollte sich nicht festlegen, ob die Soldaten aus den Taliban-Hochburgen im Süden und Osten stammten.
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen drängte Präsident Hamid Karsai zum Handeln, um die Angriffe afghanischer Soldaten auf ihre ausländischen Kollegen zu stoppen. Rasmussen habe Karsai die Konsequenzen der Nato aufgezeigt und ihn gebeten, diese zu unterstützen. Die ausländischen Soldaten versuchen mit schärferen Sicherheitskontrollen und besserer Spionageabwehr, sogenannte "Insider-Angriffe" zu verhindern. Soldaten wurden angewiesen, stets geladene Waffen bei sich zu tragen. Die Attacken schüren das Misstrauen zwischen den Truppen und haben die USA veranlasst, die Ausbildung von Dorfpolizisten auszusetzen.
Hier werden Soldaten produziert
In diesem Jahr sind bislang mindestens 45 Nato-Soldaten durch Afghanen getötet worden, die zu den einheimischen Sicherheitskräften gehörten. Davon starben allein im August 15. Im gesamten vergangenen Jahr gab es insgesamt 35 derartige Todesfälle. Die Angriffe sorgen für besondere Unruhe, weil die Übergabe der Sicherheitsverantwortung derzeit an Tempo gewinnt. Bis 2014 soll sie von den Nato-Kampftruppen an die Afghanen übergeben werden. Danach sollen die meisten ausländischen Soldaten aus dem Land abziehen. Den Abzug will die Nato aber durch die tödlichen Vorfälle nicht beschleunigen. (rtr)