Brüssel. . Sklavenhändler verdienen nach Schätzung der Brüsseler EU-Kommission mehr als 25 Milliarden Euro pro Jahr. Noch nie lebten so viele Sklaven auf der welt wie heute. Es sollen 20 bis 30 Millionen Menschen sein. Die EU will dagegen entschlossener als bisher vorgehen.

Noch nie lebten auf der Welt so viele Sklaven wie heute. 20 bis 30 Millionen Menschen sind nach Schätzungen internationaler Organisationen Opfer moderner Spielarten der Sklaverei.

Die verschiedenen Formen von Menschenhandel und Zwangsarbeit sind für die Ausbeuter ein lohnendes Geschäft. Es handle sich um den drittgrößten illegalen Wirtschaftszweig weltweit, schätzt UNPO, die internationale Interessenvertretung der Minderheiten und Völkerschaften, die nicht in der Uno vertreten sind. Nur mit Waffen- und Drogenhandel werde mehr Umsatz gemacht. Sklavenhändler verdienen nach Schätzung der Brüsseler EU-Kommission mehr als 25 Milliarden Euro pro Jahr.

Polizeieinheiten gegen Menschenhändler

Dagegen will EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström nun entschlossener vorgehen. Die Schwedin hat den 27 Mitgliedsstaaten Vorschläge unterbreitet, wie Sklaverei und Menschenhandel eingedämmt werden könnten. Unter anderem sollen die Länder spezielle Polizeieinheiten einrichten, die gezielt nach Menschenhändlern fahnden. Die Kommission will ihrerseits Hilfs-Organisationen bei der Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg unterstützen.

Das quantitativ größte Übel ist nach Ansicht der Kommission die Zwangsprostitution. Donka Petrova von der bulgarischen Hilfsorganisation „Animus“ schildert einen Fall, wie er sich täglich zwischen Bulgarien und Deutschland abspiele: Eine Frau, nennen wir sie Victoria, hat keine direkten Verwandten mehr. Sie heiratet, bekommt ein Kind. Die Ehe zerbricht. Victoria hat kein Einkommen, mit dem sie ihr Kind versorgen könnte.

Sie verliebt sich in einen Mann, der ihr romantische Gefühle vorgaukelt. Mit ihm geht sie nach Deutschland. Dort zwingt er sie zur Prostitution. Der Mann nimmt ihr das Kind weg und schickt es zu seinen Verwandten nach Bulgarien. Und droht: Wenn du nicht machst, was ich dir sage, siehst du dein Kind nie wieder! Zudem hat der Mann den Ausweis weggenommen.

Zum Anschaffen gezwungen

Der jüngste Bericht des Bundeskriminalamts zum Menschenhandel zeigt, wie schwierig es ist, die Verbrecher dingfest zu machen. Das größte Problem sei festzustellen, wer überhaupt einem Peiniger in die Hände gefallen ist – und eine Zwangsprostituierte dann zu überzeugen, gegen den Täter vor Gericht auszusagen. Viele Opfer werden nämlich von Angehörigen zum Anschaffen gezwungen. Das Geld geht an die Familien, die Zwangsprostituierten trauen sich nicht, gegen die eigenen Verwandten vorzugehen.

Unter diesen Umständen ist schon die genaue Erfassung des Übels ein Problem. Die Mehrheit der Fälle von Zwangsprostitution kommt nie ans Licht. Für Europa gibt es zumindest geschätzte Opferzahlen. Die internationale Arbeitsorganisation ILO nimmt an, dass in den 27 EU-Ländern 880 000 Zwangsarbeiter leben.