Düsseldorf. . In keinem anderen Bundesland sind so viele Stifter registriert wie in Nordrhein-Westfalen. Für Innenminister Ralf Jäger (SPD) sind sie unverzichtbar für das Gemeinwesen.

In keinem Bundesland gehen Bürger und Firmen häufiger stiften als in Nordrhein-Westfalen. Mit 167 neuen Stiftungen war NRW 2011 bundesweit Spitze. Dabei ­zeigten sich die Stifter ausgesprochen großzügig: Insgesamt 405 ­Millionen Euro wurden für Soziales, Forschung, Bildung und Kultur ­eingebracht.

„Stiftungen sind für unser ­Gemeinwesen unverzichtbar“, sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) der WAZ. Die bisher unver­öffentlichte Statistik weist für NRW stolze 3661 Stiftungen aus. 96 Prozent aller Stiftungen sind gemeinnützig – und damit in der ­Regel steuerbegünstigt. Großzügiges Mäzenatentum fördert der Staat großzügig.

Soziale Zwecke stehen obenan

Beim Ziel der Mitmach­gesellschaft stehen soziale Zwecke für die Stifter ganz obenan. Danach folgen ­Bildung, Erziehung, Wissenschaft und Forschung sowie Kunst und Kultur. Aber auch der ­Naturschutz, Völkerverständigung und Stipendien haben einen festen Platz in der Stiftungslandschaft.

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Von Wilfried Goebels

Nicht nur die großen Dax-Unternehmen, die ausnahmslos in Stiftungen für Kranke, Kinder und die ­Umwelt global mehr Verantwortung beweisen wollen, engagieren sich stark. Auch die Zahl der Bürgerstiftungen in NRW steigt weiter. 2011 waren 116 Bürgerstiftungen aktiv, die ihre gemeinnützigen Aktivitäten auf eine Region oder Stadt konzentrieren.

Mercator-Stiftung gab 221 Millionen Euro

78 Prozent der Neu­stifter sind Privatleute, die Kindern vor Ort Instrumente kaufen oder Familien in Not schnelle Hilfe zukommen lassen

Eine der größten Stiftungen ist die Alfried Krupp von Bohlen und ­Halbach Stiftung, die 25,3 Prozent der ThyssenKrupp-Aktien hält. Trotz roter Zahlen des Konzerns ­verteilte die Stiftung 2011 insgesamt 53 Millionen Euro für gemein­nützige und wohltätige Zwecke. Auch die Duisburger Mercator-Stiftung, die sich stark in Forschung und Bildung engagiert, stiftete seit der Gründung im Jahr 1996 bereits 221 Millionen Euro für 673 Projekte.

Der Staat zahlt am Ende mit

Die Anneliese-Brost-Stiftung hilft Altenheimen, Kitas und der Kultur. Die Stiftung Studienfonds der ­Privatuni Witten/Herdecke und die Stiftung der TU Dortmund unterstützen Stipendien. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Iserlohn) hilft bei Stipendien, Kultur und Religion. Mehr als 350 der 3600 Stif­tungen in NRW haben kirchliche Träger, 130 sind Familienstiftungen.

Während vermögende Privatleute häufig ganz konkret für einen besonderen Zweck stiften, demonstrieren große Firmen mit der Stiftung gern ihre gesellschaftliche Verantwortung. Das Ziel: Hilf der Gesellschaft und dem eigenen Unternehmen.

Der deutsche Stifterboom hat sich zu einer gesellschaftlichen Kraft entwickelt. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen schätzt, dass bereits 100 Milliarden Euro Vermögen in Stiftungen geflossen sind. Stiftungen springen ein, wenn der Staat passen muss. Der Staat zahlt am Ende aber mit: Der Fiskus erhebt keine Steuern auf Zinsen und Vermögen, das der Bürger für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stellt.