Krefeld. . Eigene Fehler? Selbstkritik gar? Beim CDU-Landesparteitag in Krefeld bleibt eine Analyse das Wahldebakels aus. Stattdessen hören müde Delegierte den müden Reden der alten und neuen Spitzen zu. Armin Laschet wird zwar Landeschef, allerdings mit schwachen 80 Prozent. Ex-General Hendrik Wüst fällt ganz durch.
Der Neuanfang der NRW-CDU beginnt mit einem Totalschaden für den Vorsitzenden. Armin Laschet stoppt gerade mit seinem schwarzen BMW vor dem Krefelder „Königpalast“, als der ostwestfälische Europaabgeordnete Elmar Brok ihm krachend ins Heck rauscht. Laschets Dienstlimousine ist nicht mehr fahrtüchtig, er selbst übersteht den Unfall ohne Blessuren. Vom Verlauf des Landesparteitages kann man das nicht sagen. Nur 80 Prozent der Delegierten votieren für den früheren NRW-Integrationsminister als neuen Chef des größten CDU-Landesverbandes. Rechnet man die Enthaltungen hinzu, waren es nur 77,6 Prozent. Laschet spricht von einem „ehrlichen Ergebnis“ in schwieriger Zeit.
Heiterkeit im Saal
Der 51-jährige Aachener, der die Partei nach dem 26-Prozent-Desaster bei der Landtagswahl mit Landtagsfraktionschef Karl-Josef Laumann aufrichten will, hatte keine Aufbruchstimmung entfacht. Er rief den Delegierten das zu, was er schon seit Wochen auf seiner Tour durch die Kreisverbände predigt. Die NRW-CDU müsse schnell wieder aufstehen, sonst sei 2013 die Bundesregierung als „letzter Stabilitätsanker“ in der Eurokrise verloren. Er verspricht eine „Zukunft mit Kompass und Konzept“ und formuliert den Anspruch, „mitzureden in der bundesdeutschen CDU“. Er wünscht sich etwas eigenwillig für seine Partei den Stolz irischer Fußball-Fans und die Nettigkeit von SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.
Auch interessant
Der Beifall wirkt müde, wie überhaupt die meisten der gut 600 Delegierten bei diesem ersten Parteitag nach der historischen Wahlpleite seltsam teilnahmslos erscheinen. Die Aussprache über den Absturz fällt praktisch aus. Der gescheiterte Landeschef und rausgeschmissene Bundesumweltminister Norbert Röttgen gibt einen nüchternen Rechenschaftsbericht ab, ohne eigene Fehler klar zu benennen. Der Name seines langjährigen Freundes und Nachfolgers Laschet kommt ihm nicht über die Lippen. Röttgens Wahlkampf-Manager Oliver Wittke erntet mit einer selbstzufriedenen Bilanzrede eher Heiterkeit im Saal.
Animositäten hinter vorgehaltener Hand
Die offene Konfrontation ist nicht Sache der NRW-CDU. Eifersüchteleien, Flügelstreitigkeiten und Animositäten werden traditionell hinter vorgehaltener Hand ausgetragen. Während der Kommunalexperte Bodo Löttgen, ein Kriminalhauptkommissar aus dem Oberbergischen, mit 94,9 Prozent zum neuen Generalsekretär gekürt wird, geben die Wahlen für das Parteipräsidium Aufschluss über die tatsächliche Stimmungslage.
Um die fünf Stellvertreter-Posten entbrennt eine Kampfkandidatur, die der für das neue Wirtschaftsprofil ausgeguckte Ex-General Hendrik Wüst nicht übersteht. Er verliert gegen den Bürgermeister aus Heiligenhaus, Jan Heinsch. Die weiteren Vizeposten ergattern Finanzstaatssekretär Steffen Kampeter, Junge-Union-Chef Sven Volmering, die Landtagsabgeordnete Ina Scharrenbach aus Unna sowie die Bundestagsabgeordnete Lisa Winkelmeyer-Becker aus dem Rhein-Sieg-Kreis.
Laschet bleibt nach der ausgefallenen Krönungsmesse nur der Trost, dass andere, die einst mit mehr Pomp ins Amt gelangten, „heute nicht mehr im Amt sind“. Der Kanzleraspirant a.D. Röttgen wird wissen, wen er meinte.