Dortmund. . Die steigenden Preise für Energie rücken auch in Deutschland bisher als uninteressant geltende fossile Vorkommen in den Fokus. In Niedersachsen, wo deutschlandweit das meiste Gas und Öl gefördert werden, wies die Landesregierung im vergangenen Jahr zehn Prozent mehr Flächen für Erkundungen aus – auf Antrag von Energieunternehmen. In NRW wurden weite Teile des Landes für Konzerne reserviert, die dort Schiefergas-Förderung ins Auge gefasst haben.

Welche – nennenswerten – Energieressourcen gibt es in Deutschland?

Kohle – also Steinkohle und Braunkohle – stellen die größten Energieressourcen in Deutschland. Vergleicht man sie vom Energiegehalt mit Erdöl und Erdgas, liegt Kohle deutlich an der Spitze. Allerdings: Ein großer Teil ist wirtschaftlich nicht förderbar. Nach der Kohle stellt Erdgas – herkömmliches und unkonventionelles – das größte Potenzial. Erdöl spielt in Deutschland so gut wie keine Rolle.

Was ist eigentlich herkömmliches und was ist unkonventionelles Erdgas?

Herkömmliches Erdgas liegt unterirdisch in Lagerstätten und muss nur „angestochen“ werden, um es zu fördern. Es entweicht der Lagerstätte mit hohem Druck – wie Luft aus einem angepiksten Fahrradreifen. Unkonventionelles Erdgas ist fest im Gestein gebunden. Bohrt man in das Gestein, passiert nichts. Erst wenn in das Gestein viele feine Risse gesprengt werden und hoher Druck aufgebracht wird, kommt das Gas an die Erdoberfläche. Die Technik des unterirdischen Aufbrechens nennt man „Fracking“. Das Erdgas wird „unkonventionell“ gefördert.

Wie groß sind die Ressourcen an „herkömmlichen“ Erdgas in Deutschland?

Nach Berechnungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften werden die herkömmlichen Erdgasressourcen bundesweit auf 150 Milliarden Tonnen geschätzt. Zum Vergleich: In der Russischen Föderation gibt es rund 1000 Mal so große Ressourcen.

Und wie viel „unkonventionelles“ Erdgas gibt es?

Nach der alten Schätzung wurde mit 227 Milliarden Tonnen „unkonventionellem“ Erdgas gerechnet. In einer neuen Studie, die in den nächsten Wochen veröffentlicht werden soll und deren Ergebnisse der WR in Auszügen vorliegen, geht man von einer Spanne zwischen 700 Milliarden und 2,3 Billionen Kubikmetern „unkonventionellem“ Erdgas aus.

Wie kommt es zur neuen Einschätzung?

Im vorigen Jahr hatte die Bundesanstalt noch keine eigenen Daten und bezog sich auf amerikanische Schätzungen. In der neuen Studie hat die Bundesanstalt erstmals eine Einschätzung auf Basis der eigenen geologischen Kenntnisse in Deutschland vorgenommen.

2,3 Billionen Kubikmeter – das klingt nach sehr viel. Ist es das auch?

Ja und nein. Nur ein Bruchteil kann, wenn überhaupt, wirtschaftlich gefördert werden. Der Rohstoff ist im Gegensatz zum herkömmlichen Erdgas nicht in einigen großen, sondern sehr vielen kleinen Lagerstätten gebunden. Deshalb muss deutlich mehr gebohrt werden. Zudem läuft derzeit die Diskussion in Deutschland und NRW darauf hinaus, dass längst nicht überall gebohrt werden darf – beispielsweise nicht in Wasserschutzgebieten.

Verglichen mit anderen Ländern: Wie groß ist die geschätzte Menge unkonventionelles Erdgas in Deutschland?

In Polen und Frankreich wird aufgrund der speziellen Geologie schon in älteren Studien mit mehr als doppelt so großen Vorkommen wie in Deutschland gerechnet. Die größten Vorkommen werden in Nordamerika (zehnmal mehr) und Afrika vermutet.