Dortmund. . Die Erdgas-Ressourcen in Deutschland sind nach neuen Schätzungen bis zu zehn Mal größer als bisher angenommen. Doch das Schiefergas müsste mit einem dichten Netz von Bohrlöchern und unter dem Einsatz der umstrittenen Fracking-Methode gewonnen werden.

In Deutschland gibt es deutlich größere Erdgasvorkommen als bislang angenommen. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover rechnet nach der WR vorliegenden Informationen mit einem Volumen von bis zu 2,7 Billionen Kubikmetern Schiefergas – womit sich die förderbare Menge gegenüber bisherigen Schätzungen verzehnfachen würde. Die Belastung der Umwelt wäre jedoch erheblich: Das Erdgas müsste mit einem dichten Netz von Bohrlöchern und unter dem Einsatz der umstrittenen Fracking-Methode gewonnen werden.

Theoretisch würde mit den Vorkommen die deutsche Erdgasförderung noch gut 50 Jahre lang auf dem bisherigen Niveau gehalten werden können. Noch vor einem Jahr hatte die Bundesanstalt geschätzt, dass deutschlandweit die vergleichsweise geringe Menge von 227 Milliarden Kubikmetern „unkonventionelles“ Schiefergas verborgen liegt. Trotz der neuen Erkenntnisse bleibt ein Unsicherheitsfaktor, da erst seit wenigen Jahren über Erdgasvorkommen in festen Gesteinen geforscht wird. Entsprechend gering sind die Erfahrungen etwa mit Probebohrungen.

Energieunternehmen könnten noch 50 Jahre lang mit Erdgasvorkommen arbeiten

Sollte die jetzt angenommene Menge realistisch sein, könnte dies für Energieunternehmen wie ExxonMobil und Wintershall ein goldenes Zeitalter bedeuten – die Konzerne haben sich auch in NRW große Teile des Landes als mögliche Bohrfelder gesichert.

Bohrtechnik "Fracking"

Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dieter Sieber, Subsurface Engineer, mit Bohrkernprobben von Schifergestein und Sandstein
Dieter Sieber, Subsurface Engineer, mit Bohrkernprobben von Schifergestein und Sandstein © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dipl. Ing Hans-Hermann Nack, Public & Government Affairs
Dipl. Ing Hans-Hermann Nack, Public & Government Affairs © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Bohrklein wird abgeschieden
Bohrklein wird abgeschieden © WR
Exxon Mitarbeiter erläutern der stellvertretenden Bürgermeisterin von Bötersen, Ulrike Fajen, ihre Arbeiten
Exxon Mitarbeiter erläutern der stellvertretenden Bürgermeisterin von Bötersen, Ulrike Fajen, ihre Arbeiten © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil © WR
Bohrstelenleiter Peter Weustemann mit der stellv. Bürgermeisterin von Bötersen
Bohrstelenleiter Peter Weustemann mit der stellv. Bürgermeisterin von Bötersen © WR
Gesteinsproben aus den verschiedenen Erdschichten
Gesteinsproben aus den verschiedenen Erdschichten © WR
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dr. Ritva Westendorf-Öahouse, Pressesprecherin Upstream ExxonMobil
Dr. Ritva Westendorf-Öahouse, Pressesprecherin Upstream ExxonMobil © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dr. Harald Kassner, Technical Advisor Chemicals
Dr. Harald Kassner, Technical Advisor Chemicals © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dipl. Volkswirt Olaf Martins, Leiter Abt. Government Relations/Media
Dipl. Volkswirt Olaf Martins, Leiter Abt. Government Relations/Media © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
In der Nachbarschaft wird eine Pipeline gebaut
In der Nachbarschaft wird eine Pipeline gebaut © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
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Aufgrund bisheriger Erfahrungen in den USA gelten 30 Prozent des gesamten Potenzials als technisch nutzbar. Bezogen auf die heutige Fördermenge in Deutschland würden mit dieser Menge die Energieunternehmen 50 Jahre lang arbeiten können. Betriebswirtschaftlich dürfte das die gegenüber „normalem“ Erdgas deutlich höheren Investitionen rechtfertigen. Vor allem deshalb, weil herkömmliches Erdgas in Deutschland knapp wird.

Volkswirtschaftlich sieht das anders aus. Die deutsche Fördermenge deckt mit rund 13 Prozent nur einen kleineren Teil des hierzulande benötigten Erdgases ab. Die Energiekonzerne hatten Kritikern gegenüber stets angeführt, dass der Fracking-Einsatz zu einer geringeren Abhängigkeit von ausländischen Erdgasproduzenten führe. Experten gehen mit Blick auf die neuen Schätzungen aber davon aus, dass das gesamte Schiefergas-Potenzial bestenfalls ausreichen würde, um Deutschland sieben Jahre lang selbstständig zu versorgen.

Gegner der Gasförderung mit Fracking-Methoden sehen in den Zahlen eine Bestätigung ihrer Kritik. Einerseits würden die plötzlich stark nach oben korrigierten Zahlen die hohe Unsicherheit der Einschätzung belegen.

Zum anderen sei der volkswirtschaftliche Nutzen gering, selbst wenn von Bremen bis zum Chiemsee, von Thüringen bis Köln tausende Bohrungen mit der riskanten Fracking-Technologie niedergebracht würden, sagt Jörn Krüger, Sprecher der Gegner.