Hongkong. . Die Entschuldigung kommt spät. Fast 23 Jahre nach dem Massaker auf dem Tiananmen-Platz hat sich der Ex-Bürgermeister von Peking bei den Betroffenen entschuldigt. Eine Verantwortung für die blutige Niederschlagung der Demokratie-Bewegung weist Chen jedoch von sich.
Der frühere Bürgermeister von Peking, Chen Xitong, hat sich für die blutige Niederschlagung der Demokratie-Bewegung auf dem Tiananmen-Platz im Jahr 1989 entschuldigt. „Niemand hätte am 4. Juni sterben müssen, wenn richtig mit dem Vorfall umgegangen worden wäre“, wird Chen in dem Buch „Gespräche mit Chen“ zitiert, das am Freitag - drei Tage vor dem 23. Gedenktag an die Ereignisse - in Hongkong erscheinen wird. „Es tut mir leid, aber ich konnte nichts tun, es tut mir sehr leid.“
Chen gilt als eine der Schlüsselfiguren für die Niederschlagung der Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Der damalige Bürgermeister soll sich für den Einsatz der Armee ausgesprochen und gegenüber Staatschef Deng Xiaoping das Ausmaß der Proteste übertrieben haben.
Tianamen-Massaker in China nach wie vor Tabuthema
In dem Buch weist der 81-Jährige die Verantwortung für die Vorgänge mit der Begründung von sich, auf Befehl von oben gehandelt zu haben. „Ich bin sicher, dass die Wahrheit über die Geschichte von 1989 eines Tages aufgedeckt wird.“ Nach Angaben des Verlegers wird „Gespräche mit Chen“ in China nicht erscheinen, da die Ereignisse auf dem Tiananmen-Platz in China nach wie vor ein Tabuthema sind.
Nach dem 4. Juni 1989 machte der Bürgermeister in der Kommunistischen Partei Karriere. Nach einigen Jahren fiel er jedoch wieder in Ungnade und wurde 1998 in einem spektakulären Prozess wegen Korruption zu 16 Jahren Haft verurteilt; 2004 wurde er aus gesundheitlichen Gründen entlassen. Seinen Niedergang beschreibt Chen in dem Buch als „die größte Ungerechtigkeit seit der Kulturrevolution“ in China.
Auf dem Tiananmen-Platz hatten chinesische Studenten und Menschenrechtler im Frühsommer 1989 für mehr Demokratie demonstriert. Die Regierung ließ die Kundgebungen am 4. Juni 1989 blutig niederschlagen; dabei wurden hunderte, möglicherweise sogar mehrere tausend Menschen getötet. (afp)