Peking. Der Bruder des blinden chinesischen Dissidenten Chen Guangcheng ist nach Angaben eines Menschenrechtsanwalts in sein Dorf im Osten Chinas zurückgekehrt. Chen war in der vergangenen Woche nach Peking gereist. Kurz darauf verschwand er.

Der Bruder des chinesischen Bürgerrechtlers Chen Guangcheng ist nach Angaben eines Anwalts in sein Heimatdorf im Osten des Landes zurückgekehrt. Ein Freund von Chen Guangfu habe ihn darüber informiert, dass dieser wieder in Dongshigu in der Provinz Shandong sei, sagte der Anwalt Ding Xikui am Sonntag.

Er konnte allerdings nicht sagen, ob Chens älterer Bruder freiwillig zurückkam oder von den Behörden dazu gezwungen wurde. Chen Guangfu war Anfang der Woche aus dem Dorf geflohen, wo die ganze Familie de facto unter Hausarrest steht, und am Donnerstag in Peking aufgetaucht.

Er hatte sich dort mit einem Anwalt über den Fall seines ältesten Sohnes beraten, der unter dem Vorwurf des versuchten Mordes in Haft sitzt. Der junge Mann hatte drei Beamte verletzt, die in das Haus der Familie eingedrungen waren, nachdem seinem Onkel die Flucht gelungen war. Weil Chen Guangfu nach dem Gespräch mit dem Anwalt sofort wieder verschwunden war, hatte am Samstag sein Anwalt Liu Weiguo Alarm geschlagen und über eine mögliche Festnahme spekuliert.

Der blinde "Barfuß-Anwalt" Chen Guangcheng war Ende April unter spektakulären Umständen aus seinem Hausarrest ausgebrochen und in die US-Botschaft in Peking geflohen. Vor wenigen Tagen reiste er mit seiner Familie in die USA aus. Nach seiner Flucht äußerte er wiederholt Sorgen um die Sicherheit seiner Angehörigen. Der Bürgerrechtler, der sich selbst die Kenntnisse eines Rechtsanwalts aneignete, hatte durch seinen Einsatz für die Opfer von Zwangssterilisierungen und Landenteignungen den Zorn der chinesischen Behörden auf sich gezogen. (afp/dapd)