Peking. Der Bürgerrechtler, der aus dem Hausarrest in die US-Botschaft geflüchtet war, kann offenbar einen Antrag für ein Studium im Ausland stellen. Das gab das chinesische Außenministerium bekannt. Chen Guangcheng sagte am Freitag, seine Lage sei nicht gut. Er wollte US-Diplomaten treffen, das habe aber bislang nicht geklappt.
Die Führung in Peking hat dem aus dem Hausarrest geflohenen Bürgerrechtler Chen Guangcheng freigestellt, einen Antrag für ein Studium im Ausland zu stellen. Wenn Chen im Ausland studieren wolle, könne er "wie die anderen chinesischen Bürger" einen Antrag bei den zuständigen Behörden stellen, hieß es in einer am Freitag im Internet veröffentlichten Erklärung des chinesischen Außenministeriums.
Der blinde Bürgerrechtler, der am 22. April aus dem ihm auferlegten Hausarrest geflohen und zunächst in der US-Botschaft Zuflucht gefunden hatte, hat nach Angaben eines Unterstützers eine Einladung einer New Yorker Universität.
Am Freitag hat der chinesische Dissident am Telefon aus einem Krankenhaus in Peking gesagt, dass seine Lage nicht gut sei. "Ich habe mich seit zwei Tagen nicht mit Diplomaten der US-Botschaft treffen können. Sie sind hierher gekommen, wurden aber nicht hereingelassen."
In einem Telefonat hatte Chen um ein Treffen mit Außenministerin Hillary Clinton gebeten. "Ich hoffe, ich kann mehr Hilfe von ihr erhalten. Und ich möchte ihr auch von Angesicht zu Angesicht danken", sagte Chen am Donnerstag. Er erklärte, er wolle in die USA reisen "für eine Zeit des Ausruhens", die er zehn Jahre lang nicht gehabt habe.
Er mache sich zudem Sorgen, weil seine Frau Yuan Weijing sich nicht mehr frei bewegen könne und überwacht werde. Zudem habe er gehört, dass seine Freunde drangsaliert würden. US-Behörden haben angegeben, mit Chen telefoniert und seine Frau getroffen zu haben.
Fall Chen belastet Beziehungen zwischen USA und China
Der blinde Menschenrechtler hat die USA um politisches Asyl gebeten. Der Fall belastet die Beziehungen zwischen den USA und China.
Chen hat die letzten sieben Jahre im Gefängnis oder Hausarrest verbracht, weil er sich gegen Zwangsabtreibungen und andere Vorschriften wandte und versuchte, Betroffenen zu helfen. Im Hausarrest sollen er, seine Frau, Tochter und Mutter geschlagen und schikaniert worden sein.
Die Flucht des blinden Dissidenten aus dem Hausarrest, nach der er sechs Tage Unterschlupf in der festungsartigen US-Botschaft fand, schien am Mittwoch zunächst für alle Seiten gesichtswahrend gelöst. Dann forderte Chen jedoch seine Ausreise in die USA. Clinton hält sich derzeit zu bilateralen Gesprächen mit der chinesischen Führung in Peking auf. (rtr, dapd)