Bonn.. Die Reihe der Plagiatsaffären von FDP-Politikern kann um einen weiteren Namen ergänzt werden: Die Uni Bonn hat am Mittwoch der liberalen Politik-Beraterin Margarita Mathiopoulos den Doktortitel aberkannt. Sie wirft der Uni “blinden Eifer“ vor und will vor Gericht ziehen.
Wie hießen sie noch gleich, die Politiker, die nach Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in den Strudel der Plagiatsaffäre gerieten? Jorgo Chatzimarkakis, Silvana Koch-Mehrin, Bijan Djir-Sarai - mit Margarita Mathiopoulos wird die Reihe prominenter Politiker - besonders solcher mit FDP-Parteibuch - nun um einen weiteren Namen ergänzt, der künftig ohne das "Dr." im Ausweis auskommen muss. Die Universität Bonn hat am Mittwoch, nach mehreren Monaten intensiver Prüfung, die Entscheidung bekannt gegeben, ihrer einstigen Promovendin den Doktortitel zu entziehen. Es war das zweite Mal, dass Mathiopoulos' Arbeit in den Ruch des Plagiats geriet - diesmal allerdings mit Konsequenzen.
Die Doktorarbeit von Mathiopoulos zum Thema "Amerika: das Experiment des Fortschritts. Ein Vergleich des politischen Denkens in Europa und in den USA" war der Uni zufolge bereits Anfang der 1990er Jahre in die Kritik geraten. Eine stichprobenartige Überprüfung der 1991 eingesetzten Kommission der Fakultät hatte demnach zwar schwerwiegende handwerklich-methodische Mängel offenbart, aber keinen Täuschungsvorsatz festgestellt. Daher wurde der Doktortitel damals nicht aberkannt.
Plagiate an mehr als 320 Stellen
Der Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät stellte aber nunmehr fest, dass die Entscheidung von 1991 aus heutiger Sicht objektiv rechtswidrig war und daher aufgehoben werden konnte. Die neue Überprüfung war durch Vorwürfe der Internetplattform VroniPlag ins Rollen gekommen. Laut Uni Bonn fanden sich in der Arbeit über 320 Stellen, in denen die Originalquelle systematisch nicht ordnungsgemäß zitiert wurde.
Teilweise seien längere Passagen anderer Quellen mit nur geringen Abänderungen wörtlich abgeschrieben worden. Teilweise wurde demnach die Übernahme fremder Texte zusätzlich durch eine irreführende Zitierweise verschleiert. "Auf Grund der systematischen und breit angelegten Vorgehensweise steht aus der Sicht der entscheidenden Gremien fest, dass es sich nicht um bloße Versehen, sondern um vorsätzliche Täuschungen über die wissenschaftliche Urheberschaft handelt", teilte die Universität mit.
Erst SPD-Beraterin, dann zur FDP gewechselt
Mathiopoulos war 1987 bundesweit bekannt geworden, als der damalige SPD-Vorsitzende Willy Brandt die seinerzeit parteilose Politikwissenschaftlerin zur SPD-Sprecherin machen wollte. Nach heftiger innerparteilicher Kritik an der Nominierung von Mathiopoulos trat Brandt vom SPD-Vorsitz zurück. Mathiopoulos wechselte später zur FDP, wo sie verschiedene führende Ämter innen hatte und hat. seit Januar 2005 ist sie Vorsitzende des "Transatlantischen Forums", zudem ist sie als außen- und sicherheitspolitische Beraterin für die FDP aktiv.
Im Kurz-Lebenslauf auf ihrer Internetseite http://mathiopoulos.de beschreibt sie sich mit folgenden Worten: "Prof. Dr. Margarita Mathiopoulos, Unternehmerin, Zeithistorikerin und Politikwissenschaftlerin, geboren in Bonn, studierte Geschichte, Politikwissenschaften und Rechtswissenschaften an den Universitäten Bonn, an der Sorbonne, in Harvard und Stanford. MA 1980. Promotion 1986".
Mathiopoulos wirft Bonner Uni "blinden Eifer" vor
Aus Sicht von Mathiopoulos ist der Lebenslauf keineswegs zu überarbeiten. In einer Presseerklärung über die Berliner Anwaltskanzlei Raue LLP weist die FDP-Politikerin die Vorwürfe zurück und greift die Universität Bonn an. Mathiopoulos' Anwälte werfen der Hochschule ein "unfaires und von blindem Eifer geprägtes Verfahren" vor. Zudem sei die Entscheidung des Fakultätsrats, den Doktortitel zu entziehen, rechtswidrig, schreiben die Anwälte. Begründung: Die Universität verstoße gegen ihre Entscheidung von 1991, die "nicht aufhebbar" sei.
Zudem beklagt sich Mathiopoulos in ihren Statement, dass der für die Untersuchung verantwortliche Dekan der Philosophischen Fakultät - Prof. Paul Geyer - sich "trotz mehrfahrer Bitte" einer persönlichen Anhörung verweigert hätte. Die erneute Prüfung der Hochschule sei "vielfach fehlerhaft und durchweg unvollständig". Mathiopoulos stützt sich dabei auf die Entscheidung einer Hochschulkommission im Jahr 1990/91, die als Reaktion auf einen kritischen Bericht im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" ihre Doktorarbeit geprüft hatte. Sie hätte zwar "Zitierfehler gerügt", aber letztlich keine Täuschung festgetellt und sich vielmehr der Einschätzung von Mathiopoulos' Doktorvater, Prof. Karl Dietrich Bracher, angeschlossen. Der hatte, so heißt es in der Erklärung der Berliner Kanzlei, damals zwar "handwerkliche Mängel" attestiert, allerdings die "originelle These" ihrer Arbeit gelobt. (WE/afp)