Düsseldorf. . Experten empfehlen vor der Fernsehschlacht: CDU-Herausforderer Norbert Röttgen sollte mehr in die Offensive gehen, ohne Aggressivität zu zeigen. Das sei seine einzige Chance. Obwohl Röttgen als guter und telegener Redner gilt, sehen die Wissenschaftler die Ministerpräsidentin im Vorteil.
Zwei Wochen vor der NRW-Landtagswahl muss CDU-Herausforderer Norbert Röttgen beim heutigen Fernsehduell (20.15 Uhr, WDR) laut einer WAZ-Umfrage unter Politik-Professoren die kontrollierte Offensive suchen.
„Röttgen hat in der gegenwärtigen Stimmungslage keine andere Möglichkeit als anzugreifen. Er muss seine beiden zentralen Themen Finanz- und Wirtschaftspolitik möglichst plakativ anbringen“, sagte Politologe Klaus Schubert von der Universität Münster.
Nach Ansicht von Karl-Rudolf Korte von der Universität Duisburg-Essen steht der Bundesumweltminister vor der schwierigen Aufgabe, sich trotz eher geringer Unterschiede in zentralen Sachfragen als Alternative zu Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) zu profilieren. „Zugleich muss er Charme-Disziplin wahren, weil Aggressivität gegen eine Frau beim Publikum ganz schlecht ankommt“, so Korte.
Auch Christian Schicha von der Mediadesign-Hochschule in Düsseldorf legte Röttgen nahe: „Ein aggressiver Auftritt würde eher schaden.“
„Viele Themen sind praktisch stillgelegt“
Für Ulrich von Alemann von der Uni Düsseldorf sind zu viele Themen zwischen SPD und CDU „praktisch stillgelegt“, als dass man Röttgen beim Duell als wirkliche Alternative wahrnehmen könnte.
Obwohl Röttgen als guter und telegener Redner gilt, sehen die Wissenschaftler die Ministerpräsidentin im Vorteil. „Amtsinhaberin Kraft hat den Vorteil, dass die Landespolitik ohnehin eine Ministerpräsidenten-Demokratie ist und sie die Rolle der populären, mütterlichen, fast präsidialen Regierungschefin gut ausfüllt“, sagte Korte. Schubert analysierte: Die Mülheimerin vermittle „in Stil und Sprache bodenständige Werte, die vielen Menschen wieder wichtig sind: Vertrauen, Zuverlässigkeit, Solidität“. Kraft zeichne ein „Mutti-Faktor“ aus, Röttgen dagegen stehe für „smarte Intellektualität“.
Nach Schichas Einschätzung erzeugt Krafts kumpeliger Stil „leicht eine Bindung zum breiten Publikum“. Röttgen strahle als scharfsinniger Analytiker „diese Wärme und Herzlichkeit nicht aus“.