Brüssel. Die EU will die Tabakgesetze verschärfen: Es drohen Einheitsverpackungen für Zigaretten und ein Verbot von Geschmackszusätzen wie Vanille. Während die Zigarettenindustrie schon jetzt zittert, können Hersteller von Shisha und E-Zigarette gelassen bleiben.

Beim Kampf gegen das Nikotin lässt Brüssel nicht locker. Die EU-Kommission schätzt, dass jährlich in den Mitgliedsstaaten 650.000 Menschen an den Folgen des Rauchens sterben. Verbieten will die EU-Zentrale das Qualmen zwar nicht, aber sie will es unattraktiver machen, vor allem für junge Menschen.

Denn 80 Prozent der Raucher haben angefangen, bevor sie 18 Jahre alt waren, sagt John Dalli. Der Gesundheitskommissar sieht Anreize für Nachwuchsraucher schon auf der Zigarettenschachtel. Die bunten Farben, Werbesprüche und Markenlogos könnten den Konsumenten glauben lassen, dass es sich bei Zigaretten um ein harmloses Produkt handelt, meint der Kommissar. Er will daher mit einer neuen EU-Tabakrichtlinie die optischen Anreize auf der Verpackung möglichst klein halten.

Fotos von Raucherlungen sollen abschrecken

Warnhinweise und abschreckende Fotos sollen das Aussehen der Schachtel zukünftig dominieren. Logo und sonstige Markenelemente sollen weitgehend verschwinden. Auf Einzelheiten festlegen will sich Dalli erst gegen Ende des Jahres. Doch die Tabakkonzerne fürchten schon jetzt das Schlimmste: eine einheitliche Zigarettenverpackung für alle Marken. Australien ist das Vorbild. Dort wird die Einheitsschachtel ab Dezember in den Regalen stehen: keine rot-weißen Signalfarben mehr, keine Kamele, keine Flügelhelme, keine bekannten Schriftzüge. Was bleibt bei den so genannten Plain Packages, ist eine matte Farbe, platzgreifende Fotos von Raucherlungen und anderen Körperschäden, Warnungen vor Durchblutungsstörungen, Impotenz und Tod. Darunter klein der Name der Marke in einer Standardschrift.

Einheitspackung zerstört die Markenidentität

Die Zigarettenindustrie sieht mit der Einheitspackung den Tod der Marken an sich. Die Zigarette werde zum Einheitsprodukt wie Kochsalz. Ohne sichtbare Markenidentität auf der Verpackung könne über die Werbung kein Lebensgefühl vermittelt werden. Es gehe darum, Raucher für eine Marke zu gewinnen, nicht um die Verführung von Nichtrauchern, sagt Elfriede Buben vom Zigarettenhersteller Philip Morris. Gesundheitspolitiker im EU-Parlament sind nicht überzeugt: “Die Tabakindustrie soll froh sein, dass wir ihnen gestatten, ein giftiges Produkt zu verkaufen!”, sagt Carl Schlyter von den Grünen.  

Auch beim Geschmack will die EU der Industrie nicht einfach freie Hand lassen. Süßliche Zusätze wie Erdbeer,oder Vanille will die Kommission verbieten. Sie erleichterten den Einstieg ins Rauchen und verstärkten den Suchteffekt, sagt die Kommission und beruft sich auf Forschungsergebnisse.

Gesetz umfasst nicht E-Zigaretten und Wasserpfeifen

Tabak in Geschmacksrichtungen wie Erdbeer oder Apfel sind vor allem bei Shisha-Rauchern beliebt – droht der Wasserpfeife nun das Aus? „Nein, die Hersteller würden bei einem Verbot die Zusatzstoffe ändern, zum Beispiel natürliche ätherische Öle für die Aromatisierung verwenden“, sagt Alexander von Gablenz vom Deutschen Shisha Verband. Alternativ könnten Shisha-Raucher Tabak und Zusatzstoffe getrennt kaufen und selber mischen. Auch der E-Zigarette und ihren vielen Geschmacksrichtungen droht von einer neuen Tabakrichtlinie keine Gefahr – sie funktioniert ohne Tabak.