Warschau. Bundespräsident Joachim Gauck ist in Warschau zu Gesprächen mit dem polnischen Regierungschef Tusk und dem Präsidenten Komorowski zusammengekommen. Gauck lobte Polen als “das europäische Land der Freiheit“. Er werde sich in Polen immer wohlfühlen. Deutsche und polnische Jugendliche könne man auf einem großen Rockfestival näher zusammenbringen.

Bei seinem Antrittsbesuch in Warschau hat Bundespräsident Joachim Gauck mit
seinem polnischen Kollegen Bronislaw Komorowski eine weitere Vertiefung der
Beziehungen beider Länder vereinbart. Er wolle die Freundschaft zwischen beiden
Ländern gemeinsam mit Komorowski durch "zusätzliche Initiativen" bereichern, die
vor allem auf junge Menschen abzielen sollten, sagte Gauck am Dienstag in
Warschau.

Komorowski hob hervor, dass Gauck Polen als erstes Auslandsziel nach
seiner Wahl ausgesucht habe. Er werte dies als "Symbol" dafür, dass das
deutsch-polnische Verhältnis "weit darüber hinaus geht, was eine normale
Zusammenarbeit auszeichnet". Gauck und Komorowski vereinbarte unter anderem einen
gemeinsamen Auftritt vor jungen Leuten an der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder. Außerdem berieten sie darüber, wie sie junge Deutsche und Polen
näher zusammenbringen können - "vielleicht auf einem großen Rockfestival", sagte
Gauck.

Beide Präsidenten lobten die Offenheit und Herzlichkeit ihrer
Gespräche. "Wir waren so weit weg von den alten Lasten, die unsere Völker
getrennt haben, und so dicht an den Werten, die uns verbinden", sagte Gauck.
Komorowski sagte, er wolle mit Gauck die enge Freundschaft fortsetzen, die er zu
dessen Vorgänger Christian Wulff unterhalten hatte.

Gauck hob nach dem Gespräch besonders die proeuropäische Orientierung
Polens hervor. Polen spiele in der gegenwärtigen europäischen Krise eine
stabilisierende Rolle: Er sei "erfreut, dass sich Polen so dezidiert der
Stabilitätspolitik angeschlossen hat", sagte Gauck. Deutschland seinerseits
wolle seiner Verantwortung in der Krise gerecht werden: "Die Wahrheit ist, dass
wir Geld, manchmal auch viel Geld, in eine unsichere Situation hinein
investieren müssen." Er hoffe, dass die europäischen Regierungen "die Kraft
haben, in der Krise mehr Europa zu wagen", sagte Gauck weiter. Polen sei für ihn "das europäische Land der Freiheit".

Am Vorabend hatte Komorowski den Bundespräsidenten und dessen
Lebensgefährtin Daniela Schadt zu einem gut dreistündigen privaten Treffen in
seiner Residenz im Warschauer Belweder-Palast empfangen. Bei der Begrüßung hatte
Gauck gesagt, der Polen-Besuch gleich zu Beginn seiner Amtszeit sei ihm "eine
Herzenssache". Die meisten Vorgänger Gaucks hatten ihre erste Auslandsreise als
Bundespräsident nach Frankreich unternommen.