Essen. . Irans Präsident Ahmadinedschad präsentiert sich im ZDF-Interview als friedliebend und wirft dem Westen Aggression vor. Zwei Jahre hatte sich das ZDF um ein Interview mit Irans Präsident Mahmut Ahmadinedschad bemüht. Nun durfte ZDF-Moderator Claus Kleber zur Audienz nach Teheran fliegen. Warum gerade jetzt?
Zwei Jahre hatte sich das ZDF um ein Interview mit Irans Präsident Mahmut Ahmadinedschad bemüht. Er gilt wegen seiner Atompolitik und seinen unverhohlenen Drohungen gegen Israel als einer der unberechenbarsten und gefährlichsten Politiker der Welt. Nun durfte ZDF-Moderator Claus Kleber zur Audienz nach Teheran fliegen. Warum gerade jetzt?
„Ich hatte so viele Termine“, sagt Ahmadinedschad entschuldigend, darüber hinweglächelnd, dass dieses Gespräch zu einem besonders brisanten Zeitpunkt stattfindet. Mit Sorge beobachtet die Welt die Fortschritte des Landes in der Atomtechnik, die Furcht wächst, Iran könnte bald über eine Atombombe verfügen. Die USA halten sich militärische Optionen offen, Israel steht womöglich kurz davor, die Atomanlagen zu bombardieren. Doch wenn Kleber vor diesem Hintergrund ein Friedenssignal erwartet hatte, dann wurden er und die Welt enttäuscht.
„Warum Kriegsgefahr?“
Mit der ersten Frage kommt Kleber auf den Punkt: Ob der Präsident angesichts der Kriegsgefahr eine Botschaft habe? Geschickt dreht Ahmadinedschad den Spieß um und fragt scheinbar ahnungslos: „Warum Kriegsgefahr?“ Weil Israel mit einem Angriff droht, gibt Kleber verdutzt zurück. „Warum muss Israel drohen?“, stellt der Präsident die Gegenfrage. Weil der Iran sich weigert, sein Atomprogramm offenzulegen. „Zeigt Israel Klarheit und Transparenz in der Nuklearfrage?“
Kleber gerät in die Defensive, findet nur das wankende Argument, Israel habe im Gegensatz zu Iran den Atomwaffensperrvertrag nicht unterschrieben. Eine Steilvorlage: Das bedeute, wer den Vertrag unterschrieben hat, dürfe entrechtet werden? fragt Ahmadinedschad zurück. Dass sein Land im Gegensatz zu Israel eine Bedrohung für die Welt darstellt, kann er nicht begreifen. Iran wolle keine Atomwaffen, behauptet er bündig. „Wenn wir sagen, wir bauen keine Bombe, bauen wir keine Bombe.“
Leugnet erneut den Holocaust
Ungerecht, das ist eines der Worte, die er gerne bemüht. Warum würden Menschenrechtsverletzungen nur im Iran angeprangert? In Frankreich seien die Menschen entrechtet, in Großbritannien würden sie auf den Straßen niedergeknüppelt. In Fortsetzung seiner kruden Weltsicht droht er Europa, seine Waren künftig woanders einzukaufen. Fast so, als sei nicht der Iran, sondern Europa mit Sanktionen belegt.
Den Holocaust leugnet er erneut. „Das sei eine „Lüge“ der Israelis. Sie hätten die Geschichte erfunden „und die Kosten dafür müssen die Palästinenser zahlen“. Kleber wird das zu heikel: „Ich würde gerne das Thema wechseln.“
Die Taktik
Oft reagiert Ahmadinedschad auf die Fragen mit Gegenfragen. Mit dieser Taktik spielt er die Vorwürfe zurück und unterstellt dem Westen, mit zweierlei Maß zu messen. Er präsentiert sein Land als Opfer und sich selbst als friedliebenden Politiker. Doch unvermittelt blitzt seine Gefährlichkeit auf: „Israel, das sind kulturlose Menschen, die morden und bombardieren.“ Der Iran hingegen sei eine alte und große Kulturnation. Man darf fürchten, was aus solchen Ansichten folgen kann.