Teheran. . Bei der Parlamentswahl im Iran hat die Bevölkerung ersten Ergebnissen zufolge Präsident Mahmud Ahmadinedschad einen Denkzettel verpasst. Nach Berichten von Staatsmedien gingen Verbündete des geistlichen Führers Ajatollah Ali Chamenei vielerorts als Sieger aus der Abstimmung hervor, während das Ahmadinedschad-Lager einen Dämpfer erhielt.
Bei der Parlamentswahl im Iran liegen die konservativen Gegenspieler von Präsident Mahmud Ahmadinedschad nach ersten Ergebnissen in Führung. Verbündete des Geistlichen Führers Ajatollah Ali Chamenei verbuchten 97 der 189 bereits am Samstagmittag entschiedenen Mandate für sich, wie das Innenministerium mitteilte. Sollte sich dieser Trend bei den insgesamt 290 zu vergebenden Sitzen bestätigen, droht Ahmadineschad stärkerer Gegenwind im Parlament.
Das starke Abschneiden der Chamenei-Fraktion und eine laut staatlichen Medien erzielte Wahlbeteiligung von mehr als 67 Prozent wurde als klare Unterstützung für die iranische Theokratie gewertet. Das Endergebnis dürfte Anfang der Woche veröffentlicht werden. Vor allem in größeren Städten wie der Hauptstadt Teheran mit etwa fünf Millionen wahlberechtigten Bürgern dauerte die Auszählung noch an.
Unter den bereits am Samstag vermeldeten Mandatsgewinnern waren auch sechs liberale Kandidaten. Die verbleibenden 86 Sitze verteilten sich auf Ahmadinedschad-Anhänger und Zentristen. In 15 weiteren bereits ausgezählten Bezirken werden nach Angaben der Behörden Stichwahlen fällig.
Der Urnengang, bei dem mehr als 48 Millionen Iraner wahlberechtigt waren, war die erste größere Abstimmung seit der umstrittenen Wiederwahl Ahmadinedschads 2009. Gegner des Regimes wurden bereits im Vorfeld massiv eingeschüchtert.
Niederlage von Ahmadinedschad-Schwester ist ein großer Schlag für den Präsidenten
Die Schwester des Präsidenten konnte sich kein Mandat sichern. Wie die halbamtliche Nachrichtenagentur Mehr am Samstag meldete, wurde Parwin Ahmadinedschad, eine enge Verbündete ihrer Bruders, von einem konservativen Rivalen geschlagen. Parwin Ahmadinedschad hatte für einen Sitz in Garmsar, der Heimatstadt des Präsidenten, kandidiert. Ihre Niederlage wird als empfindlicher Schlag für den Staatschef gewertet.
Da es nach der brutalen Niederschlagung der Protestbewegung vor drei Jahren keine echte Opposition im Iran mehr gibt, war die Parlamentswahl vor allem ein Schauplatz für die Machtkämpfe im konservativen Lager. Der politische Kurs des Landes wird sich zwar voraussichtlich kaum ändern, allerdings könnte bereits der Weg für einen konservativen Nachfolger von Ahmadinedschad bei der Präsidentenwahl Ende 2013 bereitet werden. Ahmadinedschad selbst darf nicht mehr antreten.
Das iranische Parlament hat zwar mehr Macht als die meisten Volksvertretungen im Nahen und Mittleren Osten, aber doch keinen direkten Einfluss auf die Entscheidungen von Ajatollah Chamenei. Auch fehlt eine Kontrolle über wichtige Machtorgane, die ihm unterstehen, etwa die Revolutionsgarden. (dapd)