Düsseldorf. . Die FDP ist über ihre eigene Taktik gestolpert. Dass sie mit der Ablehnung des Haushaltes gleich auch den Gesamtetat kippten, war nicht geplant. Jetzt bangen die Liberalen um den Wiedereinzug in das Landesparlament. Mit dem Thema Schulden wollen sie den Absturz vermeiden.

Sie wirken wie Fußballer, die nach einer bitteren Pleite den Kabinentrakt verlassen. Grußlos, mit stierem Blick eilen die Abgeordneten der FDP am Morgen aus dem Fraktionssaal. Ihr Kapitän, Fraktionschef Gerhard Papke, hat sie soeben darauf eingestimmt, dass dies kein guter Tag mehr werden kann.

Die Liberalen müssen den Haushalt der rot-grünen Minderheitsregierung in zweiter Lesung ablehnen. Das haben sie angekündigt, das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit. Nur ahnte bis zu diesem Morgen niemand, dass damit bereits der Gesamtetat abgeschmettert ist. Und Neuwahlen unausweichlich sind.

Alles vorbei

Welch ein Betriebsunfall. Die FDP hatte Rot-Grün noch bis Ende März eine Enthaltung für die Schlussabstimmung abringen wollen. Man wollte als Spar-Gewissen der Regierung auftreten und zugleich neue Bündnis-Fantasien beflügeln. Mit sozial-liberaler Öffnung in NRW den Wiederaufstieg der siechen Partei einleiten. Alles vorbei.

Nun muss man Wahlkampf machen aus dem Zwei-Prozent-Umfragetal heraus – und das gegen eine permanente Rufschädigung durch die eigene Bundespartei in Berlin. Die meisten der 13 FDP-Landtagsabgeordneten sehen dem Ende ihrer politischen Karriere entgegen. Nach 1980 und 1995 droht zum dritten Mal das Parlaments-Aus in NRW.

„Ich war nie so stolz“

Geblieben ist ihnen an diesem Mittwoch nur die Ehre. „Ich war noch nie so stolz, Vorsitzender der FDP-Fraktion zu sein wie heute“, bricht es aus Papke heraus. Emotionen ausgerechnet bei diesem nüchternen Marktliberalen, der nicht zu Rührseligkeiten neigt. Man sei den Überzeugungen treu geblieben, habe sie nicht dem Erhalt der Mandate geopfert.

Die Landesregierung habe die FDP „demütigen“ wollen, schimpft Generalsekretär Joachim Stamp. Die Grünen hätten Konsensgespräche hintertrieben, die ausgestreckte Hand aus taktischem Interesse ausgeschlagen, so Papke.

Ob die Wähler die vorgebliche Prinzipientreue honorieren? Einen Funken Hoffnung stiftet das Wahlkampf-Thema Schulden. Bundesgesundheitsminister, Landeschef und Spitzenkandidat Daniel Bahr gibt schon schnell die neue Tonlage vor: Die Bürger wollten „keine griechischen Verhältnisse in NRW“.