Kiel. . Vom Rost zerfressene Fässer mit radioaktivem Atommüll sind im Atomkraftwerk Brunsbüttel in Schleswig-Holstein entdeckt worden. Betreiber Vattenfall hatte den Vorfall vom 15. Dezember 2011 allerdings nicht dem Ministerium gemeldet. Erst der TÜV brachte die Tatsache ans Tageslicht.

Im Kernkraftwerk Brunsbüttel zwischengelagerte Fässer mit schwachem und mittelstark radioaktivem Atommüll sind offenbar durchgerostet. Bei einem Umfüllprozess dieser Fässer für eine spätere Endlagerung im niedersächsischen Schacht Konrad wurde ein korrodierter Stahlblechbehälter entdeckt, wie der für die Atomaufsicht zuständige schleswig-holsteinische Justizminister Emil Schmalfuß (parteilos) am Mittwoch in Kiel sagte. Nach Messungen der Aufsichtsbehörde ist keine unzulässige Radioaktivität freigesetzt worden. „Für Mitarbeiter und Anwohner besteht keine Gefahr“, sagte Schmalfuß.

Der Minister lässt nun eigenen Angaben zufolge alle Lagereinrichtungen in Schleswig-Holstein überprüfen. Wie viele verrostete Fässer es insgesamt gibt und ob diese sich nur auf die Kavernenlagerung von Brunsbüttel beziehen, konnte das Ministerium zunächst nicht sagen.

Schmalfuß zeigte kein Verständnis dafür, dass der Betreiber Vattenfall den bereits am 15. Dezember vorgefallenen Vorgang seinem Ministerium nicht umgehend mitgeteilt hatte. Erst eine Überprüfung durch den TÜV Nord am 10. Januar brachte die Unregelmäßigkeit ans Tageslicht. Vattenfall hat sich laut dem Minister darauf berufen, dass es sich um kein meldepflichtiges Ereignis gehandelt habe. In Bezug auf den Betreiber sei die Zuverlässigkeitsprüfung noch nicht abgeschlossen, sagte Schmalfuß.

Aus der Fachabteilung des Ministeriums heißt es, man habe keine Sicht- und Zugangsmöglichkeit zu den unterirdischen Kavernen, in denen sich noch rund 500 Fässer befinden. Diese lagern dort teilweise dicht an dicht mit höchstens 15 Zentimetern Abstand.

Nach Angaben von Schmalfuß wird Atommüll an dieser Stelle bereits seit dem 13. September 1981 aufbewahrt. Die nun erfolgte neue Umfüllung in Gusscontainer mit Blick auf die Erfordernisse von Schacht Konrad wird seit 2004 praktiziert. Dabei hatte es aber nach Angaben von Schmalfuß noch nie irgendeine Auffälligkeit gegeben. Die entsprechenden Arbeiten dauern je Fass zwei bis drei Stunden. Der TÜV sah sich gezwungen, bei Vattenfall nachzufragen, weil ein Umfüllvorgang am besagten 15. Dezember mit einer Dauer von rund acht Stunden protokolliert wurde.

Schmalfuß ordnete an, dass Vattenfall die Kavernen mit Betonriegeln abdeckt und alle daran hängenden Arbeiten vorläufig beendet. Der Energiekonzern habe seinem Ministerium inzwischen mitgeteilt, dass man an einem neuen Konzept zur Handhabung der korrosionsgeschädigten Fässer arbeite.

Die schleswig-holsteinische Atombehörde fordert nun vom Bundesumweltministerium, dass eine bundesweite Überprüfung solcher Kavernen-Lagerstätten bei den älteren Meilern stattfindet. „Dazu muss der Bund bei der anstehende Novellierung des kerntechnischen Regelwerkes präzisierte und strengere Sicherheitskriterien entwickeln“, sagte Schmalfuß. Solche Kriterien seien erforderlich, damit eine Landesatomaufsicht belastbare Anordnungen treffen könne. (dapd)