Frankfurt. . Bisher hatte der Streik der Vorfeldmitarbeiter bei Fraport in Frankfurt nur geringe Auswirkungen. Am Mittwoch wollen nun die Fluglotsen ihre Kollegen tatkräftig unterstützen. Und das dürfte spürbar sein.
Hunderte ausgefallene Flüge, Millionen-Einbußen beim Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport und den Airlines – der Streik der Vorfeldmitarbeiter hat schon jetzt viel Geld und die Reisenden noch mehr Nerven gekostet. Genau 205 von 21.300 Fraport-Mitarbeitern halten den größten Flughafen Deutschlands seit zehn Tagen in Atem.
Doch jetzt will die Fluglotsengewerkschaft GdF noch eins draufsetzen und den Fraport an diesem Morgen ganz lahmlegen. Dafür werden die Kollegen im Tower zu Solidaritätsstreiks von 5 bis 11 Uhr aufgerufen. Ohne das gute Dutzend Towerlotsen wären Starts und Landungen am Fraport praktisch unmöglich. Die Deutsche Flugsicherung, bei der die Towerlotsen angestellt sind, will das kurzfristig gerichtlich verbieten lassen. Fraport warnt, das könne „zu massiven Beeinträchtigungen des Flugverkehrs weltweit und zu einem enormen wirtschaftlichen Schaden führen“.
Nicht nur bei den Arbeitgebern wächst das Unverständnis gegenüber der Spartengewerkschaft GdF. Fluggäste und Politiker reagieren zunehmend gereizt. Doch worum geht es in diesem skurrilen Konflikt eigentlich?
Aufschläge zwischen 48 und 73 Prozent
Bislang stehen Aufschläge zwischen 48 und 73 Prozent im Raum, die rückwirkend zum 1. Januar wirksam, dann aber für fünf Jahre eingefroren werden sollen. Der Konflikt betrifft drei Bereiche. Zum einen die Vorfeldkontrolle (Apron) mit 85 Mitarbeitern. Diese Lotsen übernehmen die Maschinen nach der Landung oder führen sie zur Startbahn. Sie sind in der Regel zeitgleich für zehn bis 20 Flugzeuge verantwortlich. Das Brutto-Jahresgehalt der Apron-Mitarbeiter, die perfekt Englisch sprechen müssen und 18 Monate intern ausgebildet werden, liegt im Schnitt bei 53.000 Euro. In der Spitze werden 69.000 Euro Gehalt gezahlt.
29 Mitarbeiter in der Verkehrszentrale
Die zweite Gruppe ist die Vorfeldaufsicht in den gelb-schwarzen „Follow-Me“-Fahrzeugen. Sie führen die Jets, aber auch Baufahrzeuge auf dem Flughafen. Hier arbeiten 91 Mitarbeiter für durchschnittlich 42.000 Euro. Schließlich geht es um 29 Mitarbeiter in der Verkehrszentrale. Sie sind vom Büro aus für die Verteilung der Flugzeuge auf die Flugsteige und die Vorfeldpositionen verantwortlich. Durchschnittliches Jahresgehalt: 47.300 Euro.
Den Forderungen der GdF zufolge sollen die Gehälter der Vorfeldaufseher auf 79.600 Euro und damit um 50 Prozent steigen, die Spitzengehälter um 25 Prozent auf 86.700 Euro. In der Verkehrszentrale soll es um 28 Prozent auf 60.700 Euro nach oben gehen, die Vorfeldaufseher sollen künftig 60.700 Euro verdienen – plus 45 Prozent. Die zusätzlichen Forderungen nach Zulagen und verkürzten Arbeitszeiten rechnet Fraport noch dazu und kommt so auf Erhöhungen um bis zu 73 Prozent.
Sorge um Gehaltsgefüge
Dies würde nach Ansicht von Fraport das Gehaltsniveau im Unternehmen komplett sprengen. Dort verdient ein Ingenieur im Schnitt 53.000 Euro, ein Handwerksmeister 45.000 und ein Lademeister 30.300 Euro. Und die Busfahrer auf dem Rollfeld müssen sich im Schnitt mit 29.900 Euro begnügen.
Die kleine GdF ist auch für die Fluglotsen im Tower verantwortlich. Sie haben erst im vergangenen Herbst eine Erhöhung um 5,2 Prozent erstritten. Ein Fluglotse verdiente bis dahin im Schnitt rund 101.000 Euro im Jahr. Seinerzeit drohten die Lotsen Streiks an, sagten sie aber in letzter Minute ab. Jetzt werden sie von der GdF als letzter Trumpf im Streik der Vorfeldbeschäftigten ausgespielt. Denn deren Streik hat Fraport bisher zum Großteil mit Ersatzarbeitskräften entschärfen können.