Mit einem gemeinsamen TV-Interview mit Frankreichs Staatspräsident Sarkozy hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montagabend in den französischen Präsidentschaftswahlkampf eingeschaltet. Im auch im ZDF übertragenen Gespräch betonte beide ihre Freundschaft.

Ihre Mienen spiegeln den Ernst der Lage. Sorgenfalten, strenge Mundwinkel, ernste Blicke – und das gleich im Doppelpack. Das Duo „Merkozy“ gab unter der Überschrift „Was wird aus dem Euro?“ erstmals zwei TV-Sendern ein gemeinsames Interview. Im Gespräch mit dem ZDF und France2 beschwören beide am Montagabend die deutsch-französische Zusammenarbeit und betonen ihre persönliche Freundschaft.

„Es war uns nicht in die Wiege gelegt, dass wir uns gut verstehen“, sagt Angela Merkel. Beide hätten „aus historischer Verantwortung und persönlicher Zuneigung“ gehandelt. Rosen streut auch Nicolas Sarkozy: „Ja, ich bewundere die Frau, die 80 Millionen Deutsche so durch die Krise geführt hat.“

SPD-Chef Gabriel nennt 'Merkozy'-Interview "peinlich"

Immer wieder betonen Sarkozy und Merkel ihre gute Zusammenarbeit: „Jetzt haben wir ein gemeinsames Ziel“, sagt Merkel. „Europa wird es nur gut gehen, wenn wir von einander lernen.“ Mit Blick auf Griechenland sagt Sarkozy: „Wir weigern uns, uns die Pleite auszumalen.“ Aber das Land müsse die nötigen Reformen auch umsetzen. Merkel stimmt ihm zu. Während des 20-minütigen Gesprächs suchen beide immer wieder den Blickkontakt, wenden sich einander zu, nicken, lächeln sich an. Die Botschaft lautet: Wir arbeiten zusammen, auf uns ist Verlass.

SPD-Chef Sigmar Gabriel hat den gemeinsamen Fernsehauftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy kritisiert. Es sei zu offensichtlich gewesen, dass weder Merkel noch Sarkozy Antworten auf die drängenden Fragen in Europa haben, schrieb der Parteivorsitzende auf seiner Facebook-Seite, dessen Text die SPD am Montag in Berlin verbreitete. Er glaube nicht, dass die CDU-Vorsitzende dem französischen Präsidenten im Wahlkampf geholfen habe. "Ehrlich gesagt: Ich fand's eher peinlich", lautete Gabriels Urteil.(CHO/WE;mit dapd)