Berlin. . Nach der Tortenattacke muss sich Karl-Theodor zu Guttenberg nun eines Angriffs von Internet-Spaßvögeln erwehren. Unbekannte Hacker kaperten am Sonntag die Homepage des Ex-Verteidigungsministers und kürten den einstigen CSU-Star zum “Bundeskuchenminister“.

Auf der Startseite der Internetseite www.zuguttenberg.de war stundenlang eine Fotomontage zu sehen, und zwar ein Porträt des CSU-Politikers mit einer Torte als "Kopfschmuck". Erst am Donnerstag hatten Netzaktivisten Guttenberg in einem Berliner Café überrumpelt und ihm eine Torte ins Gesicht gedrückt. Nach einem Moment des Schreckens nahm Guttenberg die Aktion der Gruppierungen "Hedonistische Internationale" und "Anonymous" mit Humor und schleckte sich die Finger ab.

Auch am Sonntag reagierte der 40-Jährige betont gelassen. "Coole Aktion. Ich freue mich über diesen unerwarteten Karrieresprung!", sagte er "Bild.de". Trotzdem ließ er die Seite prompt vom Netz nehmen. Auch viele Stunden später ist die Seite des ehemaligen Verteidigungsministers nicht aufrufbar. "Dieser Internet-Auftritt ist vorübergehend nicht verfügbar.", heißt es schlicht. Auch auf seiner Facebook-Seite geht Guttenberg nicht auf den Hacker-Angriff ein. Nach der Torten-Attacke gab er sich mit dem Satz "Das nächste Mal gern Käsesahne" betont humorvoll, in diesem Fall schweigt Guttenberg.

"Auch weiterhin in Frieden essen"

Auf der gekaperten Internetseite spielen die Unbekannten auf die Tortenaktion an und schrieben: "Mit Freude geben wir bekannt, dass Karl-Theodor zu Guttenberg am heutigen Tag zum Bundeskuchenminister ernannt wurde. In seiner Antrittsrede betonte er: 'Ich werde dies mit all meinem Wissen und Gewissen ausüben und stehe den neuen Aufgaben positiv gegenüber, welche mich begleiten werden. Als Bundeskuchenminister ist es meine Aufgabe, die Kuchengesetze der Bundesrepublik Deutschland zu wahren und dafür zu sorgen, dass wir auch weiterhin in Frieden essen können.'"

Die Urheber der Internet-Attacke vom Sonntag blieben zunächst unbekannt. Im Quelltext hinterließen sie einen Hinweis auf einen Twitter-Account. Dessen Inhaber, der Kölner IT-Sicherheitsberater Stefan Esser, bestritt aber eine Verwicklung in die Attacke. Esser twitterte nachmittags: "Ich werde dann jetzt mal zur Polizeistation um die Ecke gehen und schauen ob die am Sonntag eine Anzeige gegen Unbekannt aufnehmen." Er vermutete einen Zusammenhang mit seinen jüngsten Hinweisen zu Sicherheitsproblemen bei der Programmiersprache PHP.

Hackergruppe Anonymous beleidigt

Auch das Hackerkollektiv Anonymous wurde in dem Quelltext beleidigt. In einer kurzen Stellungnahme erklärten die Hacker dazu: "Die 'Verantwortlichen' des 'Hacks' mögen sich bitte dazu äußern und Stefan Esser entlasten und zukünftig aus dem Spiel lassen."

Guttenberg war im März 2011 als Minister zurückgetreten und hatte sein Bundestagsmandat und seine Ämter in der CSU aufgeben müssen, weil er weite Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben hatte. Seine Homepage hat er seitdem völlig umgestaltet. Statt mehreren Seiten mit politischen und persönlichen Themen fand sich dort zuletzt nur noch eine Seite mit den Kontaktdaten seiner verschiedenen Büros. Guttenberg hatte im Januar angekündigt, zunächst nicht mehr in die deutsche Politik zurückzukehren.

Die Tortenattacke hatte sich in einem Café im Stadtteil Friedrichshain zugetragen, wo sich der CSU-Politiker mit dem Blogger Stephan Urbach von der Piratenpartei verabredet hatte. Der Moment, in dem das Tiefkühlfabrikat vom Typ "Schwarzwälder Kirschtorte" Guttenbergs Gesicht ereilt, ist in einem Video auf der Webseite der "Hedonistischen Internationale" verewigt. "Er nahm es recht locker", schrieb Urbach danach anerkennend in seinem Blog.

Das Opfer kommentierte den Vorfall noch am selben Abend auf seiner Facebook-Seite: "Hurra, eine Tortenattacke! Ich dachte schon, ich würde in Friedrichshain verhungern. Zwei Aktivisten hatten gottlob mit mir Erbarmen. Eine wunderbare Schwarzwälder Kirschtorte. Beim nächsten Mal dann gerne Käsesahne!" Der Eintrag auf Guttenbergs Profil rief binnen weniger Stunden Tausende Reaktionen hervor.