Bonn. . Deutschland ist in Sachen Militarisierung von Rang 73 auf Rang 81 von 149 Ländern gerutscht. Spitzenreiter ist nach Erhebungen von Friedensforschern Nordkorea, aber auch im Nahen Osten wird ein Wettrüsten befürchtet.
Nordkorea ist nach Einschätzung von Friedensforschern das höchst militarisierte Land der Welt. Davon geht das Bonner Internationale Konversionszentrum BICC (Bonn International Center for Conversion) in seinem aktuellen „Globalen Militarisierungsindex“ (GMI) aus.
Zudem befürchten die Forscher ein massives Wettrüsten im Nahen Osten. Ähnliche Trends der regionalen Rüstungseskalation ließen sich auch für Asien und Lateinamerika erkennen, berichtete BICC-Projektleiter Jan Grebe.
BICC hat die Militarisierungsgrade von 149 Ländern untersucht. Deutschland ist in der Liste der Länder von Rang 73 auf Rang 81 gesunken. Der Index definiert Militarisierung unter anderem dadurch, dass er die staatlichen Rüstungsausgaben eines Landes ins Verhältnis setzt zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) oder zu den Gesundheitsausgaben.
USA auf Platz 30 trotz größtem Verteidigungsetat
Die USA kommen im GMI 2012 auf Platz 30 von 149 untersuchten Staaten, ihr Verteidigungshaushalt steht aber mit 687 Milliarden US-Dollar weiter weltweit an der Spitze. China nimmt hier mit umgerechnet 114 Milliarden US-Dollar den zweiten Platz ein.
Mit Interesse schauen die Forscher des BICC auf Westeuropa. Die Reduzierung der Rüstungsbeschaffungen und der Sparzwang in vielen Staaten würden möglicherweise Auswirkungen auf die Militarisierung in der Zukunft haben, heißt es. Gegenwärtig habe aber noch kein rückläufiger Trend eingesetzt.
Israel liegt im Nahen Osten vorn
Der Index warnt zugleich vor einer hohen Militarisierung des Nahen Ostens. So seien fünf der ersten zehn Länder des GMI in dieser Region zu finden: Israel auf Rang 1, Syrien Rang 3, Jordanien Rang 5, Kuwait Rang 8 und Saudi-Arabien Rang 10. BICC-Experte Marc von Boemcken. warnte, vor dem Hintergrund anhaltenden Unruhen und politischer Konflikten in einigen Staaten drohe die Region weiter destabilisiert zu werden.
Afrika ist kaum militarisiert
Afrika südlich der Sahara verzeichnet nach Darstellung des GMI im Allgemeinen niedrige Militarisierungsgrade. Ausnahmen seien Angola, Mauretanien und Dschibuti. Mit Singapur und Südkorea befinden sich laut der Untersuchungen zwei der höchst militarisierten Länder der Welt in Südost- und Ostasien. Auch Brunei und Vietnam würden in der Rangliste weit oben liegen.
Brasilien führt Rangliste in Südamerika
Die meisten Länder Mittelamerikas haben nach Angaben des GMI relativ niedrige Militarisierungsgrade. Chile und Ecuador sowie Peru und Kolumbien haben regionale Spitzenstellungen in den Ranglisten. Brasilien liegt zwar nur im mittleren Bereich des GMI. Seine Rüstungsausgaben lagen 2010 jedoch mit rund 28 Milliarden US-Dollar vor dem Hintergrund eines konstanten jährlichen Aufwuchses weit vor allen anderen lateinamerikanischen Staaten. Brasilien führe die Tendenzen zu einem regionalen Wettrüsten an.
Das BICC wurde 1994 mit Unterstützung von Nordrhein-Westfalen gegründet. Es gehört zu den führenden Friedens- und Konfliktforschungsinstituten Deutschlands. (dapd)