Washington/Kabul. . Das Video ist echt: Zwei der vier Männer in US-Uniform, die auf Leichname afghanischer Männer urinieren, sind vom US-Militär identifiziert worden. Sie gehören einer Marineeinheit aus North Carolina an. Die Aufzeichnung der Tat schockiert die Welt.

Die USA gehen von der Echtheit des Videos aus, das US-Soldaten beim Urinieren auf Leichen von Aufständischen in Afghanistan zeigt. Zwei der vier US-Soldaten seien identifiziert, sagte ein Sprecher des US-Marine Corps gegenüber der Agentur Reuters.

Die Soldaten gehörten zu einer Marineeinheit, die in North Carolina stationiert ist. Die Einheit hielt sich in Afghanistan von März bis September 2011auf.

Von den insgesamt 100.000 in Afghanistan stationierten US-Soldaten gehören derzeit rund 20.000 den Marineinfanteristen an. Die meisten von ihnen sind in den Taliban-Hochburgen Kandahar im Süden und Helmand im Südwesten stationiert.

Empörung über das Video

Das Video hatte Wut und Empörung ausgelöst. Afghanistans Präsident Hamid Karsai verurteilte das „unmenschliche Verhalten“ der Soldaten, US-Verteidigungsminister Leon Panetta nannte den Vorfall „äußerst bedauerlich“.

In dem Video sind vier Männer in US-Uniformen zu sehen, die über drei blutverschmierten Leichen urinieren. Einer sagt „Schönen Tag noch, Kumpel“, während er sich offenbar darüber im Klaren ist, gefilmt zu werden. Ähnliche erniedrigende Bilder wie etwa die berüchtigten Aufnahmen aus dem irakischen Foltergefängnis Abu Ghraib hatten in der Vergangenheit in der muslimischen Welt zu antiamerikanischen Protesten geführt.

US-Verteidigungsminister verspricht Konsequenzen

Panetta erklärte, die Soldaten hätten sich „vollkommen unangemessen“ verhalten und würden „voll und ganz“ zur Verantwortung gezogen. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte, das Verhalten der Soldaten sei „absolut unvereinbar mit amerikanischen Werten und den Standards, die wir von unserem Militärpersonal erwarten.“

Die Nato-Truppe ISAF erklärte in Kabul, es handele sich um eine „respektlose und unerklärliche Tat“. Karsai nannte die mutmaßliche Leichenschändung „eine auf das Schärfste zu verurteilende Tat“. Der afghanische Staatschef rief die US-Regierung auf, die Verantwortlichen so hart wie möglich zu bestrafen.

Die USA bemühen sich derzeit um die Aufnahme von Friedensverhandlungen zwischen der afghanischen Regierung und den radikalislamischen Taliban. Die Taliban bezeichneten die auf den Bildern zu sehenden Taten als „barbarisch“. Sprecher Sabihullah Mudschahed sagte allerdings, dass der Vorfall die Gesprächsversuche nicht gefährden werde. (rtr/afp)