Essen. Kaum hat Bundespräsident Christian Wulff sein Fernseh-Interview gegeben, hagelt es Kritik im Netz. User auf Facebook und Twitter spotten über den TV-Auftritt - und Fürsprecher für Wulff gibt es nur wenige.
"Ich halte Herrn Wulff für einen Heuchler, charakterlich ungeeignet für das Amt des Bundespräsidenten. Sein Verhalten fügt dem Amt und der Demokratie schweren Schaden zu", lautet ein Kommentar auf der offiziellen Facebook-Seite des Bundespräsidenten. "Der Kerl macht uns Deutsche zum Gespött in der Welt". Bitterböse Wortmeldungen im Netz zu Wulffs TV-Auftritt ließen nicht lange auf sich warten. Mehr als 5.000 User haben sich seit der Ausstrahlung zu Wort gemeldet. Die meisten von ihnen finden Wulffs Aussagen "peinlich", "unwürdig" und würden ihn am Liebsten aus dem Amt jagen.
Wulff hat nur wenige Verteidiger
Nur wenige Internetnutzer verteidigen Wulff. "Ich bin gegen diese Hetzjagd, und ich finde es auch gut, dass Herr Wulff ehrlich war. Ich finde Ihn sympathisch, und er soll Bundespräsident bleiben", bekennt ein Facebook-Mitglied. Viele sehen allerdings in der Berichterstattung rund um Privatkredit und Privaturlaube eine mediale Hetzjagd gegen den ersten Mann des Staates. Vor allem an der BILD-Zeitung lässt die Netzgemeinde kaum ein gutes Haar: "Das Hetzblatt erinnert in seinen Ausführungen eh an so manch verbotene Blätter aus vergangenen Zeiten und gehört eigentlich in einem demokratischen Rechtsstaat verboten." Dabei betont Wulff im Gespräch mit Bettina Schausten und Ulrich Deppendorf, welch wichtige Rolle die Presse in einer Demokratie übernehme.
Kritik an Aussage von Bettina Schausten
Aber auch Moderatorin Bettina Schausten kommt im Netz nicht eben gut weg: Über ihre Aussage, sie bezahle für eine Übernachtung bei Freunden gerne 150 Euro, spotten Hunderte User auf Youtube. Und das Satire-Magazin "Der Postillon" erklärt "Amt des Bundespräsidenten tritt von Christian Wulff zurück." Auch Kalauer über den Namen des Bundespräsidenten finden sich zuhauf - auch wenn man meinen könnte, alle Witze seien bereits gemacht. "Bild: Die mit dem Wulff tanzt" lautet ein Tweet, "Rösler, Wulff, Guttenberg und Co: Anleitung zum Unfähigsein" ätzt der Tagesspiegel auf Twitter, "Ein Präsident macht auf Opfer. Doch Fragen bleiben offen", meint die Zeit.
Ob Privatperson oder Medienmacher: Die Diskussion um den Bundespräsidenten um die Würde des Amtes und die Glaubwürdigkeit Wulffs reißt nicht ab.