Ankara. . Bei Luftangriffen des türkischen Militärs an der Grenze zum Irak sind mindestens 35 Kurden getötet worden. Rebellen kämpfen seit mehr als 20 Jahren für die Autonomie des Südostens der Türkei. Kurdische Politiker sprechen von einem “Massaker“.
Bei Angriffen der türkischen Luftwaffe auf mutmaßliche kurdische Ziele sind mindestens 20 Menschen getötet worden. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Dogan zufolge ereigneten sich die Angriffe am Mittwochabend nahe dem Dorf Ortasu an der türkischen Grenze zum Irak. Die prokurdische Nachrichtenagentur Firat berichtete von 35 getöteten Zivilpersonen.
Dogan bezog sich auf Dorfbewohner aus dem Grenzgebiet, denen zufolge unter den Toten Schmuggler vermutet wurden. Diese hätten die türkischen Streitkräfte fälschlicherweise für kurdische Rebellen gehalten, die versucht hätten, vom Irak in die Türkei zu gelangen, berichteten die Bewohner laut Dogan. Die Nachrichtenagentur zeigte Fernsehbilder, auf denen eine Gruppe Menschen um in Tücher gewickelte Leichen stand. Der Gouverneur der Provinz Sirnak sagte, 20 Menschen seien bei dem Angriff getötet worden, gab aber keine weiteren Details bekannt.
Kurdensprecher beklagt, Armee hätte harmlose Jugendliche getötet
Der kurdische Parlamentsabgeordnete Nazmi Gür sprach dagegen von 35 Toten. Die meisten davon seien Jugendliche gewesen, die mit Eseln und Pferden billiges irakisches Diesel über die Grenze brachten, um es in der Türkei zu verkaufen. Für viele Menschen in der Region sei der Dieselschmuggel die einzige Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Eigentlich sei es den Behörden bekannt, dass in dieser Region viele Schmuggler unterwegs sind.
Dogan berichtete, zunächst hätten unbemannte Drohnen die Grenzregion aufgeklärt. Mit Wärmebildkameras hätten die Streitkräfte eine "Gruppe von Menschen" ausgemacht und dann den Luftangriff geflogen. Die türkische Luftwaffe griff im laufenden Jahr dutzende Male vermutete kurdische Rebellen im Nordirak und an der türkisch-irakischen Grenze an. Kürzlich erhielt die Türkei vier Drohnen von den USA, die zuvor im Irak stationiert waren.
Die schwer zugängliche Bergregion entlang der Grenze zum Irak gilt als ein Rückzugsgebiet der PKK. Die türkische Armee fliegt immer wieder Angriffe auf Lager der Rebellen im Nordirak. Die PKK kämpft seit 1984 gegen den türkischen Staat. In dem Konflikt sind seitdem rund 45.000 Menschen ums Leben gekommen. (dapd/afp)