Remlingen. . Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nimmt offenbar Abstand von dem Vorhaben, die radioaktiven Abfälle aus dem einsturzgefährdeten Atommülllager Asse II bei Wolfenbüttel zu bergen. Dies habe die Behörde dem Bundesumweltministerium in einem internen Schreiben mitgeteilt, heißt es in einem Medienbericht.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nimmt offenbar Abstand von dem Vorhaben, die radioaktiven Abfälle aus dem einsturzgefährdeten Atommülllager Asse II bei Wolfenbüttel zu bergen. Dies habe die Behörde dem Bundesumweltministerium in einem internen Schreiben mitgeteilt, berichtete die "Braunschweiger Zeitung" am Donnerstag vorab. Ein Sprecher des BfS relativierte auf dapd-Anfrage den Bericht.
Im Verlauf der nächsten Monate bis Ende 2012 werde eine Sachlage eintreten, "die eine weitere Verfolgung der Stilllegungsoption 'Rückholung' als sicherheitstechnisch nicht mehr vertretbar erscheinen lässt", zitiert das Blatt aus dem Schreiben. Die Veränderungen des Grubengebäudes bewirkten einen ständigen weiteren "Sicherheitsverzehr".
Der Brief vom 25. November sei von der BfS-Vizepräsidentin Stefanie Nöthel unterzeichnet worden. Sie schlage vor, "bereits jetzt alle fachlichen und kommunikativen Vorbereitungen für eine Aufgabe des Projekts 'Rückholung' zu treffen."
BfS-Sprecher Florian Emrich sagte, oberstes Ziel bei der Schließung der Asse bleibe die langfristige Sicherheit von Mensch und Umwelt vor Auswirkungen durch die eingelagerten radioaktiven Abfälle. Dies sei nach dem aktuellen Stand nur durch die Rückholung der in der Asse eingelagerten Abfälle gewährleistet.
Immer wieder Verzögerungen bei Vorbereitung zur Bergung
Die Behörde habe kürzlich die für die bergtechnische Beurteilung verantwortlichen Fachleute beim BfS mit einer aktuellen Stellungnahme zur bergbaulichen Situation der Asse beauftragt, sagte Emrich weiter. Demnach werde eine Rückholung der Abfälle unwahrscheinlich, "wenn sich der Zeitbedarf für die Planung, Genehmigung und Realisierung der hierfür notwendigen Schritte wie bisher fortsetzt". Bei der Stellungnahme handele es sich jedoch nicht um ein Positionspapier des BfS oder eine grundlegende Neubewertung der Gesamtsituation der Asse, betonte Emrich.
Zu der Authentizität des Schreibens der BfS-Vizepräsidentin vom 25. November sagte Emrich, das darin wiedergegebene Zitat stamme nicht von Nöthel, sondern aus der Stellungnahme der Bergfachleute. Die Vizepräsidentin habe in dem von der "Braunschweiger Zeitung" zitierten Brief vielmehr klargestellt, dass es sich nicht um eine fachliche Neubewertung der Stillegung handele.
Die Vorbereitungen zur Bergung der Abfälle hatten sich in den vergangenen Monaten immer weiter verzögert. Zuletzt verschob das BfS das Anbohren der ersten Atommüllkammer auf das kommende Jahr. Durch die Bohrungen soll ermittelt werden, in welchem Zustand sich die Kammern und die Abfälle befinden und ob eine Rückholung möglich ist.
Das niedersächsische Umweltministerium hatte die Genehmigung für die erste Bohrung mit umfassenden Auflagen versehen, die das BfS bislang nicht vollends erfüllen konnte. Bürgerinitiativen und Oppositionsparteien vermuten schon länger, dass die Umweltministerien in Berlin und Hannover die Rückholung des Atommülls absichtlich verzögern. Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte diesen Verdacht geäußert. (dapd)