Bonn. . In Bonn hat die Konferenz zur Zukunft Afghanistans begonnen. Den Tagungsort kennt man, auch wenn man ihn nicht sofort er-kennt. Es ist der ehemalige Plenarsaal des Bundestages.
Helles Holz und blaue Stühle: Ja, es ist tatsächlich der Plenarsaal des ehemaligen Bonner Bundestages. Doch wo früher ein rundlicher Bundesadler an der Wand über dem Redner thronte, stehen an diesem Montag die Flaggen von rund hundert Ländern, die an der Konferenz zur Zukunft Afghanistans teilnehmen.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP), ein Bonner, begrüßte die mehr als 1000 Teilnehmer am Montag. „Ziel dieser Konferenz ist es, die Voraussetzungen für ein freies, sicheres und erfolgreiches Afghanistan zu schaffen“, sagte Westerwelle. „Wir sagen den Menschen in Afghanistan: Wir lassen Euch nicht allein, Ihr werdet nicht im Stich gelassen.“ Afghanistan und seine Menschen bräuchten eine „klare Verpflichtung für andauernde und nachhaltige Unterstützung „für das Jahrzehnt über 2014 hinaus“.
Die Konferenz soll nun erörtern, wie es nach dem Abzug der Kampftruppen der USA und ihrer Verbündeten aus Afghanistan Ende 2014 weitergehen soll mit dem internationalen Engagement und der Aussöhnung der verfeindeten Stämme. Das wichtige Nachbarland Pakistan nimmt an dem Treffen jedoch nicht teil, auch Vertreter der islamistischen Taliban sind nicht beteiligt.
Auf dem Petersberg schlafen diesmal die Afghanen
Die erste internationale Konferenz über Afghanistan nach dem Ende der Taliban-Herrschaft hatte 2001 auf dem Petersberg vor den Toren Bonns getagt. Zehn Jahre später residieren dort die afghanischen Delegierten mit Fach- und Sicherheitsbeamten, insgesamt 80 Personen.
Im alten Bundestagsgebäude des Architekten Peter Behnisch tagten die Abgeordneten von 1992 bis zum Berlin-Umzug 1999. Heute heißt der Komplex World Conference Center Bonn, kurz WCCB. Neben dem ehemaligen Plenarsaal gehört dazu auch das 1875 erbaute Gronauer Wasserwerk. Hier tagte der Bundestag in den Jahren 1986 bis 1992.
Vor dem Kunstmuseum gab es ein Konzert aus Trillerpfeifen
Die Delegierten der Afghanistan-Konferenz wurden am Montagmorgen mit Protesten empfangen. Am Kunstmuseum versammelten sich etwa 40 Demonstranten mit Trillerpfeifen und Transparenten. Darauf forderten sie, den Krieg in Afghanistan zu beenden und zivil zu helfen. Die Friedensaktivisten stünden „stellvertretend für die gesamte Friedensbewegung und eine breite Mehrheitsmeinung gegen den Afghanistan-Krieg“, sagte der Geschäftsführer des Netzwerkes Friedenskooperative, Manfred Stenner.
dapd/afp