Teheran. . Der Iran hat Medienberichten zufolge eine unbemannte Drohne der USA abgeschossen. Demnach handelt es sich um eine US-Aufklärungsdrohne vom Typ RQ-170. Ein iranischer Militärvertreter Irans kündigte eine militärische Reaktion an, die nicht auf iranischen Grenzen beschränkt bleiben würde.

Im Konflikt zwischen dem Iran und den USA droht eine militärische Eskalation. Die iranische Armee schoss ein unbemanntes Aufklärungsflugzeug der USA ab, wie ein staatlicher Fernsehsender der Islamischen Republik am Sonntag berichtete. Zudem drohte die Regierung in Teheran den Berichten zufolge mit einer militärischen Reaktion außerhalb des Irans.

Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran sind derzeit ohnehin sehr groß. Als sich zuletzt die Hinweise auf ein Atomwaffenprogramm der Regierung in Teheran verdichteten, flammte zudem in Israel die Debatte über einen Angriff auf die Nuklearanlagen des Irans auf. Der jüdische Staat liegt in der Reichweite iranischer Raketen.

Flugzeug von iranischen Soldaten beschlagnahmt

Die näheren Umstände des Abschusses im Osten des Irans blieben zunächst unklar. Der staatliche, arabisch-sprachige Sender Al-Alam berief sich in seinem Bericht auf einen Militärvertreter, dessen Name nicht genannt wurde. „Die iranische Armee hat die eindringende amerikanische Drohne RQ-170 im Osten des Landes abgeschossen“, sagte der Vertreter. Das Flugzeug habe nur geringen Schaden erlitten und sei von iranischen Soldaten beschlagnahmt worden.

Die Regierung in Teheran wertete den Vorfall Medienberichten zufolge als Verletzung des iranischen Luftraums und kündigte eine Antwort darauf an. „Irans militärische Reaktion auf die Verletzung unseres Luftraumes durch die amerikanische Spionagedrohne wird nicht mehr auf die iranischen Grenzen beschränkt bleiben“, sagte ein Militärvertreter ebenfalls nach einem Bericht von Al-Alam.

Es ist nach Vorfällen im Januar am Golf und im Juli in Kom das dritte Mal in diesem Jahr, dass der Iran den Abschuss westlicher Aufklärungsflugzeuge meldet. Bislang hat er aber nicht mit einer militärischen Reaktion gedroht. Experten zufolge könnte die Regierung in Teheran zur Vergeltung Angriffe im Persischen Golf fliegen oder die Meeresstraße von Hormus schließen, durch die rund 40 Prozent der Ölproduktion aus der Golfregion exportiert wird. Die USA wiesen Anfang und Mitte des Jahres die Berichte über einen Abschuss zurück und erklärten, verschiedene Drohnen seien in der Vergangenheit wegen technischen Versagens abgestürzt.

Die deutschen Sicherheitsbehörden verdächtigen den Iran, für den Fall eines US-Angriffs Anschläge auf amerikanische Militärflugplätze in Deutschland zu planen. Generalbundesanwalt Harald Range hatte am Donnerstag in Karlsruhe ein entsprechendes Ermittlungsverfahren bestätigt. Eine unmittelbare Gefahr bestehe allerdings nicht, sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke. Die „Bild“-Zeitung hatte berichtet, der Iran wolle mit den Anschlägen Nachschub und Logistik der Amerikaner lahmlegen. Die Bundesanwaltschaft ermittle in diesem Zusammenhang wegen des Verdachtes der Agententätigkeit zu Sabotagezwecken gegen einen deutschen Geschäftsmann, der konspirativen Kontakt mit der iranischen Botschaft in Berlin gepflegt haben solle.

Israel dämpft Ton gegenüber Iran

Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte am Samstag bekräftigt, dass seine Regierung dem Druck aus dem Ausland nicht nachgeben werde. „Wir halten mit aller Macht an den Prinzipien und Werten unserer Revolution fest, selbst wenn die ganze Welt sich gegen uns erhebt“, hieß es in Äußerungen, die am Samstag auf seiner Internetseite veröffentlicht wurden. Es war das erste Mal, dass sich der Präsident seit dem Sturm auf die britische Botschaft am Dienstag zu Wort meldete. Der Vorfall hat Risse in der iranischen Führung offenbart: Während sich das Außenministerium umgehend für das Vorgehen der Demonstranten entschuldigte, wurde die Tat von Kritikern Ahmadinedschads als Ausdruck des Volkszorns gelobt.

Die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran haben sich zugespitzt, nachdem die US-Regierung und Großbritannien ihre Sanktionen im Atomkonflikt verschärft hatten. Nach dem Sturm seiner Botschaft hatte Großbritannien die iranischen Vertreter ausgewiesen und seine eigenen Diplomaten zurückgerufen. Auch Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande holten ihre Botschafter aus Teheran nach Hause. Der Westen hat den Iran im Verdacht, an Atomwaffen zu arbeiten. Die Regierung in Teheran hat den Vorwurf stets zurückgewiesen.

Die USA haben im Atomkonflikt nie einen Militärschlag ausgeschlossen. Israel hat zuletzt wochenlang öffentlich über einen Präventivschlag gegen das iranische Atomprogramm debattiert. Die Islamische Republik hat wiederholt erklärt, in einem solchen Fall mit aller Macht zurückzuschlagen.

Israels Verteidigungsminister Ehud Barak dämpfte am Wochenende den Ton gegenüber dem Iran. Er wies Spekulationen zurück, wonach die Regierungen in Washington und Jerusalem im Geheimen bereits Sabotageakte im Iran verübten. „Nein, ich denke nicht, dass das so ist“, sagte er auf die Frage, ob der Krieg bereits begonnen habe. „Ich denke, die Antwort auf ihre Frage ist negativ.“

Im November war es im Iran zu zwei Explosionen gekommen, die den Spekulationen zufolge die Folge von Sabotageakten waren. In einem der beiden Fälle wurde mindestens ein Dutzend Soldaten der Revolutionsgarden getötet, einer Elite-Einheit der iranischen Armee, die der Regierung besonders nahe steht. Der Iran hat Israel und den USA die Schuld unter anderem für den Tod oder das Verschwinden mehrerer Atomwissenschaftler zugewiesen. Zudem wurden Computer-Viren in iranische Systeme eingeschleust, die auch in Atomanlagen Schäden anrichteten. (rtr)