Rom.. Die neue Experten-Regierung hält sich von der Öffentlichkeit fern.

Eine solche Art von Politik haben die Italiener schon lange nicht mehr erlebt, vielleicht sogar nie: In den vergangenen beiden Wochen sahen sie sich einer Regierung gegenüber, die nicht redete, nicht im Fernsehen auftrat, dafür umso härter arbeitete. Verblüfft sah Italien seine Parteien: ausmanövriert, zum Zuschauen verdammt; nicht einmal gegenseitig beharken konnten sie sich, weil sie sich ja (beinahe) einstimmig hinter Ministerpräsident Mario Monti und dessen „Experten-Regierung“ gestellt hatten. Und bis auf Silvio Berlusconi, der einmal für ein paar Minuten versuchte, eine Art Wahlkampf loszutreten, war von der alten Regierung nichts mehr zu sehen.

Gespenstischer Frieden

Der Burgfrieden wirkte fast gespenstisch. Und jetzt endet er. Am Wochenende will Monti seine Karten aufdecken: Den Parteien und den Gewerkschaften stellt er das große Paket vor, mit dem Italien die von der EU geforderten Spar- und Sanierungsmaßnahmen umsetzen will.

Früher hätte man in Italien für Beschlüsse von weit geringerer sozialer Härte zuerst langfristige Verhandlungen einberufen. Monti will verhindern, dass die Maßnahmen zerredet werden. Deshalb will er Parteien und Gewerkschaften nur „informieren“ und das Paket am Montag vom Kabinett verabschieden lassen. Das Parlament bekommt für die Beschlüsse dann bis Weihnachten Zeit, dann sollte, so hoffen alle in Rom, Italien krisenfest sein.

Was das regierende Techniker-Team – Professoren, Banker, Arbeitsrechtler – erarbeitet hat, davon ist bisher kaum etwas nach außen gedrungen. Monti sagte in einer seiner knappen Äußerungen, er wolle nicht nur sparen. Der Regierungschef, vom Wohlwollen der Wählermehrheit getragen, plant Strukturreformen für den Staatsetat; die unvermeidlichen „Opfer“ will er „sozial ausgewogen“ verteilen, durch „Nutzen“ in anderer Form erträglich machen und Italien nach fast 20 Jahren wirtschaftlichen Stillstands auf den Pfad des Wachstums führen.

Sicher ist, dass Monti an die Renten, vor allem die Frühverrentung, gehen und den Reichtum der Familien finanziell anzapfen will. Gegen beides haben linke Gewerkschaften und Berlusconis Rechte bereits Mauern aufgebaut. Die Schlacht beginnt am Montag.