Hamburg. . Guttenberg hätte sein Minister-Amt auch ohne Plagiats-Affäre früher fallen lassen, schreibt er in seinem Buch. Bei seiner Kritik an den Politiker-Kollegen legt der Ex-Minister indes nach: Er sei fasziniert von der “erschütternden Unkenntnis bis in die politischen Spitzen hinein“.

Ungeachtet der Plagiatsaffäre hatte Karl-Theodor zu Guttenberg als Verteidigungsminister nicht bis zum Ende der Legislaturperiode durchhalten wollen. "Ich habe der Bundeskanzlerin Ende letzten Jahres angekündigt, dass ich wahrscheinlich vor Ende der Legislaturperiode aufhören werde", sagt Guttenberg laut "Spiegel" in seinem Interviewbuch "Vorerst gescheitert", das kommende Woche erscheint.

Darin beklagt sich der einstige CSU-Hoffnungsträger auch über die politische Ahnungslosigkeit anderer Politiker. Er sei fasziniert von der "erschütternden Unkenntnis bis in die politischen Spitzen hinein, was Mechanismen, Regeln und Abläufe internationaler Kapitalströme anbelangt".

CSU-Chef Seehofer legt bei Kritik nach

CSU-Chef Horst Seehofer hat Guttenberg wegen der Inszenierung seiner Rückkehr in die Politik kritisiert. „Ich erkenne an dem Auftritt von Karl-Theodor zu Guttenberg und an dem Interview viel von seiner Persönlichkeitsstruktur wieder. Diese Art und Weise, andere herabzusetzen, um sich selbst zu erhöhen, geht so aber nicht“, sagte Seehofer dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“.

Auch Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) übte Kritik an Guttenbergs Auftreten. „Ob er sich mit seinem Auftritt in Kanada einen Gefallen getan hat? Eigentlich hat Karl-Theodor diese Fundamentalkritik an der europäischen Politik doch gar nicht nötig“, sagte Aigner dem Blatt.

FDP bescheinigt Guttenberg "Stilunsicherheit"

FDP-Generalsekretär Christian Lindner dagegen unterstützt inhaltlich die Kritik von Guttenberg (CSU) am Erscheinungsbild der Union. Lindner sagte am Sonntag im Bayerischen Fernsehen: "In der Sache ist das ja nicht völlig unberechtigt." So stelle sich die mittelständische Wirtschaft insbesondere bei der CDU angesichts der Mindestlohndebatte die Frage, ob diese Partei noch die "liberal-konservative Kraft" von früher sei.

Lindner warf Guttenberg allerdings wegen der Art seines Vorgehens eine "große Stilunsicherheit" vor.

45 Prozent der Deutschen wollen Guttenbergs Rückkehr in die Politik

Für eine Rückkehr von Guttenberg in die aktive Politik sprach sich Ex-Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) aus. „Guttenberg ist für viele Menschen ein Hoffnungsträger, weil er das Kartell der grauen Mäuse sprengt. Ich würde auf ihn nicht verzichten“, sagte er. Ähnlich äußerte sich Junge-Union-Chef Philipp Mißfelder (CDU): „Jeder hat eine zweite Chance verdient. Viele Mitglieder unserer Basis wünschen sich eine Rückkehr von zu Guttenberg in die Politik.“

Eine große Mehrheit der Deutschen (72 Prozent) nimmt es dem ehemaligen Verteidigungsminister nicht ab, dass er in seiner Doktorarbeit aus Versehen abgeschrieben hat. Nur 24 Prozent glauben Guttenbergs Darstellung, nicht absichtlich kopiert zu haben. Das ergab eine repräsentative Emnid-Umfrage für „Bild am Sonntag“. Dennoch halten viele Deutsche den CSU-Politiker auch für hohe und höchste Ämter geeignet. 45 Prozent der Deutschen befürworten seine Rückkehr in die aktive Politik. 50 Prozent der Befragten sind dagegen.

Guttenberg arbeitet einem Medienbericht zufolge stärker an seine Rückkehr in die Politik als bisher bekannt. Er habe bereits im September gegenüber einem CSU-Trupp, der ihn in den USA besuchte, durchblicken lassen, dass er an einem zeitnahen Comeback arbeite, berichtet das Nachrichtenmagazin „Focus“ laut Vorabbericht. Seitdem habe Guttenberg die Kontakte zur Partei erheblich intensiviert, vor allem zu seinem alten Bezirksverband Oberfranken. Mit dem CSU-Kreisverband in Lichtenfels sei vereinbart, dass zu Guttenberg sich bis zum Frühjahr entscheide, ob er im dortigen Wahlkreis wieder für den Bundestag kandidiere. (dapd)